Im Marstall wird auf Hochtouren gearbeitet. Man fiebert darauf hin, dass am Standort des einstigen königlichen Pferdestalls das neue Einkaufszentrum eröffnet wird.

Ludwigsburg - Der Countdown läuft: In sechseinhalb Wochen soll das neue Einkaufszentrum im Marstall seine Tore öffnen. Drinnen hat die künftige Mall zwar noch den Charme eines Rohbaus – doch der Investor ECE versichert, dass man im Zeitplan sei. Bei der letzten Führung vor der am 30. September geplanten Eröffnung schildert die Center-Managerin Anne Marschner in bunten Farben, welch pulsierendes Leben nun in die einst triste Ladenpassage einziehen werde. Sie spricht aus, was – aus anderen Gründen – wohl auch auf die Anwohner der Baustelle zutrifft: „Wir scharren schon mit den Hufen.“

 

Seit April 2014 wird das Gebäude in der Unteren Stadt für 100 Millionen Euro komplett umgebaut. 380 Tonnen Stahl und 2300 Kubikmeter Beton wurden dabei verarbeitet, 120 Mal musste in die Statik eingegriffen werden. Für die Anwohner und die umliegenden Läden bedeutet das: Staub, Lärm und Chaos vor ihrer Tür – daher dürften sie ebenfalls auf die Eröffnung hinfiebern. Auch jetzt wird noch auf Hochtouren gearbeitet. Die zwei Stockwerke, auf denen in wenigen Wochen rund 70 Shops ihre Waren anbieten wollen, sind noch eine riesige Baustelle. Von den Decken hängen hunderte Kabel, die Böden bestehen zum Großteil noch aus nacktem Beton und die Wände sind weder verputzt noch tapeziert. Überall stehen Baugerüste und -geräte, Paletten voller Fliesen oder säckeweise Zement herum, ständig sind Arbeiter von A nach B unterwegs und aus jeder Ecke kommt ein anderes Geräusch: Hier wird ohne Unterlass gebohrt, geschweißt und gesägt.

Unterschiede zum trostlosen Vorgänger erkennbar

Doch wer das frühere Marstall-Center besucht hat, kann bereits deutliche Unterschiede zu dem trostlosen Vorgänger erkennen. Schon der Eingangsbereich wirkt um einiges heller und offener als die einst düstere Passage. Man habe diesen Part bewusst über zwei Stockwerke hinweg geöffnet, sagt Marschner: „Das wird ein Entrée, das einen willkommen heißt.“ Das passt zur Kernidee der Neugestaltung: Die Kunden sollen das Marstall nicht nur als Anlaufstelle zum Shoppen sehen, sondern als Ort zur Freizeitgestaltung. Deshalb laden schon im Foyer Sitzstufen zum Verweilen ein.

Besonders stolz ist die Centerleitung in dieser Hinsicht aber auf den Food-Court im Obergeschoss. Auch wenn davon bis jetzt noch nichts zu sehen ist: Hier werden künftig neun Gastronomien ihre Kreationen anbieten. Die Gäste der verschiedenen Anbieter können nicht nur an Tischen im Innenbereich zusammensitzen, sondern auch die Terrasse nutzen, die bestuhlt wird und über Sitzstufen mit den umliegenden Straßen verbunden ist. Eine tolle Aufenthaltsqualität, findet Marschner. Die werde das neue Marstall auch insgesamt haben, prophezeit sie. Nicht zuletzt, weil man sich von den historischen Wurzeln des Standortes inspirieren lasse: Hier habe sich früher der königliche Pferdestall befunden. Daher greife man das Thema gestalterisch auf. So sollen die raumhohen Eingangstüren an Stalltore erinnern, das geschwungene M des Logos ist eine Reminiszenz an königliche Muster und einige Kronleuchter werden eigens mit Steigbügel-Elementen versehen. „Hier wird alles individuell gestaltet“, betont Marschner, man strebe ein herzliches, natürliches Ambiente an.

Stadt spricht von gelungener Revitalisierung

Auch die Werbeleute haben sich auf den Ursprung der Örtlichkeit konzentriert. Auf den großflächigen Plakaten draußen über dem Eingang sind Sprüche zu lesen wie „Endlich! Stallgeruch schnuppern!“ oder vor der Aufzählung der zukünftigen Läden: „Alle aus einem guten Stall“. Bei der Stadt ist man offenbar von dem Konzept überzeugt: „Wir sehen einer gelungenen Revitalisierung des Marstalls entgegen“, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried zuversichtlich. Nach den jahrelangen Diskussionen um den einst maroden Schandfleck der Stadt dürfte man angesichts der nahenden Neueröffnung im Rathaus nun auch mit den Hufen scharren.