Das Marienplatzfest ist vor allem durch seine kleinen, aber feinen Konzerte bekannt. Am Donnerstagnachmittag ging es bei tropischer Hitze los.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Viel Neues ist beim Marienplatzfest 2015 nicht zu erwarten gewesen. Die Rasensprenger vielleicht, die Stuttgarts größte Betonfläche - die auch lange nach Sonnenuntergang noch reichlich Wärme abstrahlt - zu einem etwas erträglicheren Aufenthaltsort machen sollen. Vor allen Dingen geht es aber ums Sehen und Gesehenwerden: Leute ziehen ihre schönsten Sommerkleider an, wer kann, zeigt sein Tattoo her, alle sehen fantastisch aus. Über den Hipsterauflauf kann man sich demonstrativ aufregen oder sich einfach freuen, in einer Stadt zu leben, die so groß ist, dass ein Treffen in dieser Größe geben kann. Denn tatsächlich ist mal wieder der gesamte Marienplatz voll - und das am tendenziell ruhigsten Abend.

 

Rückblickend war das Marienplatzfest das erste Street Food Festival Stuttgarts. Außerdem hat es sich, ohne großes Getöse, zu einem konzeptionell perfekt durchdachten Musikfestival mitten in der Stadt entwickelt. Auch das ist 2015 nicht anders.

Zum Auftakt spielt Dan Patlansky mit seiner Band Blues Rock. Das klingt, zumal wenn man gerade erst im Feierabend angekommen ist, ein bisschen zu konventionell als dass man wirklich dauerhaft zuhört. Eine Weile lang ist das Aufmerksamkeitsniveau selbst unmittelbar vor der Bühne nur unwesentlich höher als an der Zacke-Haltestelle, die nach Betriebsschluss samt Gleisbett als Sitzgelegenheit eingenommen wird.

Gegen Ende des Konzerts richten sich dann aber doch noch alle Blicke auf Dan Patlansky. Nach einer feinen Coverversion von Stevie Wonders "Superstition" macht Patlansky den Hendrix und spielt eine ganze Kaskade von Soli mal einhändig am Steg, dann mit dem Hemdknopf und schließlich sieht das Ganze aus, als würde er eine Telefonnummer wählen. Den sehen wir bestimmt beim Lab-Festival wieder.

Beim Marienplatzfest präsentieren sich immer auch andere Akteure der Stuttgarter Feier- und Kulturszene. Am Donnerstag: die Freund & Kupferstecher Radioshow, und zwar am Ort mit der besten Aussicht am Platz: dem Turm neben der Bühne.

Say Yes Dog kamen bei ihrem letzten Stuttgart-Besuch noch aus "Luxemburg / Berlin", jetzt nur noch aus Berlin. Passt auch besser zum Sound zwischen Analog-Drums und viel Synthesizer, dazu Melodie und gehauchter Gesang. So bringt man die Leute tatsächlich zum Aufstehen, am Ende auch zum Tanzen. Und zum Abschluss stellt sich Minnie Marks auf einen Kaiserbau-Balkon, Spot an und Akustiknummer geschrammelt. Da hören dann mal wirklich alle zu.

Das Marienplatzfest läuft noch bis einschließlich Sonntag, hier haben wir ein paar Musiktipps zusammengestellt. Oben in der Bildergalerie zeigen wir ein paar Fotos und hier noch einige Eindrücke von Besuchern: