Schreier ist in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Seine Eltern leben dort, er besucht sie oft. Er hat einen Master in Politik- und Verwaltungswissenschaften, studierte an den Universitäten in Konstanz und Oxford. Außerdem steht in seiner Vita: Begabtenförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Jugendrat in Stuttgart-West. Mit 19 zweiter Platz beim Landeswettbewerb „Jugend debattiert“. Praktikum bei den Vereinten Nationen in Brüssel.

 

Seit zwei Jahren arbeitet er im Bundestagsbüro des ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Der sagte mal über Marian Schreier, dass er im Kopf „blitzblank aufgeräumt“ und „zukunftsorientiert“ sei. Als klar war, dass sein Mitarbeiter in eine 600 Kilometer entfernte Kleinstadt wechselt, sagte Steinbrück: „Tengen gewinnt einen hervorragenden Bürgermeister.“ Hört man Schreier über seine Pläne sprechen, kann man ihn sich schon vorstellen in all den Zweckverbänden, in denen Stadtoberhäupter mittlerweile sitzen, den interkommunalen Bau- oder Abwasserentsorgungsausschüssen, den Kreis- und Städtetagssitzungen. Rathäuser verwalten heute millionenschwere Haushalte, beschäftigen Dutzende von Mitarbeitern. Es gibt unterschiedlichste Gruppen, die ernst genommen werden wollen und zwischen denen es die Balance zu halten gilt.

Vorbei scheinen die Zeiten, als ein Mann allein auf der Brücke den Kurs des Schiffes bestimmen konnte. Vorbei die Zeiten der Basta-Politik, als Rathauschefs ihren Gemeinderat so fest im Griff hatten, dass sie mit einem Fingerstreich Beschlüsse über den Haufen werfen konnten, allein über Wohl oder Wehe von Bauprojekten entschieden oder Investitionen im Alleingang beschlossen. Heute ist Kommunikation gefragt. Es braucht auch neue Wege, um die Herzen der Wähler zu gewinnen. Man muss nicht nur Entscheidungen treffen, man muss sie auch richtig verkaufen. „Bürgermeister sind heute Manager“, sagt Schreier.

Von der Bundespolitik in die Provinz

Für einen, der aus Stuttgart und Berlin kommt, bedeutet Tengen eine enorme Umstellung: 4600 Einwohner, eine Schule, ein Edeka-Supermarkt. Er sehe sein neues Amt nicht als einen Schritt zurück von der großen Bundespolitik in die Provinzverwaltung, sagt Schreier. Er spricht viel lieber von den Gestaltungsmöglichkeiten, die ihm als Bürgermeister zur Verfügung stünden. Er sagt dann Sätze wie: „Die Kommunen müssen trotz wachsender Anforderungen und geringer finanzieller Mittel handlungsfähig bleiben“, und dass sich viele Themen aus der Bundespolitik im Kleinen wiederfinden würden – der demografische Wandel zum Beispiel oder der Umgang mit steigenden Flüchtlingszahlen. „Ich will die direkte Rückmeldung, die dieses Amt mit sich bringt.“ Neben der Sache mit dem Führerschein hat er den Tengenern im Wahlkampf noch ein Versprechen gegeben: In acht Jahren werde er sich um die zweite Amtszeit bemühen. Dass er so lange bleibt wie sein Vorgänger, glaubt er hingegen nicht.

Eine seiner Leistungen, auf die Helmut Groß besonders stolz ist, ist der Schätzele-Markt. Zwar geht die Tradition des Volksfests am letzten Oktober-Wochenende bis ins 13. Jahrhundert zurück, doch Groß hat es geschafft, den Markt zu einem der größten Feste in der Region auszubauen. Jedes Jahr kommen Zehntausende nach Tengen, die Achterbahnen und Karussells sind fast so groß wie die auf dem Stuttgarter Volksfest, das Bierzelt ist an allen Festtagen prall gefüllt. Bekannte Redner in den vergangenen Jahren waren Günther Oettinger und Winfried Kretschmann. „Ich freue mich“, sagt Helmut Groß, „dass der Markt mit meinem Namen verbunden ist.“

Wegweisende Entscheidungen in den Siebzigern

Als Helmut Groß vor 42 Jahren erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde, gab es in Tengen keine einzige Mietwohnung, kein Rathaus, und die Zimmer, in denen die Stadtverwaltung arbeitete, wurden mit einem Holzofen geheizt. Groß, der zuvor Leiter der Finanzverwaltung einer Gemeinde im Kreis Tuttlingen gewesen war, quartierte sich in einem Gasthaus ein und begann mit der Arbeit. Wegweisende Entscheidungen galt es zu treffen für die Kleinstadt, die von der Landwirtschaft geprägt war und sich in Richtung Zukunft aufmachen wollte.

Die Verwaltung war klein, so manchen Beschluss fällte daher der Chef allein. Und er musste viel entscheiden: In den Siebzigern wurde die Gebietsreform umgesetzt, ein neues Rathaus errichtet, die Bundesstraße ausgebaut. In den Achtzigern sollte endlich das Problem der Abwasserentsorgung gelöst werden, in einer Kooperation mit den Schweizer Nachbargemeinden entstand eine moderne Kläranlage. Helmut Groß und Tengen schafften es, den Tourismus in die Stadt zu holen. Heute liegt am Ortsrand ein Fünf-Sterne-Camping-Platz. Im Winter kommen Langlauf-Touristen, im Sommer locken Wanderwege und der nahe Bodensee viele Besucher an. Seit wenigen Jahren ist Tengen ein Luftkurort.

Kein anderer Bürgermeister im Land sitzt so lange auf seinem Stuhl wie Groß. Sechs Mal wurde er wiedergewählt. Doch der 67-Jährige sagt: „Die Zeiten haben sich geändert. Es ist komplizierter geworden.“ Aktuell beschäftigt ihn das Pflegeheim mit mehr als 200 Betten. 120 Angestellte arbeiten dort. Jahr für Jahr schreibt es rote Zahlen. Das Heim wird als Eigenbetrieb der Stadt geführt, der Weg zu dieser Rechtsform war lang, die Aktenordner füllen mehrere Regalmeter. „Es gibt kaum noch Politiker, die sich alle Details durchlesen“, sagt Groß. Seinem Nachfolger traut er die Aufgabe zu: „Ich glaube an Herrn Schreier.“

Steinbrück lobt Schreier

Schreier ist in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Seine Eltern leben dort, er besucht sie oft. Er hat einen Master in Politik- und Verwaltungswissenschaften, studierte an den Universitäten in Konstanz und Oxford. Außerdem steht in seiner Vita: Begabtenförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Jugendrat in Stuttgart-West. Mit 19 zweiter Platz beim Landeswettbewerb „Jugend debattiert“. Praktikum bei den Vereinten Nationen in Brüssel.

Seit zwei Jahren arbeitet er im Bundestagsbüro des ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Der sagte mal über Marian Schreier, dass er im Kopf „blitzblank aufgeräumt“ und „zukunftsorientiert“ sei. Als klar war, dass sein Mitarbeiter in eine 600 Kilometer entfernte Kleinstadt wechselt, sagte Steinbrück: „Tengen gewinnt einen hervorragenden Bürgermeister.“ Hört man Schreier über seine Pläne sprechen, kann man ihn sich schon vorstellen in all den Zweckverbänden, in denen Stadtoberhäupter mittlerweile sitzen, den interkommunalen Bau- oder Abwasserentsorgungsausschüssen, den Kreis- und Städtetagssitzungen. Rathäuser verwalten heute millionenschwere Haushalte, beschäftigen Dutzende von Mitarbeitern. Es gibt unterschiedlichste Gruppen, die ernst genommen werden wollen und zwischen denen es die Balance zu halten gilt.

Vorbei scheinen die Zeiten, als ein Mann allein auf der Brücke den Kurs des Schiffes bestimmen konnte. Vorbei die Zeiten der Basta-Politik, als Rathauschefs ihren Gemeinderat so fest im Griff hatten, dass sie mit einem Fingerstreich Beschlüsse über den Haufen werfen konnten, allein über Wohl oder Wehe von Bauprojekten entschieden oder Investitionen im Alleingang beschlossen. Heute ist Kommunikation gefragt. Es braucht auch neue Wege, um die Herzen der Wähler zu gewinnen. Man muss nicht nur Entscheidungen treffen, man muss sie auch richtig verkaufen. „Bürgermeister sind heute Manager“, sagt Schreier.

Von der Bundespolitik in die Provinz

Für einen, der aus Stuttgart und Berlin kommt, bedeutet Tengen eine enorme Umstellung: 4600 Einwohner, eine Schule, ein Edeka-Supermarkt. Er sehe sein neues Amt nicht als einen Schritt zurück von der großen Bundespolitik in die Provinzverwaltung, sagt Schreier. Er spricht viel lieber von den Gestaltungsmöglichkeiten, die ihm als Bürgermeister zur Verfügung stünden. Er sagt dann Sätze wie: „Die Kommunen müssen trotz wachsender Anforderungen und geringer finanzieller Mittel handlungsfähig bleiben“, und dass sich viele Themen aus der Bundespolitik im Kleinen wiederfinden würden – der demografische Wandel zum Beispiel oder der Umgang mit steigenden Flüchtlingszahlen. „Ich will die direkte Rückmeldung, die dieses Amt mit sich bringt.“ Neben der Sache mit dem Führerschein hat er den Tengenern im Wahlkampf noch ein Versprechen gegeben: In acht Jahren werde er sich um die zweite Amtszeit bemühen. Dass er so lange bleibt wie sein Vorgänger, glaubt er hingegen nicht.

Eine seiner Leistungen, auf die Helmut Groß besonders stolz ist, ist der Schätzele-Markt. Zwar geht die Tradition des Volksfests am letzten Oktober-Wochenende bis ins 13. Jahrhundert zurück, doch Groß hat es geschafft, den Markt zu einem der größten Feste in der Region auszubauen. Jedes Jahr kommen Zehntausende nach Tengen, die Achterbahnen und Karussells sind fast so groß wie die auf dem Stuttgarter Volksfest, das Bierzelt ist an allen Festtagen prall gefüllt. Bekannte Redner in den vergangenen Jahren waren Günther Oettinger und Winfried Kretschmann. „Ich freue mich“, sagt Helmut Groß, „dass der Markt mit meinem Namen verbunden ist.“

Trotz dieser Leistungen, trotz sechs Wiederwahlen, trotz der Tatsache, dass die Tengener vor ein paar Jahren einen Platz nach ihm benannt haben, geht Helmut Groß ohne Wehmut. Er sei froh, dass es jetzt vorbei sei , sagt er. Eigentlich wollte er vor acht Jahren schon aufhören, damals ließ er sich zu einer letzten Amtszeit überreden. Jetzt sei es aber endgültig an der Zeit, den Schreibtisch zu räumen. Er will jetzt Zeit haben für seinen großen Garten, für die Familie, für seinen Hund. Ins Rathaus, sagt Groß, will er nur noch bei einer Gelegenheit zurückkehren: wenn sein Personalausweis abgelaufen ist.