Marktpotenzial für Journalismus-Plattform Printmedien als Türöffner und Identitätsstifter

Eine Art Journalismus-Spotify mit vorausgewählten Medienangeboten wäre Nutzern bis zu 10 Euro pro Monat wert – zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung der Landesanstalt für Medien in Düsseldorf.
Stuttgart - Für Musik, Bewegtbild-Angebote und Games gibt es längst große Internet-Plattformen wie Spotify und Netflix. Auch journalistische Angebote lassen sich auf ähnliche Weise bündeln, doch bislang konnte dafür kein Anbieter größere Abonnentenzahlen gewinnen. Dabei wäre das Potenzial vorhanden: Laut einer Befragung der Landesanstalt für Medien in Düsseldorf würden Nutzer bis zu zehn Euro pro Monat für vorausgewählte Medienangebote zahlen.
Das gilt besonders dann, wenn es sich um professionellen und vertrauenswürdigen Journalismus handelt. Die 6000 Teilnehmer der Umfrage „Money for Nothing and content for free – Paid Content, Plattformen und Zahlungsbereitschaft im digitalen Journalismus“ zeigten eine deutlich höhere Wertschätzung für Printangebote im Vergleich zu digitalen Angeboten. Die Autoren Christian-Mathias Wellbrock und Christopher Buschow empfehlen deshalb, Print-Journalismus „als Türöffner und Identitätsstifter“ zu nutzen. Entscheidend sei allerdings, dass die Nutzer Qualitäts-Journalismus auch als solchen erkennen.
Nutzer suchen Orientierung
Besonders hoch im Kurs stehen bei den Befragten gesellschaftlich relevante Inhalte und solche mit praktischem Nutzwert für Kauf- und Lebensentscheidungen. Sie mögen Vielfalt, suchen aber auch Orientierung. Das alles spricht den Forschern zufolge für das „Bezahlmodell Plattform“. Dessen Potenzial sei besonders groß, wenn wie bei Netflix und Spotify ein „einheitlicher Preis für das gesamte Bündel über alle Konsumentinnen und Konsumenten hinweg“ erhoben werde und man sich „die teure Identifikation von Konsumentensegmenten und das Einrichten verschiedener Bündel“ spare.
Die Studie verschweigt nicht, was Musiker längst wissen: Sie verdienen bei Spotify nur winzige Cent-Bruchteile pro abgerufenem Song und noch weniger als einst zu Zeiten der gerne als ausbeuterisch gegeißelten Musikindustrie. Auch ein „Journalismus-Spotify“ mit einem Potpourri aus Beiträgen unterschiedlicher Medien könne „keineswegs die wirtschaftlichen Bedingungen des Verlagswesens im letzten Jahrhundert wiederherstellen“, schreiben die Autoren, das sei „aufgrund der veränderten Marktstrukturen im Rahmen der Digitalisierung schlicht unrealistisch“ – ein Marktpotenzial sei aber unbestreitbar vorhanden.
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