Heute: zwei Sachbücher – eines über Katzen und eines über Fragen, die man Männern vermutlich nicht stellen würde.

Stuttgart - Für diese Kolumne muss man sich als Autor nicht viel Mühe geben. Sie handelt von Katzen. Und Katzen schlagen alles. Eine Studie hat herausgefunden, dass Posts in den sozialen Medien, in denen Katzen zu sehen sind, zu einem massiven Anstieg der Aufrufe führen. Es gibt allen Grund zur Annahme, dass das auch mit journalistischen Inhalten klappt – und mit Büchern. Umso mehr, wenn man Katzeninhalte mit einem beliebten Fernseh-Entertainer kombiniert. Es wird also gleich von einem niedlichen Katzenbuch mit niedlichen Katzenbildern die Rede sein. Bleiben Sie dran!

 

Mächtige Frauen werden anders interviewt als mächtige Männer

Vorher nutzen wir die Gelegenheit, über ein ernsteres Thema zu sprechen. Die Digital-Unternehmerin Fränzi Kühne musste, nachdem sie 2016 in den Aufsichtsrat des Telekommunikationsunternehmens Freenet berufen wurde, viele Interviews geben. Allerdings ging es nicht allein um ihre Einschätzungen zur Entwicklung der Börsen, ihre Meinung zur Digitalisierung oder ihre Ansichten zur Wirtschaftspolitik. Ziemlich oft drehten sich die Fragen um ihre Rolle als junge Frau in der rauen Welt der Wirtschaft. Zum Beispiel, wie sie Familie und Karriere unter einen Hut bringe. Oder ob sie das Gefühl habe, für ihre Karriere persönlich viel geopfert haben zu müssen. Auch erwähnten die Journalisten (die Journalistinnen übrigens auch) in Porträts über sie auffallend oft ihre Kleidung und ihre Figur. Nun könnte man meinen, über die schlecht sitzenden Anzüge von zum Beispiel Kanzleramtsminister Helge Braun und Wirtschaftsminister Peter Altmaier, legt man ohnehin lieber den Mantel des Schweigens. Aber warum sollte dies dann bei Frauen eine Rolle spielen?

Lesen Sie aus unserem Angebot: „Was zuvor geschah“

Überlegungen zur Benachteiligung von Frauen

Jedenfalls kam Kühne so auf die Idee, Fragen, die normalerweise an Frauen gerichtet werden, mehr oder weniger prominenten Männern zu stellen. Das ist an sich pfiffig und, gut ausgeführt, sollte man einige verblüffte Reaktionen erwarten. Leider leidet das Buch „Was Männer nie gefragt werden. Ich frag trotzdem mal“ (Spiegel-Bestseller Sachbuch Paperback Platz 13, Fischer, 236 Seiten, 14 Euro) daran, dass die Sache nur als Idee interessant ist. Zum einen haben sich nur wenige Männer bereit erklärt mitzumachen. Das führt zu einer willkürlichen Auswahl, in die es neben Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser und Bundesaußenminister Heiko Maas auch der Leiter des Hochbauamtes von Berlin-Pankow geschafft hat. Zum anderen sind die Antworten, wenn es denn welche gibt, allzu oft strunzlangweilig. Weshalb Kühne sie in lange, erläuternde Passagen einbettet. Im Ergebnis enthält das Buch eine Ansammlung von Überlegungen zur Benachteiligung von Frauen, die man andernorts schon origineller gelesen hat.

Kerkeling erzählt Erlebnisse aus seinem Leben mit Katzen

Jetzt aber zu den Katzen. Es ist nicht immer für jeden einsichtig, warum Katzen die liebsten Haustiere der Deutschen sind. Nach allem, was Hape Kerkeling in „Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich“ (Spiegel-Bestseller Sachbuch Hardcover Platz 1, Piper, 304 Seiten, 22 Euro) berichtet, braucht man für ihre Haltung einen gewissen Grad an Gleichmut. Katzen sind sehr eigenwillig. Der Entertainer erzählt auf fast 300 Seiten meist lustige, manchmal traurige Erlebnisse aus seinem Leben mit diesen Tieren. Zum Beispiel, wie er ein Katzen-Duo bei einer Messie-Familie in Wanne-Eickel kaufte. Oder wie er seinen schwer übergewichtigen Kater Spock trotz Gewichtbegrenzung der Airline ins Flugzeug schmuggelte.

Der Tonfall geht einem gehörig auf die Nerven

Weil aber die Anekdoten nicht ausreichen, das Buch zu füllen, ergänzt sie Kerkeling um Hintergrundinformationen über Katzenhaltung, Katzenkrankheiten, Katzencharaktere, Katzenrassen, Katzenesoterik und Katzen-was-weiß-ich. Das ganze in einem schnodderigen, man könnte auch sagen penetrant lockeren Ton. Der geht einem auf den ersten hundert Seiten noch gehörig auf die Nerven. Zumal die Kalauer nicht selten von der schwächeren Sorte sind („Wanne-Heikel“!). Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und kann, als Nichtkatzenfan eine Reihe interessanter Fakten lernen.

Für Katzen gibt es viele dämliche Synonyme

Wer das nicht so spannend findet, kann sich die Zeit damit vertreiben, eine Bullshit-Liste der dämlichsten Synonyme für „Katze“ anzulegen: Samttiger, zahmer Waschbär, Vierbeiner, Stubentiger, Fellnase, Kuschelmonster, Mietzekätzchen, Puma… (bitte ergänzen!). Gut möglich, dass dieser (halbe) Verriss bei Katzenfreunden für helle Empörung sorgt. Wir werden in der nächsten Kolumne darüber berichten.