Andrea Hahn referierte über das 18. Jahrhundert

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Marbacher Schillervereins im Bürgersaal des Rathauses hielt Andrea Hahn im Vorfeld des Marbacher 18. Jahrhundert-Fests ein Referat mit dem Titel „Als die Welt eine andere wurde – das lange 18. Jahrhundert“. Hahn, selbst Vorstandsmitglied des Vereins, beleuchtete ein Jahrhundert des Wandels, in dem sich Gesellschaft, Philosophie und Wissenschaften tiefgreifend veränderten.

 

Ein zentraler Umbruch betraf das Verständnis von Familie und Ehe. Die Idee, dass Liebe statt gesellschaftlicher Notwendigkeiten die Grundlage der Ehe sein sollte, gewann an Bedeutung. Hahn zeigte, wie dieses neue Familienbild insbesondere das Rollenverständnis der Frauen prägte – ein Konzept, das damals revolutionär war und heute fremd erscheinen mag.

Untrennbar mit dem 18. Jahrhundert verbunden ist die Aufklärung – eine Haltung, derzufolge Vernunft als Weg zur Mündigkeit verstanden wird. Hahn verwies auf Cogito, ergo sum als Aufruf, die Welt mit dem eigenen Verstand zu begreifen. Ein herausragender Vertreter dieses Denkens war Tobias Mayer. Seine astronomischen und mathematischen Forschungen machten ihn zu einer wissenschaftlichen Säule der Aufklärung. Gemeinsam mit Friedrich Schiller, der die geistige Erneuerung dieser Zeit in seinen Werken verarbeitete, steht er für den Geist des Fortschritts.

Auch Marbach erlebte im 18. Jahrhundert einen Neuanfang. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1693 wurde die Stadt wiederaufgebaut, viele der bis heute prägenden Gebäude stammen aus dieser Zeit. Während Europa von Kriegen erschüttert wurde, blieb Marbach vergleichsweise friedlich. Doch nicht nur die Stadtstruktur veränderte sich. Auch die sozialen Bindungen wandelten sich. Freundschaften wurden zunehmend gemeinsamen geistigen Interessen bestimmt, statt nur von gesellschaftlichen Konventionen. Schiller lebte dieses Ideal und machte es in seinen Briefen und Werken sichtbar.

Das Jahrhundert des Wandel wurde aber auch von Krisen erschüttert. Das Erdbeben von Lissabon 1755 stellte für viele Intellektuellen eine fundamentale Erschütterung ihres Weltbildes dar. Der Glaube an eine allein durch Vernunft gestaltbare Welt geriet ins Wanken.

In diesem Spannungsfeld aus Aufbruch und Zweifel gewann Bildung an Bedeutung. Wissen wurde nicht mehr nur einer Elite vorbehalten, sondern durch Zeitschriften und Bücher breiter zugänglich. Dennoch war die Romankultur umstritten – manche sahen in ihr eine Bedrohung der Moral.

Hahn machte deutlich: Das 18. Jahrhundert war eine Epoche zwischen Aufklärung und Krise, zwischen Fortschrittsglauben und Erschütterung. Schiller entwickelte aus diesem Spannungsfeld seine Vision einer Gesellschaft, die sich durch Schönheit, Wahrheit und Freiheit definiert. Diese Werte prägen bis heute unser Denken.

Der Vortrag lud dazu ein, Geschichte nicht als abgeschlossene Vergangenheit zu betrachten, sondern als lebendigen Prozess. Eine Auseinandersetzung mit den Ideen des 18. Jahrhunderts hilft, Entwicklungen bis in die Gegenwart besser zu verstehen – auch in Marbach.

Um Schillers Geburtshaus zu erweitern hat der Schillerverein Marbach eben erst das Nachbarhaus erworben, – ein weiteres Kapitel in der Geschichte von Marbach. Die Tilgung des Darlehens hat begonnen, und zur Rückzahlung ist der Schillerverein auf Spenden angewiesen. Sobald die entsprechenden Förderzusagen vorliegen, wird mit dem Umbau begonnen, um es barrierefreier und serviceorientierter zu gestalten.

Diese Weiterentwicklung zeigt, wie historische Ideen in der Gegenwart weiterwirken können. Helfen Sie, dieses Projekt zu realisieren! Ihre Spende trägt dazu bei, das Darlehen zügig zu tilgen. Spenden können direkt auf das Konto bei der VR-Bank Ludwigsburg (IBAN: DE80 6049 1430 0865 0210 07) mit dem Verwendungszweck „Ankauf Nachbarhaus“ überwiesen werden. Bitte geben Sie für die Spendenbescheinigung Ihre Adresse an. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! LO 02.04.2025

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