Am Donnerstag trifft der VfB zum zweiten Mal überhaupt auf ein Team aus Bukarest. Beim ersten Duell, 2005 mit Rapid, spielte ein Kroate mit, der zu einem der größten Fehleinkäufe wurde: Mario Carevic. Der Brustringer klärt auf, was aus ihm geworden ist.

Stuttgart - Die Locken hat er noch immer. Auch wenn sie mittlerweile etwas kürzer sind als am 14. Dezember 2005. An diesem Abend vor fast sieben Jahren war Mario Carevic’ Frisur schnell dahin. Denn mit Elan und einer wehenden Mähne mühte er sich im Gottlieb-Daimler-Stadion ab. Er forderte viele Bälle, zeigte sogar einen Hackentrick und leitete mit einem langen Pass das 2:0 durch Mario Gomez ein. Es war das letzte Vorrundenspiel im Uefa-Pokal, am Ende besiegte der VfB Stuttgart den rumänischen Club Rapid Bukarest mit 2:1. Aber eigentlich ging es um nichts mehr, auf dem Platz stand eine bessere Reserve-Elf, weil die Mannschaft von Giovanni Trapattoni bereits für die nächste Runde qualifiziert war.

 

Und wirklich empfehlen konnte sich auch der Kroate nicht mit diesem Auftritt. Am Samstag darauf, in der Bundesliga gegen Schalke (2:0), wurde er erst in der 90. Minute eingewechselt. Danach kam Carevic in der Saison 2005/2006 überhaupt nur noch zweimal zum Einsatz, insgesamt brachte er es auf läppische sechs Bundesliga-Spiele für den VfB – lediglich eines davon über 90 Minuten. So stand bereits nach einer Saison fest: der Kauf des früheren kroatische Nationalspieler war ein absoluter Flop. Dass es daraufhin sogar einer der größten Fehleinkäufe in der an Fehlgriffen nicht armen Clubgeschichte wurde, hatte einen weiteren Grund: Carevic besaß einen fürstlichen Dreijahresvertrag.

Nun, da der VfB am Donnerstag erst das zweite Duell gegen einen Verein aus Bukarest bestreitet, blickt der Brustringer auf Mario Carevic und dessen Werdegang zurück. Und eines sei schon verraten: nachdem er den VfB verließ, begab er sich mit seinen Locken auf eine stattliche Odyssee.

Einstand mit Traumtor

Mit großem Tamtam war der Linksfuß für 250.000 Euro im Sommer 2005 auf ausdrücklichen Wunsch Trapattonis verpflichtet worden – nach einem langen Hickhack mit dessen vorigem Verein Al-Ittihad Jiddah aus Saudi-Arabien. Carevic galt als neuer Hoffnungsträger und legitimer Nachfolger von Alexander Hleb. Der damalige Sportdirektor Herbert Briem lobte ihn als Spielmacher, der in der Offensive jederzeit für „Überraschungsmomente“ sorgen könne. In seinem ersten Pflichtspiel für den VfB schürte er diese Erwartungen sofort. Im DFB-Pokal gegen Hoffenheim, damals noch Regionalligist, wurde er beim Stand von 1:2 eingewechselt, bereitete das Ausgleichstor vor und erzielte in der Verlängerung mit einem sehenswerten Schuss aus 25 Metern das 3:2.

Die VfB-Stadionzeitung widmete ihm daraufhin einen doppelseitigen Beitrag, in dem er als „sympathischer Lockenkopf“ vorgestellt wurde. Weitere große Berichte folgten allerdings nicht. Deshalb gab es auch kaum Interessenten für ihn. Der VfB lieh ihn zunächst für eine Saison zu seinem Heimatclub Hajduk Split. Weil er dort aber ebenfalls nicht überzeugte, musste ein Jahr später wieder ein neuer Arbeitgeber gefunden werden. Nach vielen Irrungen und Wirrungen um zahlreiche Spielerberater konnte Carevic beim KSC Lokeren untergebracht werden.

In der ersten belgischen Liga machte er sich in drei Spielzeiten einen Namen als guter Freistoßschütze und gehörte bei Lokeren zur Stammelf, doch das Glück war ihm auch in Belgien nicht hold. Am vorletzten Spieltag der Saison 2009/2010 verkündete Carevic: „Nächste Woche treffe ich mich mit dem Präsidenten. Seit zwei Monaten haben wir eine mündliche Abmachung. Ich werde bald einen neuen Vertrag über drei oder vier Jahre unterzeichnen.“

Aber daraus wurde nichts. Stattdessen gab Lokeren ihn an den Ligarivalen KV Kortrijk ab. Doch auch dort wurde er nach einer Spielzeit wieder ausgeliehen: diesmal zum israelischen Erstligisten Maccabi Petah Tikva. Nun ist Carevic wieder zurück in Kortrijk, ein Jahr läuft sein Vertrag noch. Auf der Homepage des Vereins lacht er voller Zuversicht und mit vollem Lockenhaar in die Kamera. Gespielt hat er in dieser Saison für Kortrijk in der ersten Liga allerdings noch nicht.