Spieler

 

Markus Babbel (38) ist mit der Nationalmannschaft 1996 Europameister geworden und hat mit dem FC Bayern und dem VfB vier deutsche Meistertitel gewonnen. In München holte der Verteidiger zudem den Uefa-Pokal und zweimal den DFB-Pokal; mit Liverpool sammelte er 2001 sogar fünf Titel in einer Saison.

Trainer

Wie konkurrenzfähig ist Ihre Mannschaft?

Wenn wir in der Lage sind, hundert Prozent zu bringen, werden wir definitiv mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Wenn nicht, dann haben wir ein Problem.

Ist der Klassenverbleib das einzige Ziel?

Als Aufsteiger verbietet es sich, große Töne zu spucken. Neben dem FC Augsburg sind wir die einzige Mannschaft, die noch überhaupt keinen Nachweis der Bundesligatauglichkeit erbracht hat. Deshalb kann für uns das Ziel nur lauten, möglichst schnell die Klasse zu sichern.

Mittelfristig dürfte es in einer Stadt wie Berlin aber nicht ausreichen, nur gegen den Abstieg zu kämpfen.

Berlin ist kein leichtes Umfeld, das ist wahr. Aber unsere Fans haben erkannt, dass wir versuchen müssen, uns kontinuierlich nach oben zu arbeiten. Das geht nur Schritt für Schritt. Große Sprünge sind für uns nicht möglich.

Was macht das Umfeld so schwierig?

Berlin ist eine Weltmetropole, die sich in allen Dingen an der Spitze sieht und dort gerne auch im Fußball sein möchte. Aber genau das macht ja auch den Reiz dieses Vereins aus. Auch deshalb wollte ich die Hertha trainieren - es ist ein Traditionsclub mit tollen Möglichkeiten. Jetzt gilt es eine Mannschaft zu entwickeln, die früher oder später in der Lage ist, dorthin zu kommen, wo die Stadt sich sieht. Das geht aber mit Sicherheit nicht von heute auf morgen.

Ist es schwerer in Berlin zurechtzukommen als in Stuttgart?

Mit Sicherheit. Das ist sogar ein Quantensprung. Was etwa die Medienlandschaft betrifft, war Stuttgart ein echter Hochgenuss. Da hat es richtig Spaß gemacht. In Berlin dagegen ist alles schwieriger. Hier gibt es zehn Tageszeitungen, die untereinander in knallhartem Konkurrenzkampf stehen und Schlagzeilen produzieren, dass einem die Haare zu Berge stehen. Da wird nicht nur unglaublich viel, sondern häufig auch unglaublich unsachlich berichtet. Es ist sehr schwierig, hier in Ruhe zu arbeiten. Aber, und dies möchte ich klar betonen: Ich fühle mich bei der Hertha, in Berlin allgemein sehr wohl. Ich möchte etwas aufbauen und bekomme die Gelegenheit dazu.

Sie haben gleich im ersten Jahr den Aufstieg geschafft. Ist man eigentlich mit Lizenz ein besserer Trainer als ohne?

Hundertprozentig (lacht). Im Ernst: Fakt ist, man braucht diesen Schein, das habe ich geschafft. Ob das sein muss oder nicht, sollen andere beurteilen.

War es beim VfB im Rückblick das größte Problem, dass Sie neben der Arbeit als Trainer die Ausbildung machen mussten?

Von 18 Trainern hatte ich zumindest das schwierigste Los. Es ist doch logisch: wenn ich dienstags und mittwochs, den wichtigsten Tagen im Training, nicht als Chef bei der Mannschaft sein kann, dann ist das ein großes Problem. Ich behaupte aber, dass das nicht das Entscheidende war.

Sondern?

Das Hauptproblem war, dass ich vor der Saison keinen Urlaub hatte. Nach dem Kraftakt in der Rückrunde, als wir von Rang elf sensationell bis auf den dritten Platz geklettert waren, gab es für mich überhaupt keine Zeit, um runterzukommen und abzuschalten. Sprich: so positiv alles gelaufen ist - ich war vom Kopf her leer und ausgebrannt. Und sofort ging das nächste Projekt weiter, die Fußballlehrerausbildung, bei der man richtig arbeiten muss. So wurde mir am Ende alles zu viel.

"Ich hatte wunderbare Jahre in Stuttgart"

Inwieweit hat Sie die Entwicklung des VfB in den vergangenen eineinhalb Jahren an Ihre eigene Zeit in Stuttgart erinnert?

Es ist auch weiterhin ein Phänomen gewesen, dass die Vorrunde komplett den Bach hinuntergegangen ist und in der Rückrunde die Aufholjagd folgte. In der Vorsaison ist es sogar nicht nur fünf Minuten vor zwölf gewesen, sondern höchstens noch eine. Deshalb hat es mich am Ende wahnsinnig gefreut, dass es Bruno Labbadia und die anderen Beteiligten geschafft haben, den VfB in der Bundesliga zu halten.

Haben Sie mitgezittert?

Sehr sogar. Glücklicherweise hatte ich mit meinem Assistenten Rainer Widmayer einen Mann an meiner Seite, dem es genau so gegangen ist wie mir.

Wie beurteilen Sie die jüngste Entwicklung des VfB?

Ich denke, dass die Stuttgarter nun endlich dort weitermachen, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört haben. Man hat in der Rückrunde gesehen, dass die Spieler ihrem Trainer vertrauen und bereit sind, den Weg von Bruno Labbadia mitzugehen. Das spiegelt sich auch jetzt wider. Ich habe schon immer gesagt: der VfB hat sehr gute Spieler in seinen Reihen - entscheidend ist, dass sie auch zusammenarbeiten. Das Gefühl hat man jetzt.

Wie sehen Sie die Rollenverteilung?

Wenn wir als Aufsteiger gegen einen solchen Club spielen, sind wir sicher nicht in der Favoritenrolle. Wir wissen genau, da kommt ein richtig dicker Brocken auf uns zu.

Was bedeutet Ihnen persönlich dieses Spiel?

Es ist für mich ein ganz Besonderes. Ich hatte fünf wunderbare Jahre in Stuttgart, wurde am Ende meiner aktiven Karriere noch einmal Deutscher Meister und bekam danach die Möglichkeit, mich als Trainer ins Schaufenster zu stellen. Ich habe nach wie vor einen sehr guten Kontakt zum VfB und komme immer wieder gerne nach Stuttgart. Dabei habe ich stets das Gefühl, willkommen zu sein. Das ist in diesem Geschäft absolut nicht selbstverständlich und zeigt mir, dass ich nicht alles verkehrt gemacht habe.

Ihre VfB-Tätowierung werden Sie also auch weiter in Ehren tragen.

Aber hallo! Für mich wird der VfB immer ein besonderer Verein bleiben - genau wie die anderen Clubs, die ich auf meinem Körper verewigt habe: den TSV Gilching, die Bayern, Liverpool, den Hamburger SV und jetzt die Hertha. So viele Vereine waren es ja noch gar nicht.

Wie groß ist der Anreiz, irgendwann als Trainer zu den Bayern zurückzukehren?

Die Bayern sind das Nonplusultra - nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. Wenn man dort irgendwann landet, weiß man, dass man zu den Guten gehört. Deshalb ist das ein großer Anreiz.

Markus Babbel: der Titelsammler

Spieler

Markus Babbel (38) ist mit der Nationalmannschaft 1996 Europameister geworden und hat mit dem FC Bayern und dem VfB vier deutsche Meistertitel gewonnen. In München holte der Verteidiger zudem den Uefa-Pokal und zweimal den DFB-Pokal; mit Liverpool sammelte er 2001 sogar fünf Titel in einer Saison.

Trainer

2007 beendete Babbel beim VfB seine aktive Karriere und rückte in den Trainerstab. Nach der Entlassung von Armin Veh wurde er Ende 2008 Chefcoach der Stuttgarter. Ein Jahr später musste er gehen und heuerte 2010 bei der Hertha an, mit der er auf Anhieb den Aufstieg in die Bundesliga schaffte.