Kaum eine andere Sängerin hat das Genre der Volksmusik so nachhaltig geprägt wie Margot Hellwig – am 5. Juli wird sie achtzig.

München - Gut fünf Jahre nach ihrem Bühnenabschied steht ihr Name immer noch für volkstümliche Musik: Kein Wunder, denn kaum eine andere Künstlerin hat das Genre so nachhaltig geprägt, wie Margot Hellwig. Am 5. Juli wird die in Reit im Winkl geborene und seit vielen Jahren in München lebende Künstlerin 80 Jahre alt.

 

„Nein“, sagt sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, „Angst macht mir diese Zahl nicht. Aber ein Hammerschlag ist das schon – wenn man bedenkt, wie viel Zeit vergangen ist.“ Viele Jahre, die dann doch irgendwie schnell vorüber gegangen seien. Vor allem aber blicke sie auf ein „erfülltes Leben“ zurück, auf ein Leben mit Höhen und Tiefen. „Es war alles dabei, was zum richtigen Leben gehört.“

In München studierte sie Gesang

Und sicher noch einiges mehr. Schließlich war sie schon in frühester Kindheit musikalisch unterwegs: Sie begleitete ihre singende Mutter Maria zu deren Konzerten, mit acht Jahren nahm sie Klavierunterricht, bald darauf Gesangsstunden. Nach der Schulzeit studierte sie in München Gesang.

Als 1963 die erste gemeinsame Single von Mutter und Tochter erschien („Servus, Gruezi und Hallo“) war eine über mehrere Jahrzehnte hinweg gültige Erfolgsformel gefunden: Das Duo Maria (1920-2010) und Margot Hellwig wurde zum Gesicht und zur Stimme der volkstümlichen Musik – mit ihren weltweiten Tourneen wurden sie zu globalen Botschafterinnen deutscher Volksmusik-Gemütlichkeit.

Auch solo erfolgreich

Rund 10 000 Shows absolvierte das Duo gemeinsam und erreichte dabei, nach eigenen Angaben, etwa fünf Milliarden Zuschauer. In Deutschland wurde das stets im Dirndl-Outfit auftretende Zweigespann vor allem durch die Moderation der Fernsehsendung „Die Musik kommt“ bekannt. Über 500 Mal haben sie den TV-Hit präsentiert. Darüber hinaus schlug Margot Hellwig Ende der 1980er Jahre eine ebenfalls erfolgreiche Solo-Karriere ein – die sie im Dezember 2015 medial wirksam in der Florian Silbereisen-TV-Show „Adventsfest der 100 00 Lichter“ beendete. 

Hat sie den Schritt nicht manchmal bereut? „Nein, überhaupt nicht“, macht sie klar: „Es war der richtige Entschluss zum richtigen Zeitpunkt.“ Da während der Zeit ihr Ehemann schwer krank war, wollte sie voll und ganz für ihn da sein – ohne Terminstress und berufliche Verpflichtungen. „So konnte ich meinen Mann bis zum letzten Atemzug zu Hause behalten und bei ihm bleiben“, erinnert sie sich, „das gibt einem ein Gefühl des Friedens, und man spürt, dass man es richtig gemacht hat.“

Operetten-Genuss im Gasteig

Silbereisen habe ihr ohnehin einen perfekten Bühnenabschied bereitet, als sie mit ihm vor Millionen von Fernsehzuschauern das Lied „Sag zum Abschied leise Servus“ sang. „Da habe ich schon schlucken müssen“, gibt sie zu, „da ist vor meinem inneren Auge die ganze Zeit vorbeigezogen: von den Anfängen im elterlichen Bauerntheater bis zu den Fernsehauftritten mit meiner Mutter.“ Musik spielt natürlich auch heute noch eine Rolle im Leben der Sängerin. Sie höre gerne klassische Musik, und im Dezember gehe die Operetten-Liebhaberin mit Freundinnen in die „Budapester Operettengala“ im Gasteig. 

Fest im engsten Familienkreis

Ganz ohne Verpflichtung verläuft das Leben von Margot Hellwig auch im Ruhestand nicht. Dafür sorgt ihre Hundedame Leni. Jeden Morgen stehe sie um sechs Uhr auf, um mit anderen Hundebesitzern Gassi zu gehen. Der Hund bringe Struktur in ihr Leben – und er sorgt dafür, dass die Sängerin fit bleibt. So blickt sie nach überstandener Brustkrebs-Erkrankung und mit zwei neuen, „tadellos funktionierenden“ Kniegelenken zuversichtlich in die Zukunft. „Egal was kommen wird“, sagt die Mutter von zwei Söhnen und dreifache Oma, „so schnell wird mich nichts umhauen.“ Ihren runden Geburtstag feiert Margot Hellwig am 5. Juli in München mit einem Gartenfest „im engsten Familienkreis“.