Es ist eine Party für alle: Tätowierte Dreadlockträger, Menschen in Hemd, Weste und Fliege, Studierende und ältere Semester. Trotz durchwachsenem Wetter fand der Auftakt des Marienplatzfests viel Zuspruch.

Punkt 17 Uhr wirft DJ Awpa Ali am Donnerstag seine Afrobeat-Soundmaschine an, um das diesjährige Marienplatzfest zu eröffnen. Mit dem ersten Basswummern fällt auch der erste Tropfen. Die Wiederaufnahme des Festivals nach zweijähriger Zwangspause startet mit gelegentlichen Niederschlägen und vorbeiziehendem Gewitter. „2019 war es brütend heiß“, erinnert sich ein Besucher, der sich vor dem Schauer unter das Vordach des Dinkelackerstandes zurückgezogen hat. „Es gab kaum Schatten. Da finde ich das heute fast angenehmer“. Die Stimmung ist gelöst. Kinder rennen vor der Bühne herum. Die paar Tropfen von oben stören sie nicht. Einige nutzen die Gelegenheit, sich am Spielbrunnen zusätzlich nasse Füße zu holen.

 

Viele sind mit Freunden oder Familie hier

„Ich glaube, die meisten sind gemeinsam mit Freunden oder Familie hier“, überlegt Charlotte (21), die unter einem der vom Veranstalter gegen Sonnenbrand und Regen bereitgestellten Schirme auf einer Palette sitzt. Man könne sich also auf jeden Fall unterhalten und das in entspannter Atmosphäre. Da sei das Wetter nicht so wichtig. Apropos Paletten: Sie bestimmen das Bild: Vom DJ-Pult, das erhöht in einem turmartigen Aufbau steht, bis zu den Stehtischen, an denen sich die unterschiedlichen kulinarischen Angebote genießen lassen. Bunt wie das Banner mit dem Marienfestschriftzug und die großen Ballons über dem Platz ist die Auswahl an Möglichkeiten, für das leibliche Wohl zu sorgen. Asiatische Sommerrollen, Çig Köfte Wraps, Tacos oder KwaZulu, ein Curry mit gelben und roten Linsen, zubereitet vom Team des Restaurants Madagascar – hier ist für jeden etwas dabei. Nur eingefleischte Grilltraditionalisten müssen über ihren Schatten springen. Die Rote Wurst ist vegan. Vielleicht also doch lieber Kässpätzle?

Das Publikum ist sehr gemischt

Eineinhalb Stunden später sieht es aus, als klare der Himmel auf. Es ist merklich voller geworden. Das Publikum ist sehr gemischt. Tätowierte Dreadlockträger, ein junger Mann in Hemd, Weste und Fliege, Studierende und ältere Semester haben sich eingefunden. Zu ihnen zählt der Herr, der seinen afrikanischen Spinateintopf sichtlich zufrieden mit den Worten kommentiert, so etwas gebe es zuhause nicht. „Das Fest hat wirklich gefehlt“, stellt er fest. Eine Gruppe Jugendlicher ist sich einig, am Wochenende ein weiteres Mal vorbeischauen zu wollen. Auch das Bühnenprogramm lohnt. Bis Sonntagabend sorgen dort neben Stuttgarter Acts auch Künstler aus Dänemark, der Schweiz, Frankreich oder Italien für Beschallung.