Unterriexingen als gesetzeswidrige Baustellen-Umgehung? Rudolf Kürner ist alarmiert – und schaltet die Polizei ein.

Markgröningen - Die Polizei ist eingeschaltet, der Hilferuf des Bürgermeisters verhallte nicht ungehört. Rudolf Kürner, Rathauschef in Markgröningen, hat sich ans Polizeirevier Vaihingen und den Polizeipräsidenten Frank Rebholz gewandt – mit der Bitte, das Fahrverbot für Schwerlaster im Stadtteil Unterriexingen in nächster Zeit verstärkt zu überwachen. „Wir haben die Strecke dauerhaft im Fokus“, sagt die Sprecherin des Polizeipräsidiums, Tatjana Wimmer. „Der Streifendienst wird verstärkt Kontrollen fahren.“

 

Kürners ungewöhnlicher Vorstoß hat einen konkreten Hintergrund. Seit Dienstag wird die Zufahrt zur Umfahrung des Gewerbegebiets Eichwald bei Sachsenheim saniert. Die Umleitung führt über Großsachsenheim und – für Brummifahrer ein Albtraum – durch die verwinkelte, steile Ortsdurchfahrt des Bietigheim-Bissinger Stadtteils Untermberg. Im Interview mit einer Lokalzeitung hatte Gerhard Kaufmann, Chef des im Eichwald ansässigen Getränkelogistikers Winkels, die Vermutung geäußert, dass mancher der bis zu 35 Meter langen Lastwagen durch die Ortsdurchfahrt von Unterriexingen rollen werde.

„Hochgegangen wie eine Rakete“

„Da bin ich hochgegangen wie eine Rakete“, sagt Rudolf Kürner. Denn in Unterriexingen gilt seit gut vier Jahren ein Durchfahrverbot für Schwerlaster. Und die Grabenstraße in Markgröningen gilt als eine der am stärksten von Feinstaub belasteten Straßen im Südwesten. Die Grenzwerte waren zuletzt, Stand Ende Juni, an 28 Tagen pro Jahr überschritten. Damit ist Markgröningen Nummer 2 in der negativen Feinstaub-Rangliste, hinter dem Neckartor in Stuttgart mit 44 Tagen, aber noch deutlich vor Ludwigsburg (Friedrichstraße, 21 Überschreitungen), Freiberg (Benninger Straße, 18), Leonberg (Grabenstraße, 10) oder Wendlingen (Stuttgarter Straße, 10). Wer aus Unterriexingen kommt, fährt unweigerlich durch die Grabenstraße. Kürner reagierte mit besagter Alarmierung der Polizei und einer geharnischten Mail an den Winkels-Chef. Inzwischen habe sich der Nebel gelichtet.

„Da gab es wohl ein Missverständnis“, sagt auch Denise Kaufmann, Sprecherin von Winkels in Sachsenheim. Der Winkels-Chef habe lediglich die Strecke zwischen Unterriexingen und Oberriexingen in Richtung B 10 bei Enzweihingen gemeint. Die Unternehmensleitung habe jedoch per Aushang bekannt gegeben, dass die Brummifahrer sich bitte an die ausgeschilderte Umleitung über Untermberg halten mögen. Auch seien, so der Bürgermeister Kürner, Fahrer von Zulieferern per Flyer informiert worden. Die Fahrer wurden laut Denise Kaufmann angehalten, bei Fahrten in Richtung Kornwestheim/Stuttgart über die B 10 zu fahren, „um die Anwohner in Sachsenheim nicht zu sehr zu belasten“.

„Die Straßen sind voll“

In Untermberg ist die Verkehrslage derweil alles andere als entspannt. „Die Straßen sind voll“, sagt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen. Am Mittwoch habe das Ordnungsamt das Tempolimit an der abschüssigen Strecke vor dem Ortseingang auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert. Von einem Verkehrschaos wolle sie trotz der erheblichen Belastung nicht sprechen. „Es läuft soweit.“

Der Markgröninger Bürgermeister ist froh, dass sich die Sache geklärt hat, will aber weiter wachsam bleiben. Diesen Mittwoch sei er zum Ferienprogramm kurz in Unterriexingen gewesen und habe dabei auch die Verkehrslage in der Ortsdurchfahrt begutachtet. „Da war’s ganz ruhig.“