Marilyn Manson liefert bei seinem Konzert am Donnerstagabend in der Stuttgarter Porsche-Arena eine erschütternd dürftige Darbietung ab. Jan Ulrich Welke berichtet von minutenlangen Pausen zwischen den Songs und einem unmöglichen Abgang.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Seiner Rolle als Skandalrocker immerhin ist er dann doch gerecht geworden, aber freilich ganz anders als gedacht. Um viertel nach neun betritt Marilyn Manson am Donnerstagabend zinnoberumweht die Bühne der mit 4500 Besuchern recht luftig besetzten Stuttgarter Porsche-Arena, um halb elf lässt sich der ein wenig angemoppelte Sänger von einem Assistenten gestützt von der Bühne führen. Gerade einmal elf Songs liegen bei diesem schüttere 75 Minuten langen Auftritt dazwischen, nach jedem Song folgt eine jeweils knapp einminütige Regenerationspause bei abgedunkelter Bühne. Nach der letzten Nummer warten die Zuhörer auf die laut Programm noch angekündigten zwei weiteren Songs, doch sie warten vergebens. Nach dem so unvermittelt wie grußlosen Abgang vergehen knapp zehn Minuten, statt einer Zugabe wird allmählich das Hallenlicht hochgedimmt, der verbliebene Rest des Publikums (einige sind schon vorab resignierend geflüchtet) wirft noch trotzig ein paar Bierbecher auf die Bühne und trollt sich murrend. Ein Fiasko.

 

Dabei klangen die Vorzeichen doch so verheißungsvoll. „Ich bin zu faul, mich abends abzuschminken, also sehe ich am nächsten Morgen aus wie eine billige Cracknutte“ und ähnliche Sätze verkündete Brian Hugh Warner alias Marilyn Manson im Vorfeld dieser Tournee, nebenbei erzählte er auch noch, warum und weshalb er sich welche Initialen in einem recht blutigen Akt in den Penis geritzt hat; so machte er also seinem Ruf als einer der größten Provokateure der Branche alle Ehre. In der Porsche-Arena indes wirft er tourettesyndromartig („Stuttgart you fucking Bunch of Fuckers“) nur mit ein paar Kraftausdrücken um sich, das Publikum wird mit keiner Silbe angesprochen – und schon ist die Sache geritzt.

Versehrungen und ein Gemächt

Nicht, dass wir es vermisst hätten, aber bei den vorangegangenen Konzerten in Deutschland hat er auch noch Bierflaschen am Schlagzeugpodest zerdeppert und sich damit – abermals bluttriefend – selbst versehrt; hat er sich die vom Publikum auf die Bühne geworfenen Devotionalien „über sein Gemächt gerieben“ (so die „B.Z.“ über den Auftritt in der Berliner Columbiahalle); und hat er sogar noch einer Zuschauerin aus der ersten Reihe die Faust ins Gesicht gerammt. Nun ja und nochmals: das wollen wir gewiss nicht zwingend sehen, aber ohne jeglichen Schnickschnack in aller Kürze der Zeit nur so vor sich hin zu musizieren – das ist dann auch nicht das, was man von ihm erwartet.