Nachhilfe in Staatskunde: Die Kabarettisten Martin Maier-Bode und Jens Neutag erklären im Renitenztheater, wie Demokratie funktioniert.

Stuttgart - Als Angela Merkel damals mit weitem Dekolleté zu den Bayreuther Festspielen erschien, sei das eine Form des Femen-Protests gewesen, erklärt der am Düsseldorfer Kom(m)ödchen engagierte Martin Maier-Bode am Dienstag im Renitenztheater. Im Gegensatz zu den beschrifteten Brüsten der meist nackt in Erscheinung tretenden feministischen Aktivistinnen war auf jenen der Kanzlerin jedoch gar keine Botschaft zu lesen, erwidert Jens Neutag, den manch einer eventuell schon in der SWR-Spätschicht sah. „Typisch Merkel!“, weiß Maier-Bode: „Inhaltslos!“

 

Zwischen Maier-Bodes (51) und Neutags (45) Geburtstagen liegen nur sechs Jahre. Dennoch spielen sie in ihrem Programm „fertig!“ zwei Kabarettisten verschiedener Generationen: Der ältere prahlt mit seinem Widerstand vergangener Tage, welcher der heutigen Generation fehle, schließlich sei er ja noch in K-Gruppen aktiv gewesen; der andere weist darauf hin, dass die Katholische Kirche der beiden „K“ im Namen zum Trotz keine solche sei.

Beide tragen chic geschnittene Sträflingsstreifenanzüge, Maier-Bode zu Beginn sogar Handschellen. Sie müssen Sozialstunden leisten respektive den Deutschen die Demokratie erklären. Davon schweifen sie indes häufig ab. In etlichen Sketchen schildert das Duo lieber, wie es eigentlich ins Gefängnis kam. In diesen oft zu lang geratenen Einlagen avanciert man zu beschwipsten Kölner Karnevalsvereinsrednern oder auch zu Altgriechen wie Aristoteles, den Neutag wie einen Proleten von heute labern lässt: „Isch hab‘ erfunden Gesellschaftsform. Heißt: Demokratie.“

Obwohl Neutag komisch mimen und Maier-Bode schön imitieren kann, bleiben die Pointen lasch. Die Prämissen lassen sich nicht ändern, doch die darauf basierenden Witze sind meist zu banal: Trump ist doof, für die BILD-Zeitung schreiben Deppen, Widerstand in Deutschland bedeutet bestenfalls einen kurzen Bahnstreik – ja nun, Augenfälliges aufzuzeigen reicht nicht. Jedenfalls nicht, wenn dabei mehr als Durchschnittskabarett entstehen soll.