Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Dass einer wie Wilders mit seinen rassistischen Parolen nicht Unruhe stiftet in einer bunten Truppe, wie sie jede Ballettkompanie in der Welt ist, verwundert Marijn Rademaker nicht. „Wenn ich noch in Stuttgart arbeiten würde, würde ich mich auch nicht von den Parolen einer rechtspopulistischen Partei angesprochen fühlen; die sind eher gegen Muslime, nicht allgemein gegen Ausländer gemünzt“, sagt der Tänzer. „Ich finde es trotzdem schade, dass sich nicht allmählich der Gedanke durchsetzt, dass wir alle, egal ob in Europa oder anderswo, in einer Welt leben.“ Der eigentliche Skandal liegt für Rademaker in der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. „Die acht reichsten Leute der Welt, habe ich vor kurzem gelesen, könnten den ganzen Globus mit ihrem Vermögen versorgen.“

 

Marijn Rademaker glaubt an die vermittelnde Kraft des Tanzes. „Gerade die Kunst kann helfen, Vorurteile abzubauen“, sagt er und nennt eine internationale Konferenz als Beispiel, die im Februar Ballettdirektoren aus der ganzen Welt in Amsterdam zusammengebracht hat. „Tamas Detrich war auch hier, als über das Erbe und die Diversität des Balletts diskutiert wurde. Es ging darum, wie Ballett das Spiegelbild einer bunten, offenen Gesellschaft sein kann“, sagt Marijn Rademaker. Eine Fragstellung, in der sich die Liberalität und Toleranz eines Landes spiegeln, in dem ein Geert Wilders hoffentlich Episode bleibt.