Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch ist bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi Mitfavoritin in den Disziplinen Super-Kombination, Abfahrt und Slalom - also möchte die 29-Jährige auch Edelmetall mit nach Hause bringen.

Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch ist bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi Mitfavoritin in den Disziplinen Super-Kombination, Abfahrt und Slalom - also möchte die 29-Jährige auch Edelmetall aus Russland mit nach Hause bringen.

 

Krasnaja Poljana - Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch startet mit dem ersten Abfahrtstraining am Donnerstag in ihre letzten Winterspiele. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa sagt die potenzielle Fahnenträgerin und Mitfavoritin in den Disziplinen Super-Kombination, Abfahrt und Slalom: „Olympia ohne Medaille wäre für mich schon eine Enttäuschung.“

Mit welchen Gefühlen geht man in die zweiten Olympischen Spiele, nach dem die ersten mit zweimal Gold so erfolgreich waren?

Mit einer gewissen Anspannung und Aufgeregtheit. Aber auch, weil es eben letztes Mal so erfolgreich für mich lief, gelassener und mit ein bisschen weniger Druck.

Gibt es trotzdem noch ein Kribbeln?

Egal was vorher passiert ist: Olympische Spiele sind was Besonderes. Noch dazu, weil ich erleben durfte, was es bedeutet, Doppel-Olympiasiegerin zu werden. Das Bewusstsein, man bekommt jetzt wieder die Chance, etwas so Außergewöhnliches zu schaffen, das bringt schon Kribbeln mit rein.

Welche Erinnerung gibt es an die Siegerehrungen 2010?

Es ist schwer, das richtig im Kopf zu behalten, mit den Gefühlen und allem. Natürlich weiß ich noch ungefähr, wie es war, aber in der Erinnerung läuft das ab wie ein Film. Wenn man abends auf der Medal Plaza oben steht, der eigene Kopf überdimensional groß auf der Leinwand zu sehen ist und die deutsche Hymne gespielt wird, das sind wahnsinnige Emotionen, die man so gar nicht mehr nachfühlen kann. Das erlebt man so richtig nur in dem Moment.

Welches Bild überwiegt? Das, das man sich selbst gemacht hat, oder das, das man durch die Kameraperspektive präsentiert bekommt?

Eher die Draufsicht. Weil man das immer wieder sieht. Und die eigene Ansicht, die hat man eben nur dieses eine Mal erlebt. Das präsenteste Bild ist das, wie ich nach dem Slalom in den Schnee falle. Das zweite Mal Gold!

Was darf man sich denn für Sotschi erhoffen - ähnliche Bilder?

Die Saison läuft nicht perfekt, aber sehr gut. In der Super-Kombi könnte ich gute Chancen haben, aber eine Garantie hat man nie. Man kann Pech haben mit dem Wetter, die Bedingungen können sein, wie man sie überhaupt nicht gerne hat.

Sie haben immer wieder gesagt: Mit einem Olympiasieg abtreten, das wäre das Größte. Wie denken Sie heute darüber?

Ich muss sehen, wie es in Sotschi läuft. Und danach eine Entscheidung treffen, ob das der richtige Zeitpunkt ist. Momentan kann ich das emotional nicht einschätzen. Wenn es extrem schlecht läuft, könnte ich sagen: So kann ich nicht aufhören. Aber auch: Mir reicht's, ich mag nicht mehr. Andersherum: Wenn es super läuft, dann ist es entweder der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören, oder aber ich sage: Nein, ich will noch mehr. Keine Ahnung. Ich weiß es noch nicht.

Sind denn zwei Medaillen wiederholbar, oder gar drei machbar?

Ich würde nie im Leben sagen, das ist mein Anspruch oder meine Erwartungshaltung. Da muss einfach alles passen. In Vancouver ist an den beiden Tagen einfach alles perfekt gelaufen. Aber die bisherigen Weltcup-Ergebnisse in Slalom, Abfahrt und Super-Kombi zeigen, dass ich in den drei Disziplinen um eine Medaille mitfahren könnte.

Abfahrts-Gold würde ihnen besonders viel bedeuten...

... natürlich.

Warum?

Das ist die Königsdisziplin. Ich habe die Abfahrt vor zwei Jahren in Sotschi gewonnen, bin in der Abfahrt im Moment sehr gut drauf. Aber das heißt noch alles gar nichts.

Gibt es denn eine denkbare Situation, in der Sie sagen würden, die Spiele waren gut, obwohl es kein Edelmetall gab?

Hm. Olympia ohne Medaille wäre für mich schon eine Enttäuschung. Das ist ganz klar. Aber trotzdem kann es so werden, aus irgendwelchen Umständen, weil vielleicht seltsame Bedingungen herrschen oder weil ich krank werde.

Was trauen Sie den anderen Alpinen zu?

Bei Vicky (Rebensburg) muss man schauen, wie es nach der langen Pause geht. Sie ist im Riesenslalom auf jeden Fall und auch im Super-G eine, die in die Top 3 fahren kann. Wir sind ja leider ein sehr, sehr kleines Team, nur noch Babsi Wirth und Tina Geiger. Aber ich denke schon, dass wir uns alle gut präsentieren werden.

Los geht es am Freitag mit der Eröffnungsfeier. Sie sind eine Kandidatin als Fahnenträgerin.

Ich würde das natürlich total gerne machen, das wäre eine Riesen-Ehre. Aber es gibt auch andere, die schon sehr erfolgreich waren und auch ihre letzten Spiele machen. Schau'n wir mal.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele machen nicht nur sportliche Themen Schlagzeilen, sondern auch politische. Menschenrechte, Sicherheit etc. sind ein Thema - wie denken Sie darüber im Vorfeld?

Es ist das größte Sportfest der Welt, da ist es traurig, wenn man sich mit solchen Themen befassen muss. Alles in allem versuchen wir aber, uns voll und ganz auf den Sport zu konzentrieren, deswegen gehen wir dorthin. Wir wohnen im Olympischen Dorf, da sollte es in Sachen Sicherheit keine Probleme geben.

Nach Olympia: Welche Ziele gibt es noch?

Noch mal den Gesamtweltcup zu gewinnen, das ist auf jeden Fall ein Ziel. Die Chance ist so gut wie schon lange nicht mehr. Und dann gibt es die WM im nächsten Jahr. In den USA bin ich schon immer gerne gefahren.

Wie groß ist die Chance, dass man Sie in irgendeiner Rolle bei Olympia 2018 wiedersehen wird?

Die ist schon da. Nicht als Trainerin, aber vielleicht mache ich etwas fürs Fernsehen, das würde mich reizen: Bei einem solchen Großereignis mal nicht als aktive Sportlerin dabei zu sein und alles ohne Stress genießen zu können.