Nach Informationen der "New York Times" hatte Hurd die Frau mehrfach zu Veranstaltungen im In- und Ausland mitgenommen. Sie sei dafür nicht nur gut bezahlt worden, sondern Hurd hätte mit ihr auch häufiger auf Firmenkosten zu Abend gegessen, ohne dies später anzugeben. Hurd, so schreibt die Zeitung unter Berufung auf sein Umfeld, habe eine sexuelle Beziehung aber abgestritten.

Der als kühler Rechner und harter Sanierer bekannte Manager habe es in diesem Fall "deutlich an Urteilsvermögen mangeln lassen", sagte Chefjustiziar Holston. Seine Leistungen als Chef seien dagegen ohne Fehl und Tadel gewesen, stellte er klar. "Das war eine schmerzhafte Entscheidung für alle Beteiligten, angesichts der starken Führung von Mark in den vergangenen Jahren", kommentierte Verwaltungsratsmitglied Marc Andreessen den Abgang.

Börsianer reagierten verunsichert


Finanzchefin Cathie Lesjak übernimmt für eine Übergangszeit die Unternehmensführung. Sie wolle den Posten aber nicht dauerhaft ausfüllen, sagte sie. Dennoch zählt die HP-Veteranin zu den heißesten Anwärtern. "Wir schauen uns interne und externe Kandidaten an", sagte Verwaltungsratsmitglied Andreessen. Es kursieren bereits Namen von Managern der Technologiekonzerne Microsoft, Cisco, Oracle und Motorola.

Die Börsianer reagierten verunsichert auf die überraschende Nachricht von Hurds Rücktritt, zumal eine erste Firmenmitteilung mehr Fragen aufwarf, als sie Antworten gab. Erst eine nachfolgende Telefonkonferenz brachte etwas Licht ins Dunkel. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel bis zu 10 Prozent an Wert.

Hurd hatte HP ohne größeren Schaden durch die Wirtschaftskrise gesteuert. Er hatte das Unternehmen in seinen fünf Jahren als Chef breiter aufgestellt. Das hochprofitable Servicegeschäft baute er aus und verringerte damit die Abhängigkeit von der margenschwachen Hardware. HP überholte sowohl den Rivalen Dell als größten Computerhersteller als auch IBM als größten IT-Konzern.

Gute vorläufige Zahlen für das gerade abgelaufene dritte Geschäftsquartal und eine Erhöhung der Prognose gingen in dem Trubel unter. Interimschefin Lesjak versuchte vergeblich, die Börsianer zu beruhigen: "Mark war ein starker Kopf, aber er hat die Initiativen am Ende nicht alleine gefahren, es war die ganze Organisation."