In Indien isst man Linsen in unzähligen Varianten – hier kennt man die gesunden Hülsenfrüchte nur mit Spätzle.

Stuttgart - Nicht zuletzt mit seinen Kochkünsten hat der junge pakistanische Student Nisar Ahmad vor mehr als dreißig Jahren seine heutige Frau Waltraud rumgekriegt. Seitdem hat sie der deutschen Küche abgeschworen. "Das ist mir alles viel zu fad", sagt Waltraud Ahmad, die mit ihrem Mann seit 1993 den Stand Pakistan-Indien-Shop in der Markthalle führt. Ein Lebensmittel, das bei den Ahmads oft auf den Tisch kommt, sind Linsen. Die Hülsenfrüchte heißen in Indien Dal und sind dort ein Grundnahrungsmittel. Hierzulande spielen sie eine kleine Rolle - außer es gibt Linsen mit Spätzle in der Betriebskantine, dann bilden sich lange Schlangen.

Linsen sind sehr gesund: Wegen ihres hohen Eiweißgehalts sind sie vor allem Vegetariern zu empfehlen. Zudem enthalten sie viele Ballaststoffe, Vitamin B (für Nerven und Gehirnzellen) und Eisen. Sie haben viele Kohlehydrate aber wenig Fett und lassen sich deshalb in Diätpläne einbinden.

Vor ein paar Jahren noch ein absoluter Geheimtipp


"Am liebsten mag ich rote Linsen", sagt Waltraud Ahmad, "die sind mild und sind in zehn Minuten fertig." Aufwendig in der Zubereitung sind auch die anderen Sorten nicht. Man muss Linsen nicht einweichen. Man sollte sie mit kaltem Wasser aufsetzen und zunächst kein Salz oder Essig hinzugeben, weil sie sonst breiig werden. Die Kochzeit beträgt meistens zwischen dreißig und sechzig Minuten, je nach Größe und Alter.

Zwischen den zwanzig verschiedenen Sorten (schwarze Beluga, Gungo, Urid...) aus der ganzen Welt gibt es in dem Asia Shop in der Markthalle auch ganz besonders exotische: Alb-Leisa, Linsen von der Schwäbischen Alb. Vor ein paar Jahren waren sie noch ein absoluter Geheimtipp, so langsam spricht es sich herum, dass sie sehr gut sind. Auch Pappas Gourmetpalace und der Schwyzer Stand verkaufen die Alblinsen. "Es war gar nicht so einfach, an die ranzukommen", sagt Susanne Raff, die auf dem Schillerplatz einen Stand hat und seit einem Jahr Alblinsen verkauft.

Ausgelöst hat den Boom Woldemar Mammel aus Lauterach, der 1985 auf seinem Bioland-Hof damit begonnen hat, mit Linsen zu experimentieren. Er hat damit eine Tradition fortgesetzt. "Linsen haben auf der Alb eine lange Geschichte", sagt Mammel. Die niedrigen Erträge, der große Aufwand bei der Ernte und Reinigung ließen die Linsen aber Ende der fünfziger Jahre aus Deutschland verschwinden. Weil Mammel mit der Produktion nicht mehr hinterherkam, hat er 2001 die Öko-Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa gegründet. "Wir sind bald 40 Anbauer", sagt Woldemar Mammel, der inzwischen routiniert die Presseanfragen meistert. Zu kaufen gibt es die Linsen nur im schwäbischen Raum - trotz Anfragen von Gourmetköchen aus ganz Deutschland. "Denen rate ich zu einem Ausflug auf die wunderschöne Schwäbische Alb."
Rezept der Woche


Mung Dal vegetarisch
Der leidenschaftliche Koch Nisar Ahmad hat jede Linsenpackung an seinem Stand mit einem eigenen Rezepttipp versehen.

Zubereitung
(für vier Personen) 400 Gramm Mung-Dal-Linsen in zwei Liter kaltes Wasser geben und 40 Minuten köcheln lassen. In einem seperaten Topf eine gehackte Zwiebel und zwei klein gewürfelte Tomaten in vier Esslöffel Öl anbraten. Einen Teelöffel des indischen Gewürzes Asafetida hinzugeben (sehr gut für eine sanftere Verdauung). Zwei Teelöffel Salz, einen Teelöffel Kardamon, zwei Teelöffel Kreuzkümmel, 15 frische Curryblätter, ein fein geschnittenes Stück Ingwer und zwei klein gehackte Chilischoten dazugeben. Diese Mischung und einen kleinen Becher Naturjoghurt zum fertigen Dal (Linsen) geben und unterrühren. Das Linsengericht mit Reis oder dem indischen Naan Brot servieren.