Der Rudersberger Bürgermeister Martin Kaufmann wird mit einer Feier in der Gemeindehalle verabschiedet. Am Freitag tritt der 51-Jährige seine Stelle als Rathauschef in Leonberg an.

Rudersberg - „Ich war sehr gerne Ihr Bürgermeister“ – mit diesen Worten hat sich der sichtlich gerührte Martin Kaufmann in der gut besuchten Gemeindehalle von „seinen“ Rudersberger Bürgern verabschiedet. Bereits am kommenden Freitag tritt der 51-jährige Verwaltungswirt seine Stelle als Oberbürgermeister der Stadt Leonberg an. Nach Kaufmanns Rede bedachten die Zuhörer den SPD-Mann mit Standing Ovations.

 

„Rudersberg hat ein neues Image, auf das wir stolz sein können“, zog Kaufmann in seiner Abschiedsrede Bilanz über seine Zeit als Rathauschef im Wieslauftal. In dieser habe man gemeinsam viel erreicht, sagte Kaufmann, der betonte, in der Politik brauche es Menschen, die ein Rückgrat hätten. „Sie wissen, ich bin nicht ganz einfach“, räumte Kaufmann ein, und er habe während seiner Amtszeit „den ein oder anderen nicht ganz mitgenommen“. Der Stellvertretende Bürgermeister Eberhard Layer formulierte das in seiner Rede folgendermaßen: „Sie haben manch heißes Eisen angepackt und sich damit nicht nur Freunde gemacht.“ Er dankte Kaufmann für die „langjährige erquickliche Zusammenarbeit“ und zählte eine lange Liste von Projekten auf, die der Rathauschef angestoßen und verwirklicht habe.

Zehn bewegte Jahre

Die zehn Jahre als Bürgermeister in Rudersberg seien für ihn wie im Flug vergangen, sagte Kaufmann, der ursprünglicher Pilot werden wollte. „Sie haben sich der Einflugschneise, der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt, angenommen“, spielte der Landrat Richard Sigel in seiner Rede auf diesen ursprünglichen Berufswunsch an. Mit der Umgestaltung und Zurückeroberung der Ortsmitte – das Konzept hatte Rudersberg einen zweiten Platz beim Deutschen Verkehrspreis eingebracht – hätten sich Kaufmann und seine Gemeinde „neben den ganz Großen der Republik eingereiht“, sagte Sigel angesichts der weiteren Preisträger Hamburg und Kassel.

Auch der Rudersberger Adventswald, der seit einigen Jahren immer an den Adventswochenenden im Ortskern stattfindet, sei eine Kaufmannsche Idee, „die der Gemeinde alljährlich Höhenflüge bei den Besucherzahlen beschert“. Der Landrat erwähnte jedoch auch Turbulenzen, ohne die es beim Fliegen nicht gehe, beispielsweise die Diskussionen, die in Rudersberg um die Bauweise eines Wasserrückhaltebauwerks bei Oberndorf geführt wurden und die die Kontrahenten bis vor das Verwaltungsgericht führten.

Ein Mann mit Ecken und Kanten

Claus Paal, der Präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr, bezeichnete Martin Kaufmann als „Charakterkopf mit Ecken und Kanten“. Die Relevanz der Breitbandversorgung beispielsweise habe er früh erkannt: „Wir verlieren einen tatkräftigen Bürgermeister aus Sicht der Wirtschaft.“ Thomas Bernöhr, Bürgermeisterkollege aus Welzheim, nannte Kaufmann einen „streitbaren homo politicus, der seinen Abdruck im Wieslauftal hinterlässt“. Der Weg ins Strohgäu sei weit und, so prophezeite Bernlöhr: „Der Schwäbische Wald wird dir fehlen.“ Er überreichte ein Care-Paket mit Leckereien, „die in Leonberg nicht zu kriegen sind“. Von den Mitarbeitern bekam Kaufmann gleich noch ein zweites dazu – und einen Gutschein für die Burg Waldenstein: „Damit Sie Grund haben, mal wieder Rudersberg zu besuchen“, so der Bauamtsleiter René Schaal.