Das Hamburger Unternehmen ECE will das fast leer stehende Marstall-Center in Ludwigsburg revitalisieren – die Investitionskosten werden auf 80 Millionen Euro geschätzt. Die Stadträte haben den Plan zur Rettung des Einkaufszentrums jetzt abgesegnet.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Neugestaltung des Marstall-Centers in Ludwigsburg rückt näher. Am Mittwochabend hat die Stadtverwaltung im Wirtschaftsausschuss ihr Konzept präsentiert und den Stadträten erklärt, dass das Hamburger Projektmanagement-Unternehmen ECE bereit ist, das Center zu übernehmen. Angesichts der Brisanz fand die Sitzung hinter verschlossenen Türen statt. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung haben die Stadträte die Pläne gebilligt und einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss gefasst, das heißt: wenn der Gemeinderat am kommenden Dienstag dem Votum des Ausschusses folgt, ist der Deal mit der ECE in trockenen Tüchern.

 

Die ECE will das Marstall-Center revitalisieren

Im Kern geht es aktuell um einen so genannten Andienungsvertrag zwischen der Stadt und der ECE. Mit diesem Papier in der Tasche kann das Unternehmen seine Verhandlungen mit Investoren und potenziellen Mietern der Ladenflächen intensivieren. Geht alles glatt, wird der Vertrag im März rechtskräftig. „Wir haben keine Garantie“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. „Aber ich schätze die Wahrscheinlichkeit auf 80 zu 20 ein, dass wir im Frühjahr eine Lösung haben.“ Und natürlich kümmere sich die Stadt um alternativen Strategien – für den Fall, dass „nicht alles optimal läuft“.

Zurzeit aber setzt Ludwigsburg voll auf die ECE, obwohl es andere Interessenten gibt. Die Stadträte tragen diese Strategie uneingeschränkt mit. „Wir sind heilfroh, dass Bewegung in die Sache gekommen ist“, sagt Rosina Kopf von den CHristdemokraten. „Wir hoffen, dass es so positiv weiter geht“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Eckart Bohn. „Das Grundkonzept ist gut“, lobt der FDP-Fraktionschef Volker Heer. „Es geht in die richtige Richtung“, sagt der Grünen-Stadtrat Markus Gericke. Auch die Freien Wähler haben den Plan gebilligt.

Der ersten Kaufverträge werden demnächst unterzeichnet

Tatsächlich darf die Verwaltung als Erfolg verbuchen, den Gordischen Knoten um das Center gelockert zu haben. Jahrelang galt das Gebäude als hoffnungsloser Fall, fast alle Läden stehen leer. In zähen Verhandlungen wurde den 18 Eigentümern die Zusage abgerungen, die Flächen an eine städtische Gesellschaft zu verkaufen. Die ersten Verträge werden demnächst unterzeichnet, alle weiteren spätestens im März, wenn die ECE einsteigt. „Das Verfahren ist kompliziert, aber für die Stadt gibt es kein finanzielles Risiko“, versichert Spec. Selbst wenn die Hamburger es sich anders überlegen, müssen sie der Stadt alle bis dahin entstandenen Kosten ersetzen – so steht es im Andienungsvertrag.

Richtig teuer wird sowieso erst der nächste Schritt. Die Kosten für den gesamten Grunderwerb und die Umgestaltung werden auf 80 Millionen Euro geschätzt. Geld, das die ECE nicht allein auf den Tisch legen will. Im Raum steht ein Modell, bei dem auch Banken und Versicherer aus der Region Anteile am Center erwerben könnten. Wahrscheinlicher ist, dass die ECE mit überregional agierenden Anlegern, beispielsweise einer großen Fondsgesellschaft, ins Geschäft kommt. „Die haben offenbar schon Investoren im Kopf“, berichtet ein Insider.

Auch das Breuningerland soll ausgebaut werden

Und Ludwigsburg hat noch ein Faustpfand in der Hinterhand. Die ECE betreibt auch das Breuningerland vor den Toren der Stadt, und würde dieses gern ausbauen. Bislang hat der Gemeinderat dem stets einen Riegel vorgeschoben – mit Verweis auf den Leerstand im Marstall-Center. „Wir warten jetzt mal ab, was passiert“, sagt Jörg Harengerd, der Manager des Breuningerlands. Tatsächlich kann Harengerd auf ein Entgegenkommen hoffen. Falls die Revitalisierung des Marstall-Centers gelinge, könne man wieder über den Ausbau des Breuningerlands reden, sagt Spec.

Mit dem Engagement in der Innenstadt schaufelt sich die ECE also gleichzeitig Platz auf der Grünen Wiese frei. Auch das ist ein Grund, warum kaum jemand davon ausgeht, dass das Unternehmen noch einen Rückzieher machen wird.