Bei seiner Ankunft in Florenz ist Mario Gomez wie ein Rockstar empfangen worden. Dass der ehemalige Stürmer des FC Bayern aber vor allem deshalb gewechselt ist, um sich Bundestrainer Löw für die WM 2014 zu empfehlen, blenden viele Tifosi in ihrer Begeisterung aus.

Florenz - Mit Charme, Bescheidenheit und ersten Sätzen auf Italienisch hat Mario Gomez gleich nach seiner Ankunft in Italien die Herzen der Florentiner erobert. „Das war ein Empfang wie für einen Rockstar“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ am Dienstag. Rund 25.000 Fans des AC Florenz hatten ihren neuen Stürmerstar am Montagabend bei seiner Vorstellung im Stadio Artemio Franchi frenetisch gefeiert. „Was für eine Show“, titelte die „Gazzetta“ über die „Gomez Mania“ in der Toskana. Auch der „Corriere dello Sport“ staunte über den Massenauflauf für den „deutschen Riesen“ und schrieb in fetten Lettern: „Verrückt nach Gomez.“

 

Die „Tifosi“ sind begeistert, die Club-Bosse stolz über ihren Neuzugang vom Triple-Sieger FC Bayern München und die Medien völlig aus dem Häuschen. Am Dienstag überschlugen sich die Gazetten in Lobeshymnen: „Bello ed elegante“ - „Schön und elegant wie ein Model“, sei der Deutsche, schwärmte die „Gazzetta“. Vor allem seine ersten Worte auf Italienisch begeisterten die Fans des Club Viola (Violetten Clubs) und die Medien.

„Ciao ragazzi, sono un fiorentino e sono molto contento - molto, molto molto!“, sagte Gomez im Stadion und löste damit Jubelstürme aus. „Hallo Leute. Ich bin jetzt ein Florentiner und sehr glücklich“, hatte der Mittelstürmer gesagt. Als er das „sehr“ noch dreimal wiederholte und mit einem „Forza Viola!“ abschloss, brandete erneut Jubel auf. Einige „Tifosi“ schwenkten in dem Meer von violetten Vereinsfahnen, Schals und Bannern auch deutsche Nationalflaggen.

„Ich träume davon, in Italien etwas zu gewinnen“, betonte der deutsche Nationalspieler. In der vergangenen Saison kam die Fiorentina mit ihrem begeisternden Offensivfußball in der Serie A auf Platz vier. Eine Steigerung in der kommenden Saison würde den Einzug in die Champions League bedeuten. Gomez' Ambitionen sind groß, sein Auftreten aber war bescheiden.

Beharrlich weigerte sich der 28-Jährige bei seiner Vorstellung, einzelne Spieler der Mannschaft hervorzuheben oder sich gar selbst zum Star aufzuschwingen: „Ich will, dass uns die Fans als Einheit wahrnehmen und nicht als einzelne Spieler. Das ist das Geheimnis für große Erfolge“, erklärte Gomez. Seinem neuen Trainer Vincenzo Montella richtete der 20-Millionen-Einkauf Komplimente von Bayern-Coach Pep Guardiola aus: „Er hat mir gesagt: Montella ist ein fantastischer Trainer.“

Italien scheint für degradierte Bayern-Stars ein gutes Plätzchen zu sein

Sein zurückhaltender Auftritt kam auch bei Fiorentina-Boss Andrea Della Valle an: „Mario hat sich für uns entschieden, weil er unsere Spielweise liebt. Er ist der richtige Mann am richtigen Platz“, sagte der Club-Patron. Nochmals betonte er, dass sich der Fußballer in den „schwierigen und langwierigen Verhandlungen“ stets korrekt verhalten und trotz anderer Angebote an seinem Wunschziel Florenz festgehalten habe. Während Gomez im Fiorentina-Trikot mit der Rückennummer 33 neben ihm stand, rief Della Valle den Fans zu: „Diesen Star habt ihr verdient. Gomez ist wegen Euch nach Florenz gekommen!“

Auch dass der Deutsche schon in wenigen Monaten Interviews auf Italienisch geben will, nötigte den Italienern Respekt ab. Dass er aber letztlich nach Florenz wechselte, um bei Bayern nicht in der zweiten Reihe zu versauern, blendeten die Italiener fast völlig aus. Dabei machte Gomez auch keinen Hehl daraus, dass er München verließ, um regelmäßig spielen zu können. In Florenz hat er seinen Stammplatz sicher. Beste Chancen, um viele Tore zu schießen und sich damit Bundestrainer Jogi Löw für die WM 2014 zu empfehlen.

Italien scheint für degradierte Bayern-Stars ein gutes Plätzchen zu sein: Vor zwei Jahren ging Miroslav Klose in einer vergleichbaren Situation von München zu Lazio Rom, wo er sichtlich aufblühte und seinen EM-Platz 2012 sicherte. Endet Gomez' erste Saison in Italien ähnlich gut wie Kloses Debütjahr und nur annähernd so gut wie seine Vorstellung in Florenz, wird auch sein Transfer eine Erfolgsstory.