Um Karriere zu machen, muss man nicht Ingenieur sein. Deniz Cevikalp startete als Schlosser.

Empathie bezeichnet Deniz Cevikalp als seinen Schlüssel zum Erfolg: „Ich kann mich ganz gut in die Lage anderer Menschen versetzen”. Weil er meist versteht, wie sein Gegenüber tickt, weiß er, wie er Mitarbeiter begeistern oder Partner überzeugen kann. „Ich unterhalte mich mit dem Schlosser in der Produktion genauso wie mit einem Vorstandsvorsitzenden im Verwaltungsgebäude”, so der Mannheimer, der Mitte dieses Jahres die PKM Packaging GmbH in Pirmasens übernahm.

„Deswegen bin ich aber kein Weichei”, stellt der Sohn einer kurdischen Mutter fest. Nachdem er die unternehmerische Entscheidung traf, zwei Abteilungen zusammenzulegen, nahm er sich zwar Zeit, die betroffenen Mitarbeiter von der Notwendigkeit zu überzeugen, aber es gibt Grenzen, wenn er alles für ihn Mögliche getan hat. Dann ist für ihn auch die Entscheidung einfach, sich von Mitarbeitern zu trennen. „Das ist eine Entscheidung für ein gesundes Unternehmen”, sagt Cevikalp.

Nach der Hauptschule begann er mit 15 Jahren eine Schlosserlehre bei BASF. Seine älteren Kollegen verbrachten die Mittagspausen mit „Bild”-Zeitung und Bier. Das prägte ihn, denn so wollte er sein Arbeitsleben nicht verbringen: „Damals wuchs in mir die Überzeugung, dass ich etwas schaffen kann, wenn ich mich anstrenge.” Nach seiner Lehre leitete er für drei Jahre eine kleine Schlosserei, ehe er die Ausbildung zum Techniker für Betriebswirtschaft absolvierte. Danach arbeitete er zunächst in der Arbeitsvorbereitung, wurde Projektmanager und Produktionsleiter, ehe er als 35-Jähriger die Werksleitung von SCA Hamburg Display übernahm, wo er 50 Mitarbeiter führte und 6,2 Millionen Euro verantwortete. In dieser Zeit ließ er sich berufsbegleitend zum Refa-Betriebswirt ausbilden.

„Ich habe ausschließlich in der Verpackungsindustrie gearbeitet”, sagt Cevikalp. Die Erfahrung und die Beziehungen haben ihm auch als Sanierer eines Unternehmens und als Werkleiter der Acherner Korsnäs Packaging geholfen. Schließlich stieg er im August 2008 zum Mondi-Manager auf und leitete in der Papiersackindustrie fünf Werke mit 500 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresumsatz in Deutschland und in der Türkei. „Auf allen Stationen haben mich Mentoren begleitet”, erzählt der Mannheimer, dem Werte wie Respekt und Toleranz wichtig sind, „ältere Menschen haben eine Reife, über die ich noch nicht verfügen kann.” Täglich pendelt der Unternehmer zwischen Mannheim und Pirmasens. 90 000 Kilometer legt er jährlich zurück und arbeitet auch an den Wochenenden E-Mails ab oder führt Telefongespräche.

Dieses zeitliche Engagement für eine Bilderbuchkarriere ist eher nichts für Timo Otten: „Ich arbeite gerne, will auch Karriere machen, doch Familie und Freizeit sind mir ebenso wichtig.” Im März 2007 zog der Industriekaufmann aus privaten Gründen vom Bodensee nach Stuttgart. Über die Internetplattform Monster fand der Mannheimer Personaldienstleister Hays den maschinenbauaffinen Kaufmann und brachte ihn zunächst bei einem Reutlinger Automobilzulieferer unter. Für eineinhalb Jahre änderte Otten in der Stücklistendokumentation nach Vorgaben der Ingenieure Zeichnungen und Bezeichnungen von rund 500 Einzelteilen, die für LED-Scheinwerfer benötigt werden. Danach wurden seine SAP-Erfahrungen bei einem schwäbischen Autoveredler benötigt, der sein Lagersystem umstellte. Das Wissen, das Otten von Profis vermittelt wurde, gab er an die Lagerarbeiter weiter und überprüfte die Umsetzung. Doch nach einem halben Jahr lief das Projekt aus.

Momentan ist er noch als operativer Einkäufer bei Voith in Crailsheim tätig. Der Spezialist für Antriebstechnik stellt dort vor allem Gelenkwellen her, und der 25-Jährige bearbeitet Anfragen und Bestellungen. Weil er seit September berufsbegleitend BWL studiert, wird er als Materialdisponent zu einem Automobilzulieferer nach Stuttgart wechseln. So spart er sich die langen Fahrtwege und hat mehr Zeit, um zu lernen. „Ich habe in den vier Jahren viel Erfahrung gesammelt, die mich wesentlich weitergebracht hat, als wenn ich in einem Betrieb geblieben wäre”, sagt Otten rückblickend. Allerdings müsse man sehr flexibel sein: „Ich habe das Glück gehabt, dass die vier unterschiedlichen Arbeitsstellen relativ leicht von Stuttgart aus erreichbar waren.”

„Gerade weil die Konjunkturwellen immer schneller ausschlagen, suchen Unternehmen flexible Personallösungen”, sagt Manfred Buffa, Leiter der Stuttgarter Hays-Niederlassung, „auch bei hoch qualifizierten Spezialisten.” So erleichtert Hays vielen Berufsanfängern die ersten Schritte im Arbeitsleben. Die sammeln in vier, fünf Jahren in unterschiedlichen Unternehmen und Tätigkeiten relativ schnell sehr unterschiedliche Erfahrungen und erweitern ihr praktisches Wissen. Das steigert ihren Wert für potenzielle Arbeitgeber. Gerade im Maschinenbau und der Automotivbranche organisieren sich deutsche Unternehmen immer stärker in Projekten, um schnell auf Markttrends zu reagieren. „Die Arbeitnehmerüberlassung von Spezialisten hat für Unternehmen den Vorteil, dass sie mit deren Wissen punktgenau anstehende Aufgaben erledigen können, ohne die Fachkraft auf Dauer anstellen zu müssen”, so Buffa. Und umgekehrt sei Hays für Spezialisten interessant, weil sie nicht schlechter verdienten als in einer Festanstellung direkt in einem Unternehmen.

Das Studium an der Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) dauert für Otten mindestens sieben Semester. Prinzipiell ist für ihn danach offen, wie es weitergeht. Personalverantwortung kann sein, muss aber nicht.