Mario Basler hat als Fußballer außer Titeln auch unglaubliche Geschichten gesammelt. Einige gab er in Ehningen zum Besten.
Wenn Stadionatmosphäre in einer eher familiären Kleinkunst-Location Einzug hält, dann verspricht das eine außergewöhnliche Veranstaltung zu werden. Genau dies ist im Ehninger Theaterkeller am Sonntagabend geschehen.
Mario Basler ist dort mit seinem Bühnenprogramm „Basler brennt“ aufgetreten. Der „Kultfußballer“ und „Super-Mario“, der einst außergewöhnlich gut Freistöße ins Tor zirkelte und als Eckball-König brillierte, nimmt bis heute kein Blatt vor den Mund.
Bekannte Geschichten, trotzdem unterhaltsam
Mit dieser Direktheit kam der heute 55-Jährige beim Publikum der restlos ausverkauften Veranstaltung bestens an. 90 Minuten lang – mit Halbzeit plus Nachspielzeit, wie es sich für einen Ex-Fußballer gehört – brannte der Ausnahmefußballer mit großem Ego, der schon in seiner Jugend gerne und oft zum Glimmstängel griff, ein Feuerwerk an Anekdoten aus seiner aktiven Zeit ab. Langeweile kam nicht auf, auch wenn die eine oder andere Geschichte schon öfters erzählt worden ist.
Etwa die vom legendären Champions-League-Endspiel im „Camp Nou“ in Barcelona 1999 gegen Manchester United – und von der Nacht zuvor. Da hatte ihn Bayern-Boss Uli Hoeneß gegen 2.30 Uhr noch Bier trinkend an der Hotelbar angetroffen. Nachdem dieser ihm dort angekündigt, dass er aufgrund dieses Verhaltens am nächsten Tag nicht spiele, hat Basler, so erzählt er, seinen Barbesuch um ein Weizenbier und „drei, vier Wodka-Lemon“ verlängert. Am nächsten Tag dann die Überraschung: Trainer Ottmar Hitzfeld hat ihn doch in die Startelf berufen.
„Ob das so gut war, was ich heute Nacht gemacht habe“ – so der kurze Moment des Zweifels des Fußballers, dessen Motto „Mich interessiert nicht, wer spielt. Hauptsache ich spiele“, lautete. Der war aus Baslers Sicht im Nachgang unbegründet. Denn: „Ich habe für vier Mann gespielt“ – und zudem die frühe 1:0-Führung per Freistoß erzielt. So stand es auch noch als Basler in der 89. Minute ausgewechselt wurde. Erst danach kassierten die Bayern zwei Tore nach Beckham-Ecken und verloren doch noch das Finale. „Ich habe ja eigentlich die Champions-League gewonnen“, folgert Mario Basler daher.
Rücksicht auf Minderjährige
Es bleibt nicht die einzige bierselige Geschichte, die Basler loslässt – und die erahnen lässt, warum ihn Trainerlegende Otto Rehhagel, der Basler 1993 von Herta BSC aus der Zweiten Bundesliga zu Werder holte, als „Hallodri“ bezeichnete: Der nächtliche Fahrradausflug mit drei Mannschaftskameraden vor einem Spiel in Bremen auf „zwei, drei, vier Bierchen“ im drei Kilometer vom Parkhotel entfernten Biergarten gehörte ebenso dazu wie die, die mit einem Heimfahr-Service durch Ordnungshüter endete.
Weil auch zwei minderjährige Jungs im Publikum sitzen, wird Basler gar poetisch, als er mit Anlehnungen aus dem Tanz-Vokabular die Zweisamkeit mit seinem „Damenbesuch“ in der Nacht vor einem Heimspiel umschreibt. Sein darauffolgender Hattrick habe ihn davor bewahrt, dass Ottmar Hitzfeld diesen Vorgang wie angedroht bei der Pressekonferenz öffentlich gemacht hat – und ihm nachträglich die Absolution des Trainers eingebracht. Es sei allerdings der einzige Dreierpack geblieben, so Basler weiter. Das habe aber nicht daran gelegen, dass er diese Art der Vorbereitung kein zweites Mal probiert hätte.
Lacher, Johlen und jede Menge Beifall erntete Basler für diese und weitere Anekdoten, bei denen unter anderem auch Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni oder Mannschaftskamerad Thorsten Legat eine Rolle spielten. Auch die Trikotdichte im Publikum erinnerte mehr an einen Stadionbesuch als an einen Abend im Theaterkeller.
Daran waren der Verein „Ehninger Kultur- und Theaterkeller“, kurz „EKuThek“ nicht ganz unschuldig – schließlich hatte dieser im Vorfeld ein Freigetränk für alle, die im Trikot erscheinen, ausgelobt. Gebraucht hätte es diese Art „Lockmittel“ für die Veranstaltung nicht: „Seit Januar ist sie ausverkauft“, berichtete der Vereinsvorsitzende Rainer Pohl von Elbwehr nicht ohne Stolz, dass sie es als keine Bühne geschafft haben, solch einen großen Namen nach Ehningen zu lotsen – samt Meet&Greet für 18 Gäste.
Im Rückraum gab es Stehplätze
Knapp 120 Besucher und damit etwas mehr als den sonst üblichen 84 haben am Sonntag Platz gefunden. Ganz wie in einer Fußballarena war dafür im Rückraum des abgestuften Zuschauerraums die normale Bestuhlung Stehplätzen gewichen. „Ist das der echte Basler?“ – mit dieser oft an sie herangetragenen Frage hat der 41 Mitglieder zählende Verein auf jeden Fall eines erreicht: Er hat einen neuen Publikumskreis angesprochen.
Fußballprofi und mehr
Titelsammler
Mario Basler wurde zweimal Deutscher Meister mit Bayern München und gewann mit Bayern und Werder Bremen je einmal den DFB-Pokal. 1995 wurde er Torschützenkönig der Bundesliga. 1996 wurde er außerdem Europameister. Verletzungsbedingt war er ohne Einsatz geblieben.
Schlagzeilenproduzent
Mario Basler ist als TV-Experte für den Sender Sport1 unter anderem beim „Doppelpass“ im Fernsehen präsent. Außerdem war er mit seiner Partnerin Doris Büld 2022 bei der RTL-Realityshow „Das Sommerhaus der Stars“ dabei. Zuvor hatten die beiden bereits 2015 bei „Stepping Out“ bei RTL getanzt.