Der Marimbafonspieler Marius Schwarz bekommt in der Stadthalle den Jugendmusikpreis 2017.

Leonberg - Es war ein besonderer Tag für die Musikstadt Leonberg, denn mit Marius Schwarz wurde wieder einmal ein ehemaliger Schüler der Jugendmusikschule mit dem „Leonberger Orpheus“ – dem Jugendmusikpreis – ausgezeichnet. Damit geht der Preis an einen erst 18-jährigen, aber schon höchst erfolgreichen Musiker. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ hatte sich Marius Schwarz 2016 schon auf Landes- und auf Bundesebene den ersten Preis erspielt.

 

Am Samstagabend nun bekam er den Leonberger Jugendmusikpreis. Zunächst aber eröffnete das hervorragend musizierende Landesjugendorchester Baden-Württemberg unter der impulsiven Leitung von Christoph Altstaedt den farbenreichen musikalischen Reigen mit Robert Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52, wo ritterlich romantischer Geist glanzvoll hervorragte. Die reizvollen Einfälle sprudelten bei dieser rasant interpretierten kleinen Sinfonie nur so hervor – und das draufgängerische Hauptthema konnte sich bestens entfalten. Sehr schön kamen dann auch die schwärmerischen Nebengedanken zur Geltung, die das kämpferische Motiv dann umso deutlicher hervortreten ließen. Das Scherzo zitierte nochmals das nuancenreiche Hauptthema.

Atemlos geriet der Übergang zum stürmisch gespielten Finale, dessen mitreißendes Feuer das Publikum ungemein fesselte. Unaufhaltsam erklangen die Themen mit glanzvoller Emphase. Auch die Tremolo-Passagen der Streicher gingen unter die Haut. Marius Schwarz (Marimba) interpretierte dann mit chromatischen Spitzfindigkeiten und anschlagstechnischer Präzision „Astral Dances“ von Gordon Stout, wo die thematische Vielfalt in grandioser Weise explodierte.

Harmonischer Facettenreichtum dominierte dann auch beim Prelude No. 1 von Ney Rosauro, wo die Marimba einen geradezu poetisch-sphärenhaften Zauber entfaltete. Als Zugabe interpretierte der hochbegabte Solist Marius Schwarz noch ein Prélude aus einer Cello-Suite von Johann Sebastian Bach, wo die lineare Stimmführung und der verblüffende kontrapunktische Zauber das Publikum ungemein begeisterten.

Nach der Preisverleihung durch den Vorsitzenden des Fördervereins des Leonberger Musikpreises, Hajo Kullmann, erklang mit feinsten harmonischen Differenzierungen „The Unanswered Question“ von Charles Ives, wo unregelmäßige Rhythmik, Polytonalität, spürbare Vierteltonmusik und Atonalität dominierten. Ein samtweich-sphärenhafter Streicherklang hüllte die Zuhörer in faszinierender Weise ein. So entstand ein interessantes sinfonisches Charakterbild, dessen Intensität sich noch steigerte, da im hinteren Zuschauerraum Bläser postiert waren. Visionäre Einschübe verdichteten sich zu einem leuchtkräftigen Klangkosmos.

Zuletzt erklang dann in einer fabelhaften Wiedergabe die Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur op. 97, die so genannte „Rheinische“, von Robert Schumann. Zu bewundern waren neben den geschmeidigen Streicherklängen die intonationsreinen Holz- und Blechbläser, die sich gegenseitig ergänzten. Das Kopfthema des ersten Satzes wurde hier jedenfalls sehr lebhaft gestaltet – und auch das gefühlvoll musizierte zweite Thema mit der anschließenden langen Durchführung schien Assoziationen zur lebhaften Mentalität der Rheinländer zu wecken.

Sehr schön kam jedenfalls der strahlende Schluss zur Geltung. Das Prinzip der Variation triumphierte beim volkstümlich-tanzseligen Scherzo, wobei sich die Hörner in reizvoller Trio-Weise hinwegsetzten. Auch die Gegenstimme besaß einfühlsame Akzente. Und die innige Klarinetten-Melodie des dritten Satzes schien den gesamten Raum auszufüllen. Aber auch die Feierlichkeit des vierten Satzes wurde von Christoph Altstaedt gut betont, wobei Schumann durch das Erlebnis einer Kardinals-Inthronisation im Kölner Dom angeregt worden sein soll. Majestätische Bläserchöre setzten sich denn auch spürbar durch. Ausgelassen meldete sich das muntere Finale mit seinem marschartigen Thema. In der Durchführung brachten nochmals die Hörner einen kraftvollen Gedanken. In faszinierender Weise konnte sich zuletzt die Coda entfalten, deren Feuer nicht nachließ.

Jubel, tosender Schlussapplaus. Und das Landesjugendorchester Baden-Württemberg empfahl sich unter der Leitung von Christoph Altstaedt bei der Weise „Der Mond ist aufgegangen“ sogar als harmonisch eingängiger Chor.