Unverhofft kommt oft: Marvin Plattenhardt bestreitet zum Auftakt gegen Mexiko sein WM-Debüt für das deutsche Nationalteam. Er trägt noch die geringste Schuld an der 0:1-Pleite zum Auftakt.

Sport: Marco Seliger (sem)

Moskau - Es gibt ja viele Geschichten, die zeigen: Im Sport kann es mitunter ganz schnell gehen. In der jüngeren Vergangenheit war Christoph Kramer so ein Beispiel. Vor der WM 2014 hatte den Gladbacher keiner auf dem Zettel. Dann wurde er überraschend für den WM-Kader nominiert – seitdem ist Kramer Weltmeister. Nun gibt es eine neue dieser Geschichten.

 

Marvin Plattenhardt war vor der Saison zwar kein No-Name in der Nationalmannschaft. Dennoch wurde sein Name immer wieder gehandelt, als es darum ging, wen Joachim Löw wohl aus seinem vorläufigen Kader streichen wird. Doch es kam anders. Der Berliner, in Filderstadt geboren und über den 1. FC Frickenhausen zu Hertha BSC gelangt, ist nun nicht nur einer der 23 potenziellen Titelverteidiger für Deutschland in Russland, sondern auch einer der elf Spieler, die der Bundestrainer für die Startelf gegen Mexiko nominiert hatte. Wo er jedoch – wie die gesamte deutsche Mannschaft – beim 0:1 auf verlorenem Posten stand. Fast könnte man sagen: Plattenhardt machte noch am wenigsten falsch. Über seine linke Seite lief zwar wenig nach vorne, was auch an den Pässen der Teamkollegen lag. Hinten aber war der Linksverteidiger nicht so fehlerhaft wie so mancher Kollege. Als seine Flanken immer verzweifelter in den Strafraum der Mexikaner geschlagen wurden, musste Plattenhardt nach 79 Minuten für Mario Gomez vom Feld. Es war das Ende eines unglücklichen WM-Debüts, über das sich Plattenhardt nicht richtig freuen konnte: „Wir sind einfach nur alle geknickt und enttäuscht“.

Hector muss wegen Grippe passen

Ohne fremdes Zutun wäre es erst gar nicht zu seinem Startelf-Einsatz gekommen. Jonas Hector, normalerweise unangefochtene Stammkraft hinten links, musste wegen einer Grippe kurzfristig passen. Erst am Morgen erfuhr der Neuling von seinem Einsatz – Löws Entscheidung, Plattenhardt nach Russland mitzunehmen, erwies sich als Glücksgriff. Die Auswahl an starken Linksverteidigern ist schließlich nicht besonders groß. Nicht im Nationalteam, nicht einmal in der Bundesliga – 2014 spielte Innenverteidiger Benedikt Höwedes während der WM auf der für ihn ungewohnten Position. Auch deshalb sticht Plattenhardt aus der Masse heraus. Die Frage, wann Hector genesen und in die Startelf zurückkehren wird, blieb am Sonntag unbeantwortet. So oder so: Plattenhardts Karriere hat ungeachtet der Niederlage einen neuen persönlichen Höhepunkt erreicht. Der Confed-Cup-Sieger von 2017 ist nun auch WM-Spieler. Vom Weltmeister-Titel ist er wie die gesamte Mannschaft freilich noch ein großes Stück entfernt.