Der Marbacher Orgelbauer Peter Plum hat in über vier Jahrzehnten 120 große Orgeln erschaffen. Nach der Lehre zog es den gebürtigen Aachener nach Belgien und nach Afrika, seit 1958 lebt er im Kreis Ludwigsburg.

Peter Plum schaut auf ein gewaltiges Lebenswerk zurück: In über 40 Berufsjahren hat der Wahl-Marbacher zig Orgeln konstruiert und gebaut. Im ganzen Land sind sie verteilt. Allein 120 große Instrumente hat der gebürtige Aachener in der Marbacher Schillerstraße erschaffen, wo er als Orgelbaumeister zeitweise bis zu zwölf Mitarbeiter beschäftigte. Durchnummeriert bis Opus 120 in Wort und Bild, finden sich die Instrumente aus seiner Werkstatt seit Kurzem auch in einem Buch wieder. Texte und Fotos stammen vom dem Meister selbst.

 

Rund 30 kleine Orgeln hat Plum darüber hinaus auch noch gebaut. Eine solche ziert sein Wohnzimmer. Ein kleines Konzert mag der 85-Jährige allerdings nicht geben. „Nur für den Hausgebrauch“, sagt er und hebt die Hände. Unzählige Namen, unzählige Kontakte waren es, die im Zusammenhang mit dem Orgelbau sein Leben begleiteten. 35 Orgelsachverständige führt er in seinem Buch auf: stete Partner seines Orgelbauerdaseins. Denn gemeinsam mit den Sachverständigen wird die Disposition für ein jedes Instrument festgelegt. Und zwar für die jeweilige Kirche, in der eine neue Orgel fortan die Herzen und Ohren der Gläubigen erreichen soll. Die Disposition legt fest, wie viele Register und Manuale die Orgel bekommen soll.

Nach dem Krieg in Baracken gearbeitet

Doch zurück zu den Anfängen: als 15-Jähriger stieß Plum auf eine Anzeige, in der ein Lehrling als Orgelbauzeichner gesucht wurde. „Durch die Luftangriffe war auch in den Kirchen so viel zerstört worden, dass auf die Orgelbauer in Deutschland viel Arbeit wartete“, erzählt Plum, der mit seiner Entscheidung, in einem kleinen Aachener Betrieb zu starten, genau richtig lag. „Ich war begeistert von dieser Aufgabenvielfalt. Nicht nur habe ich konstruktive Arbeiten erledigt, ich wurde auch häufig vom Meister herangezogen, um ihm zu helfen.“ Der habe ihn schließlich dazu veranlasst, den Orgelbau in seine ganzen Komplexität zu erlernen. „In dem Betrieb, der von Kriegsheimkehrern aufgebaut wurde, arbeiteten wir zunächst in Baracken. Um überhaupt eine Orgel reparieren zu können, mussten wir zahllose Einzelteile zusammen suchen“, berichtet Plum, der beim Erzählen immer wieder darauf zurückkommt, wie facettenreich sein Handwerk ist: „Darin stecken so viele Berufe.“ Um etwa Pfeifen zu bauen und die entsprechende Zinn-Blei-Legierung aus rund 40 Kilogramm schweren Barren zu schmelzen, brauche es das Wissen aus der Metallverarbeitung. So habe Plum gelernt, dass Zinn die Pfeifen prinzipiell stabiler macht, aber dass Blei den Ton weicher und runder gestaltet. „Schreiner- und Schmiedearbeiten sind ebenso von Nöten wie das Fachwissen aus elektrischen und sanitären Aufgabengebieten, denn es müssen ja Windleitungen in der Orgel gelegt werden.“

Nach der Lehre zog es Peter Plum erst einmal in die Ferne: Zunächst nach Belgien, dann an verschiedene Stationen in Afrika. Dort lernte er Instrumente aus der Ludwigsburger Manufaktur Walcker kennen, die er instand setzte und stimmte. 1958 kehrte Plum nach Deutschland zurück und landete als einer von gut 20 Zeichnern bei Walcker. Die gleichnamige Berufsschule besuchte er parallel zur Arbeit und schloss sie 1964 mit der Meisterprüfung ab. Kurz nach der Rückkehr nach Deutschland hatte er seine spätere Frau Heidrun kennen gelernt, die er 1965 heiratete und mit der er die beiden Söhne Uwe und Ingo hat.

Diverse Herausforderungen in den Kirchen

Im selben Jahr gründete Plum dann auch sein Konstruktionsbüro in Marbach, wo er anfangs auch einen Mitarbeiter beschäftigte. Er konstruierte Orgeln, die er individuell in den Kirchenraum einplante und dabei auch die vorhandene Gegebenheiten, wie etwa Kirchenfenster, in das instrumentale Gesamtbild einpasste. „Oft waren keine Raumpläne vorhanden“, erinnert sich Plum, der diesbezüglich an diverse Herausforderungen zurückdenkt: „Messungen in rund 30 Metern Höhe . . .“

Die Konstruktion von passgenauen Kirchenorgeln nahm in dieser Zeit eigentlich seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Bis ihn eines Tages ein Orgelsachverständiger ansprach und ihn fragte: „Warum bauen Sie denn nicht selber welche?“ „Das war so verlockend für mich“, verrät Plum schmunzelnd und führt aus, dass er in der Schillerstraße dann doch noch eine Werkstatt bauen und das Büro weiterentwickeln ließ.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern hat Orgelbauer Peter Plum dort bis ins Jahr 2002 hinein gewirkt. Als Handwerker, Künstler, Feingeist und Ästhet .