Mit seinem Frontalangriff auf das Ablasssystem der Päpste ist Martin Luther vor 500 Jahren über Nacht zum ersten Medienstar der deutschen Geschichte geworden. Virtuos nutzte er die neuen Medien. Doch wurde er dabei auch zum Stammvater heutiger Populisten?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Für die römische Kurie ist er einfach nur der grobianische Deutsche, ein sich selbst überschätzender Bettelmönch aus der tiefsten Provinz, ohne Manieren, sein Latein ein Graus. Schnellstmöglich soll 1521 die Causa Martin Luther abgeräumt werden. Der Kirchenbann steht schon seit Jahresbeginn fest. Dass einige einflussreiche Fürsten durchsetzen, dass der „Ketzer“ zum Wormser Reichstag vorgeladen wird und dort sogar sprechen darf, ist aus römischer Sicht überflüssig. Entsprechend ist die Erwartung: Widerrufen soll er und dann still an seine Universität am Rande der Zivilisation zurückkehren. Doch schon im Vorfeld des Reichstags wird klar, dass es so einfach nicht geht. Denn die Fahrt nach Worms, von der Kurie als Bußgang verstanden, wird für Luther zu einem beispiellosen Triumphzug.