Die Stuttgarter Markthalle ist im Januar 1914 eröffnet worden. Im Sommer wird das gefeiert. Drohte noch in den 70-er Jahren der Abriss, will heute kaum jemand mehr das Kleinod missen.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Wer die Stuttgarter Markthalle betritt, der taucht ein bisschen in eine andere Welt ein. Hier liegen Persien und Spanien nur wenige Schritte voneinander entfernt. „Ich liebe diese Vielfalt an unterschiedlichen Gewürzen, Obst und Gemüse“, sagt Axel Heger. Als Geschäftsführer der Märkte Stuttgart muss Heger regelmäßig dem Jugendstilbau einen Besuch abstatten, aber auch privat ist die Markthalle für ihn „schon immer ein Anziehungspunkt“. Er sei Hobbykoch, erzählt Heger.

 

In diesem Jahr wird sich der Geschäftsführer noch mehr als gewöhnlich mit der Markthalle beschäftigen, schließlich wird das Baudenkmal, das zu den touristischen Höhepunkten der Stadt zählt, in diesem Monat 100 Jahre alt. Wann genau, ist allerdings unklar. Selbst auf der Internetseite der Markthalle tauchen verschiedene Daten auf: Einmal ist von der Einweihung am 1. Januar 1914 die Rede, dann vom 30. Januar 1914. „Wir kennen den konkreten Tag nicht“, sagt Axel Heger. Den 1. Januar könne man wohl ausschließen – am Feiertag habe die von Martin Elsaesser erbaute Markthalle sicher nicht zum ersten Mal die Pforten aufgemacht. Er tendiert zu Ende Januar.

In den 70er-Jahren drohte der Abriss

Der Großneffe des Architekten, Konrad Elsässer, geht vom 1. Januar aus. Seines Wissens sei die Markthalle im Dezember 1913 fertig gestellt gewesen und dann zum Jahresbeginn eröffnet worden. Der Frankfurter bezeichnet das Werk seines Großonkels Martin als „Juwel im Herzen der Altstadt“. Mit großer Detailverliebtheit sei dieses gestaltet, sogar das Mobiliar habe Martin Elsaesser verantwortet.

Konrad Elsässer, der sich anders als sein Großonkel mit ä schreibt, freut sich, dass die Stuttgarter Markthalle immer noch in Funktion ist. In der Großmarkthalle in Frankfurt, die Martin Elsaesser ebenfalls gebaut hat, wird seit Juni 2004 kein Obst und Gemüse mehr verkauft, stattdessen wird die Halle in den Neubau der Europäischen Zentralbank integriert.

Woran sich ältere Stuttgarter gut erinnern dürften: Anfang der 70er Jahre wäre die Markthalle beinahe abgerissen und in ein Shop-in-Shop-Unternehmen umgewandelt worden. Nach einem Proteststurm in der Bevölkerung entschied sich der Gemeinderat 1973 mit knapper Mehrheit für den Erhalt – das war genau zwanzig Jahre nach dem Abschluss des Wiederaufbaus der Halle, die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten worden war.

Vorbereitungen fürs Jubiläum laufen

In diesem Monat wird der runde Geburtstag der Markthalle noch nicht groß gefeiert, sondern voraussichtlich vor den Sommerferien. „Wir sind in der Terminplanung“, sagt Heger. Noch im Januar soll ein Treffen stattfinden, in dem es auch um das Programm für die Feierlichkeiten gehen wird. Natürlich würden die Beschicker einbezogen, so Heger. 34 Stände gibt es aktuell in der Markthalle. Vor wenigen Jahren waren es noch 38. Zwar gebe es in der Markthalle relativ wenig Fluktuation, aber einige Stände hätten vergrößert, etwa der Stand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall.

Im Vorfeld des Jubiläums seien im vergangenen November einige Maler- und Verputzarbeiten vorgenommen worden, berichtet Heger. In diesem Jahr sollen die Fresken an der Außenfassade der Markthalle restauriert werden, finanziert über Spendengelder, die der Förderverein Alt Stuttgart sammelt. Dieser hatte schon den Wiederaufbau des Ceresbrunnens in der Markthalle ermöglicht, der im März 2009 offiziell an die Stadt übergeben wurde.