Der Buchhandel in Stuttgart kommt wieder in Schwung. Nachdem Hugendubel als erster Mieter in Breuningers Dorotheen Quartier feststeht, wird nun bekannt, dass Osiander im ehemaligen Haufler-Haus am Marktplatz eröffnen wird.

Stuttgart - Eigentlich galt ein Café im ehemaligen Haufler-Haus am Marktplatz schon als gesetzt. Doch nun zieht mit Osiander ein Buchhändler in die repräsentative Immobilie am Marktplatz ein. Die Eröffnung ist für das erste Quartal kommenden Jahres vorgesehen.

 

Vier Stockwerke soll die geplante Buchhandlung am Marktplatz umfassen. Rund 700 Quadratmeter – und damit fast das gesamte Gebäude – hat Osiander angemietet. Damit wird das neue Geschäft nach Wittwer am Schlossplatz einer der größten Buchläden der Stadt werden. „Wir wollten unbedingt mit einer Buchhandlung in der Stuttgarter Innenstadt vertreten sein“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter von Osiander, Christian Riethmüller.

Das Tübinger Unternehmen will nach eigenen Angaben rund 600 000 Euro in den Innenausbau am neuen Standort investieren und mit zehn Mitarbeitern in der neuen Filiale arbeiten.

Osiander betreibt in Stuttgart derzeit neben den beiden Filialen in den Einkaufszentren Gerber und Milaneo ein Geschäft an der Ecke Nadler- und Hirschstraße. Dort läuft der Mietvertrag Ende des Jahres aus – das Gebäude hinter dem Rathaus soll in den kommenden Monaten zu einem Designhotel umgebaut werden. Somit war das Tübinger Unternehmen zur Immobiliensuche gezwungen. „Wir haben eineinhalb Jahre gesucht“, berichtet Riethmüller. Dass man nun ausgerechnet in Bestlage am Stuttgarter Marktplatz und in einem derart traditionsreichen Gebäude fündig geworden sei, freue ihn besonders, sagt Riehtmüller.

Gastronomen haben zurückgezogen

Das Gebäude war einst der Sitz des alteingesessenen Schreibwarenhändlers Haufler am Markt. Die Nachricht von dessen Geschäftsaufgabe hatte vor knapp zwei Jahren eine Diskussion um die Entwicklung der Innenstadt und des Marktplatzes ausgelöst. Dort wird seit dem Ende des Café Scholz zudem ein gastronomisches Angebot vermisst. „Wir waren mit zahlreichen Gastronomen im Gespräch“, bestätigt Johannes Büchlmeir, Director beim Vermieter, dem Immobilienunternehmen Real I.S.. Am Ende hätten jedoch sämtliche Kandidaten wieder zurückgezogen. Aus Immobilienkreisen heißt es, dass die Spanne der Interessenten für den Standort von renommierten italienischen Restaurants über Fast-Food- und Burger-Ketten bis hin zu heimischen Feinkosthändlern gereicht haben soll.

Das künftige Osiander-Haus, wie das Gebäude mit der Adresse Marktplatz 5 vom Vermieter bereits bezeichnet wird, wurde von der Real I.S. im Juli 2015 gekauft. Zuvor war die Immobilie im Besitz einer Erbengemeinschaft. Inzwischen wird das Gebäude in einem regionalen Immobilienfonds gehandelt.

Welche Bedeutung speziell diese Immobilie für die Stadt zu haben scheint, zeigt sich daran, dass Riethmüller für sein Engagement am Marktplatz bereits Glückwünsche aus der Stuttgarter Bürgermeisterriege erhalten hat. Aus Immobilienkreisen heißt es zudem immer wieder, die Stadtverwaltung selbst habe sich noch vor dem Verkauf an die Real I.S. bei der Erbengemeinschaft nach dem Preis der Immobilie erkundigt.

Veränderungen im Buchhandel

Auch der Tübinger Buchhändler ist sich des fehlenden Cafés am Marktplatz bewusst. „Wir haben uns in dieser Richtung viele Gedanken gemacht“, sagt Riethmüller. Eine Idee soll eine Kooperation mit Hochland in der neuen Filiale gewesen sein. „Das konnten wir am Ende leider nicht machen“, berichtet Riethmüller. Ein Café hätte nur Sinn ergeben, wenn man dafür Fläche im Erdgeschoss aufgegeben hätte. „Dort haben wir aber nur 140 Quadratmeter, und davon brauchen wir jeden Zentimeter.“

Die Filiale am Marktplatz soll das Aushängeschild des Tübinger Unternehmens werden. „Wir haben uns in dieses Haus verliebt“, sagt Riehtmüller. Mit mehreren Stockwerken und kleineren Räumen sei das Haus wie für einen Buchladen geschaffen. Somit kommt wieder Bewegung in die Stuttgarter Buchbranche. Zuletzt war bekannt geworden, dass Hugendubel ins Dorotheen-Quartier einziehen wird. Ende 2014 war bekannt geworden, dass das Münchner Unternehmen seine rund 4000 Quadratmeter große Filiale an der Königstraße schließen würde. Davon hatte unter anderem Wittwer mit seinem Stammhaus am Schlossplatz nach eigenen Angaben erheblich profitiert.