Die Anwohner rund um das Marienhospital sprechen sich für ein Parkraummanagement aus. Sie fordern eine maßgeschneiderte Lösung für den Stuttgarter Süden.

S-Süd - Das Fazit fällt eindeutig aus: „Das Thema ist komplex und vertrackt“, sagt Michael Nerz. Er spricht von der Parksituation im Stuttgarter Süden im Allgemeinen und im Besonderen im Dreieck zwischen Böheim-, Eier- und Schreiberstraße, wo er und seine Familie wohnen. „Der Verkehr ist mehr geworden, der Parkraum wird knapper. Es muss etwas getan werden“, sagt Nerz. Zusammen mit seiner Frau Susanne Nerz und seinem Schwager Eckhard Feuerstein hatte er aus diesem Grund Anwohner zur Gründung einer Bürgerinitiative ins Generationenhaus Heslach eingeladen. Gemeinsam wollte man über das weitere Vorgehen entscheiden.

 

Obwohl es bislang nur eine feste Zusage für eine Mitarbeit gibt, sind die drei Initiatoren mit dem Verlauf der ersten Informationsveranstaltung zufrieden. Rund 40 Interessierte waren gekommen, darunter vor allem Anwohner aus dem Gebiet rund um das Marienhospital. „Es war eine sehr sachliche und konstruktive Diskussion“, sagt Nerz. Fast alle der Anwesenden hätten signalisiert, die Initiative zu unterstützen. Weitgehende Einigkeit herrschte darüber, dass die Einführung eines Parkraummanagements für den Süden unverzichtbar sei. Man will sich aber nicht einfach das Konzept aus dem Westen überstülpen lassen, sondern sucht nach einer maßgeschneiderten Lösung für den Süden.

Parkausweise müssen Anzahl der Parkplätze entsprechen

„Es muss eine Parkplatzgarantie für Anwohner geben“, forderte Michael Nerz. Deshalb dürfen seiner Ansicht nach nicht mehr Anwohner-Parkausweise ausgegeben werden als tatsächlich Parkplätze zur Verfügung stehen. Ein junger Mann, der seit 15 Jahren an der Schreiberstraße lebt, gab zu bedenken, dass auch an Besucher gedacht werden müsse: „Als meine Lebensgefährtin noch im Westen gewohnt hat, musste ich ständig verbotenerweise parken, wenn ich sie besucht habe.“ Da seien einige Knöllchen zusammengekommen. Ein Parkraummanagement hält auch er für unverzichtbar: „Nur so werden Firmen gezwungen, Parkplätze für ihre Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen und Pendler davon abgehalten, im Süden zu parken und mit Bus oder Bahn in den Westen zu fahren.“

Für einen Teil der Parkplatzprobleme im Süden, da waren sich die Anwesenden einig, seien Patienten, Besucher und Mitarbeiter des Marienhospitals verantwortlich: Alle parkten auf der Straße, um die Kosten für einen Platz im Parkhaus zu sparen, beobachteten viele Anwohner. Die Parkhäuser des Krankenhauses stünden unterdessen leer.

Idee: Gehweg soll Parkplätzen weichen

Die Parkhäuser besser auszuschildern ist einer der Lösungsansätze, die nach Ansicht von Michael Nerz zusätzlich zur Einführung eines Parkraummanagements verfolgt werden müssen: „Die Lösung liegt in einer Kombination verschiedener Maßnahmen.“ Eine andere Verkehrsführung sowie das Ausschildern von verkehrsberuhigten Zonen oder das Einrichten von Einbahnstraßen könnten laut Nerz sinnvoll sein. „Wir wollen nicht nur mehr Parkraum, sondern auch mehr Ruhe und Sicherheit in unserem Wohngebiet.“ Aus dem Plenum im Generationenhaus kam der Vorschlag, in einem Teilstück der Schreiberstraße einseitig auf den Gehweg zu verzichten, um wieder auf beiden Straßenseiten parken zu können.

Alle Probleme und Lösungsansätze wollen die Initiatoren der Bürgerinitiative nun zu Protokoll bringen und an die Teilnehmer verteilen. Beim nächsten Treffen soll dann das weitere Vorgehen abgestimmt werden. „Ziel ist es, ein Konzept zu erarbeiten und im Bezirksbeirat vorzustellen.“

Im Bezirksbeirat gehen die Meinungen unterdessen auseinander. Auf den folgenden beiden Seiten finden Sie die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente der Gegner und Befürworter eines Parkraummanagements.

Pro Parkraummanagement




Wolfgang Jaworek, Sprecher der Grünen im Bezirksbeirat Süd, spricht sich dafür aus:

„Die Initiative der Bürger am Marienhospital und Beschwerden an die Bezirksbeiräte beweisen: Der Parkdruck durch Pendler, Besucher, aber auch Anwohner erzeugt Handlungsbedarf im Süden. Das in vielen Städten erprobte Instrumentarium des Parkraummanagements bietet sich hier an. Natürlich passgenau zugeschnitten auf die verschiedenen Süd-Stadtteile und kombiniert mit Mitteln zur Verkehrsvermeidung (Förderung von Car-Sharing, Fußgänger-/Radverkehr, ÖPNV), besserer Nutzung der vorhandenen Ressourcen (Stellplatzbörse, Nacht-Nutzung von Parkhäusern, Schrägparken) und gezielter Schaffung von zusätzlichen Anwohnerparkplätzen, finanziert durch die Einnahmeüberschüsse. Das Thema taugt nicht für ideologische Grabenkämpfe, sondern erfordert fraktionsübergreifend Augenmaß, Sachverstand und gut begründete Lösungen sowie die Bereitschaft, die betroffenen Anwohner ebenso wie Handel und Gewerbe einzubeziehen.“

Contra Parkraummanagement




Roland Petri, Sprecher der CDU im Bezirksbeirat Süd, spricht sich dagegen aus:

„Die CDU in Stuttgart-Süd sieht eine Ausweitung des im Westen praktizierten Parkraummanagements auf den Stadtbezirk Süd kritisch. In Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern des Stuttgarter Westens wurde deutlich, dass die überwiegende Zahl keine wirkliche Verbesserung der Parkraumsituation feststellt. Nach wie vor sind Einmündungen zugeparkt, man bekommt einen Kinderwagen oft kaum über die Straße. Außerdem garantiert ein Parkausweis noch lange keinen Parkplatz in der Nähe der eigenen Wohnung. Der Parkplatzsuchverkehr geht unvermindert weiter. Daher halten wir ein solches Verfahren im Süden für ungeeignet. Der Süden ist auch aufgrund seiner räumlichen Gegebenheiten mit dem Westen nicht vergleichbar. Solange nicht genügend Parkraum vor Ort gegeben ist, ist ein Parkraummanagement, das Strafzettel produziert, aber keine neuen Parkplätze, aus unserer Sicht ein Ärgernis, dem wir wenig abgewinnen können.“