Mark van Bommel ist Hollands unverwüstlicher und knallharter Abräumer im Mittelfeld. Das ist aber nur die eine Seite des Ex-Bayern-Profis, der am Mittwochabend gegen die deutsche Nationalmannschaft auf dem Platz steht.

Charkow - Mark van Bommel kann ein echter Freund sein. So wie in dem Moment, als er fast am Trainingsende beim Auslaufen im städtischen Stadion von Wisla Krakau einen Arm auf die Schulter von Arjen Robben legte und lange mit dem Mann sprach, der den Frust einer langen erfolglosen Saison nicht loswerden kann und deshalb zu den Problemkindern der Niederländer gehört. Mark van Bommel kann aber auch anders sein. Ein harter Hund, der kräftig hinlangt auf dem Fußballplatz, so dass es wehtut. Es lassen sich sicher einige Dutzend ehemaliger Gegenspieler finden, die van Bommel, ohne zu zögern, als Rüpel sehen oder aus anderen Gründen noch eine Rechnung offen haben.

 

Im brisanten Duell gegen Deutschland könnte wieder die rustikale Rolle gefragt sein. „Das Spiel“, sagt van Bommel, „sollten wir gewinnen. Aber wir sind hier noch lange nicht fertig.“ Er findet wenig daran auszusetzen, wie er spielt. „Ich bin Kapitän, da ist man für seine Mannschaft da, und die braucht wie jede andere auch manchmal einen Push, wenn wir ein Spiel noch drehen wollen. Man muss manchmal ein Zeichen setzen“, sagt er. „Um das einmal klarzustellen, ich bin kein bösartiger Spieler. Ich habe noch keinen aus den Schuhen getreten“, sagt er.

Auch in dem Punkt ließen sich sicher andere Meinungen finden. Philipp Lahm beispielsweise gehört nicht zu seinen Freunden. Bastian Schweinsteiger sei der bessere  Kapitän für den FC Bayern, hat der Holländer einmal gesagt. Lahm ist ihm deshalb bis heute gram. Van Bommel ist, was man geradeheraus nennt. Mit den Füßen wie mit dem Mundwerk.

Verwandtschaft schützt

Auch, was sich selbst angeht. „Es ist gut, dass die Kinder manches nicht sehen, was auf dem Platz passiert“, sagt er. „Im Nachhinein hätte ich manches gerne anders gelöst.“ Solche Gedanken wird er gegen die DFB-Auswahl kaum hegen, da ist van Bommel mit besonderem Auftrag unterwegs. Dann geht es auch darum, ob er mit seinen 35 Jahren dem Team helfen kann und ob ihn nicht doch die verwandtschaftliche Beziehung zu Trainer Bert van Marwijk schützt, mit dessen Tochter er verheiratet ist und drei Kinder hat.

Diesmal werden wohl Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Lukas Podolski die tagesaktuelle Laune van Bommels zu spüren bekommen. Der Routinier mag nur noch ein Jahr bis zum Karriereende durchhalten. Ihn aber als Auslaufmodell zu sehen könnte sich zumindest bei dieser EM als Fehler erweisen. „Wer über mich sagt, ich sei ein Auslaufmodell, den werde ich beim PSV Eindhoven vom Gegenteil überzeugen“, sagt er. „Ich will dort etwas bewegen.“

Van Bommel gehört zu den Arbeitern im Mittelfeld der Niederlande. Er ist mehr Antreiber als Gestalter, das war er auch schon vor zehn Jahren. Das Spiel nach vorne in van Marwijks Elf müssen andere tragen, die mehr Dynamik und Finesse auf den Rasen bringen. Deshalb hat sich die Diskussion über mehr Kreativität a/uch um seine Position herum erhitzt. Dabei ging es allerdings nie um van Bommel, sondern um den Mann, der neben ihm spielt. Dafür kommen entweder Nigel de Jong, der für die defensivere Variante steht, oder Rafael Van der Vaart, der offensivere Spieler, infrage. Van Bommel ist jedoch derjenige, der spürt, in welche Richtung ein Spiel läuft und wann er eingreifen sollte. Und man kann darauf wetten, dass der Niederländer gegen Deutschland genau das tun wird – egal, ob als Schwiegersohn, Kapitän oder als Rüpel.