Die Aufträge des Werkzeugmaschinenherstellers erreichen ein Rekordniveau. Doch Platz für einen weiteren Ausbau gibt es am Firmensitz nicht mehr. Unternehmenschef Klaus Winkler kann sich Erweiterungen in China vorstellen.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Nürtingen - Der Werkzeugmaschinenbauer Heller zieht im Augenblick seine letzte große Erweiterung am Firmensitz hoch. In Nürtingen entsteht zurzeit eine neue Montagehalle, doch zusätzlichen Platz für Erweiterungen gibt es 125 Jahre nach der Gründung dort nicht mehr. Einen Ausbau der Kapazitäten kann sich Klaus Winkler, der Vorsitzende der Geschäftsführung, am ehesten in Asien vorstellen. Dort gibt es bereits eine Fabrik mit 130 Beschäftigten in der Nähe von Schanghai, zudem ist China nach Deutschland der zweitgrößte einzelne Markt des Unternehmens.

 

Schon heute wird das Werk in Nürtingen von anderen Standorten aus, etwa auch aus Brasilien oder Großbritannien, mit einzelnen Komponenten beliefert. Diese werden dann am Firmensitz zusammengebaut. „Nürtingen bleibt aber unser Zentrum für Forschung und Entwicklung“, sagte Winkler. Außerdem würden dort auch die komplexeren Maschinen produziert. Nach einer Steigerung des Auftragseingangs um mehr als 13 Prozent auf den Rekordwert von 695 Millionen Euro rechnet der Vorsitzende der Geschäftsführung damit, dass die Entwicklung im laufenden Jahr langsamer wird. Mit einem Auftragsbestand von 546 Millionen Euro – ebenfalls ein Höchstwert – ist das Unternehmen aber viele Monate lang ausgelastet.

„Wenn das hohe Niveau von 2018 gehalten werden könnte, wäre dies schon ein Grund zur Zufriedenheit“, meinte Winkler. So habe es wegen der guten Konjunktur im vergangenen Jahr Engpässe bei Lieferanten gegeben, unter denen auch Heller gelitten habe. „Eine Beruhigung tut allen Beteiligten nur gut“, sagte Winkler.

Beruhigung nach Rekordaufträgen

Die geringere Dynamik bei den Geschäften hängt seiner Ansicht nach neben weltpolitischen Risiken auch mit der Investitionszurückhaltung der Autoindustrie zusammen. Diese sei durch die Diskussion um den Verbrennungsmotor verunsichert. Nach Winklers Meinung könnte dies den Autozulieferern helfen. Möglicherweise würden die Fahrzeugbauer eher Aufträge vergeben als selbst in neue Anlagen zu investieren. Statt neue Maschinen zu kaufen, würden oft auch ältere modernisiert. Davon profitiere auch Heller in seinem wichtiger werdenden Servicesegment. Dieses trägt inzwischen ein Viertel zum Umsatz bei. Steigend sei – auch wegen des Mangels an Fachkräften – die Nachfrage nach Automatisierungsmöglichkeiten für bereits vorhandene Maschinen.

Heller baut auch Maschinen für Hybridgehäuse

Heller produziert auch Maschinen, mit denen Teile von Elektromotoren gefertigt oder Komponenten von Hybridmotoren hergestellt werden können und profitiert, so von der Hinwendung zur Elektromobilität. „Etwas komplexeres wie Gehäuse für Hybridmotoren wurde auf unseren Maschinen noch nie bearbeitet“, sagte Winkler. Der Firmenchef ist allerdings davon überzeugt, dass auch der Verbrennungsmotor „noch lange eine wichtige Rolle spielen wird“. Ein reiner Elektroantrieb sei wegen der Probleme bei der Herstellung und der Entsorgung der Batterien „keine Lösung für die Umweltprobleme“. Eine solche kann sich Winkler eher durch die synthetischen Kraftstoffe vorstellen.

Zufriedenheit mit dem Ertrag

Wegen der Verschiebung eines Großprojektes ging der Umsatz im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 558 Millionen Euro zurück. In diesem Jahr soll er aber auf mehr als 700 Millionen Euro steigen. Die wichtigsten Kunden sind Autohersteller und deren Zulieferer. Diese haben 2018 mehr als 50 Prozent zum Neugeschäft beigetragen. Heller will von diesem Bereich unabhängiger werden. Die zweitwichtigste Kundengruppe ist der Maschinenbau. Beliefert wird aber auch etwa die Luftfahrtindustrie. Deutschland ist mit einem Umsatzanteil von 34 Prozent der wichtigste Einzelmarkt. Mehr als zwei Drittel der Aufträge kamen 2018 aus Europa, 17 Prozent aus Asien. Von den inzwischen 2590 Mitarbeitern sind 1700 in Nürtingen tätig. Die Ertragslage stufte Winkler als gut ein.