Seit diesem Jahr laufen Sanierungsarbeiten an dem über 300 Jahre alten historischen Marktbrunnen. Dazu gehört auch die Höherlegung um 45 Zentimeter auf das Marktplatz-Niveau – eine technische Herausforderung.

Wenn man ganz dicht vor dem freigelegten historischen Marktbrunnen steht, stellt man fest, wie groß das gusseiserne Denkmal wirklich ist: Mehr als sieben Meter im Durchmesser und knapp zwei Meter hoch ist der 300 Jahre alte Brunnen, der noch in einer Art Grube steht. In den nächsten Monaten soll er weiter saniert und auf das Höhenniveau des Marktplatzes angehoben werden. Erstmals aufgestellt wurde er dort 1806, später jedoch auf den Wilhelmsplatz ausgelagert. 1976 kehrte er wieder auf den Marktplatz zurück.

 

Die Sanierung läuft in mehreren Schritten ab. „In den letzten Wochen wurde zunächst die Brunnensäule mit den Wasserspeiern abgebaut und für spätere Arbeiten eingelagert“, erklärt Klaus Hofmann vom Tiefbauamt Stuttgart. Anschließend wurde der gesamte Brunnen mit Baggern freigelegt. In den kommenden Wochen, so Hofmann, stehe einer der kompliziertesten Arbeitsschritte an: die Höherlegung. Da der Brunnen unter Denkmalschutz steht, könne man ihn dafür nicht auseinandernehmen und später erneut zusammenbauen.

16 Platten – jede 750 Kilogramm schwer

Wie nun der Brunnentrog, bestehend aus 16 gusseisernen Platten, an einem Stück angehoben wird, erklärt Jana Kronawitt, von der strebwerk Architekten GmbH. Das Büro hat sich auf denkmalgeschützte Objekte spezialisiert und wurde deshalb von der Stadt hinzugezogen. „Über dem Brunnentrog wird zunächst ein viereckiges Stahlgerüst angebracht“, erklärt Kronawitt. Das Gerüst stehe seinerseits auf vier, um den Brunnen verteilten Betonsockeln. „Anschließend wird jede der 16 Platten mit zwei Spanngurten an dem Stahlgerüst befestigt“, so Kronawitt weiter. Das Heben des Brunnens erfolge dann durch das hydraulische Anheben des Gerüsts an den vier Sockeln.

Ein Vorteil dieser Methode sei die gleichbleibende Belastung, die dabei auf den Brunnen wirke. Denn das hohe Gesamtgewicht, (jede der Platten wiegt knapp 750 Kilogramm) könne so auf viele einzelne Punkte verteilt werden. Das Verfahren habe sich bereits in anderen Bereichen bewährt, mein Kronawitt. Um trotzdem eventuell auftretende Fehler rechtzeitig zu bemerken, wird der Brunnen sehr langsam angehoben. Bis zu zwei Tage könne der Vorgang dauern.

Die Gesamtkosten liegen bei 950 000 Euro

Um wichtige Sanierungsarbeiten unter dem Brunnen vornehmen zu können, werde dieser zunächst um 80 Zentimeter angehoben. Um die Höhe des restlichen Marktplatzes zu erreichen, ist hingegen nur etwa ein halber Meter nötig. In diesem Zustand, so Kronawitt, bleibe der Brunnen dann für knapp zwei Monate. Die Zeit werde genutzt, um eine neue Bodenplatte zu gießen und die Technik für die Wasserversorgung zu modernisieren. Ende 2022 soll der Brunnen dann schließlich wieder auf seine endgültige Höhe abgesenkt werden. Vollendet sei die Sanierung dann jedoch nicht. Viele der Arbeiten, wie die Erneuerung einer Beschichtung, um den Brunnen von innen abzudichten, könnten temperaturbedingt erst im Frühjahr stattfinden, sagt Hofmann. Die Sanierung des Brunnens ist Teil der Umgestaltung des Marktplatzes. Laut Hofmann betragen die Gesamtkosten für Sanierung und Höherlegung 950 000 Euro. Das Land bezuschusst das Projekt mit knapp 100 000 Euro.

Es wird ein Teil der Kosten gefördert, die durch den Denkmalschutz zusätzlich entstehen. Läuft alles nach Plan, können sich die Stuttgarter von Herbst 2023 an am sanierten Marktbrunnen erfreuen.