Die Kosten für die Renovierung von Gymnasium und Realschule steigen auf mehr als 27 Millionen Euro. Die Stadträte wollen keine weiteren Ausschreibungspannen sehen.

Markgröningen - Der Bauzaun bleibt stehen. Dabei ist der Westflügel des Hans-Grüninger-Gymnasiums in Markgröningen schon seit einem halben Jahr fertig. Für den Stadtrat Andreas Semmling (Grüne) steht der Zaun als Sinnbild für die unerfreuliche Dauerbaustelle in der Stadt – die Sanierung des Schulzentrums am Benzberg. „Können wir die Zäune nicht abbauen, um den Menschen zu zeigen, dass mal was fertig ist“, fragte Semmling unlängst im Lenkungsausschuss des Projekts. Die Antwort des Bauleiters: der Zaun müsse stehen bleiben, wegen „Absturzgefahr“ und, „um die Kinder nicht zu gefährden“. Doch wer die Stelle besichtigt, staunt: Die vermeintliche Gefährdung entpuppt sich allenfalls als harmloser Hügel.

 

Alles andere als harmlos ist hingegen die Kostenentwicklung des Mammutprojektes. 18, vielleicht 20 Millionen, so hatte die Stadt vor Jahren kalkuliert. Dann wurde der Kostenobergrenze wiederholt korrigiert, zuletzt auf 27 Millionen Euro. Doch auch diese Summe ist nicht zu halten. Planungspannen und gescheiterte Ausschreibungen prägen das Projekt. Noch im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat mit großer Mehrheit gegen den Vorschlag votiert, nach der Sanierung des Gymnasiums eine Pause einzulegen, um Kosten und Sanierungsstand abklären zu können. Jetzt läuft auch die Sanierung der Realschule – und die Pannenserie geht weiter.

Die Stadträte stimmen aus Mangel an Alternativen zu

„Die Kosten laufen uns weiter davon“, kritisierte jüngst der CDU-Fraktionschef Erich Hutflus. Sein Nebensitzer Simeon Fleckhammer „hat immer befürchtet, dass es 30 Millionen Euro werden – so langsam glaube ich ihm“. Der Anlass seines Unmuts: bei der Ausschreibung für die Außenanlagen fiel das günstigste Angebot (179 000 Euro) um fast 100 000 Euro  Euro teurer aus als budgetiert. Dem Sparvorschlag der Verwaltung – eine Vergabe der Pflasterung an Straßenbaufirmen und der Einsatz des Bauhofs für die Grünarbeiten – stimmten die Räte mangels Alternativen zwar zu. Kritik gab es trotzdem. „Es wäre schön gewesen, wenn man schon vorher auf die Idee gekommen wäre, hier zu sparen“, bemängelte Semmling.

Der Bürgermeister Rudolf Kürner versuchte, noch im Lenkungsausschuss zu beruhigen. Ein Kostenanstieg auf 30 Millionen Euro sei nicht zu erwarten („Diese Befürchtung müssen Sie nicht haben“), da rund 80 Prozent des Vorhabens geschafft seien. „Ganz riesengroße Überraschungen können uns jetzt nicht mehr einholen“, betonte Kürner auch im Gemeinderat am Mittwochabend.

Auch bei den Fassadenarbeiten stückelt die Stadt

Eine kleine hatte der Bürgermeister doch für die Stadträte: Die Sanierung des Südbaus liegt auch nach der zweiten Ausschreibung über dem vorgesehenen Budget – und ist mit 388 000 Euro auch fast 21 000 Euro über dem Betrag, der ursprünglich hätte gezahlt werden müssen. Mit zwei Enthaltungen der CDU stimmte der Gemeinderat zähneknirschend der Vergabe zu. „Die Stadt hätte einschätzen müssen, dass das Angebot vorher besser war“, sagte Simeon Fleckhammer (CDU). Mehrere Stadträte nannten die Kostenentwicklung „sehr unerfreulich“. Ulrich Wildermuth (Freie Wähler) sagte: „Wir sind an der Grenze der Belastbarkeit, mehr können wir nicht geben.“ Auch Erich Hutflus (CDU) beklagte: „Bei jedem Tagesordnungspunkt müssen wir drauflegen.“

Wie sehr die Stadt mittlerweile darauf bedacht ist, die steigenden Kosten zu reduzieren, zeigt sich auch bei den Fassadenarbeiten. Auch hier soll gestückelt werden: Während eine Firma sich um den Fassadenabbruch und die neuen Fenster kümmert, ist eine andere für den Neubau der Brüstungen und die Dämmung zuständig. „Normal würden wir das nicht aufteilen, auch aus Haftungsgründen“, erklärte der Projektsteuerer Winfried Elflein. Auch hier stimmten die Städträte mit Skepsis zu.

Zusehend skeptisch blickt man in Markgröningen auch auf die Entwicklung der Schülerzahlen. Das Gebäude des Gymnasiums etwa ist für rund 1000 Schüler ausgelegt und wird auch in dieser Größe saniert. Zurzeit wird die Schule aber nur von rund 550 Jugendlichen besucht. Ob die Zahl 1000 in Zeiten rückläufiger Schülerzahlen je wieder erreicht wird, scheint fraglich.