Die Flachter Strudelbachhexen starten mit dem traditionellen Countdown in die Fastnachtskampagne 2023.

Ich warte schon zwei Jahre auf die Taufe“, sagt Denise Bär. Die 18-Jährige steht mit zwei anderen „Azubi-Hexa“ zusammen, die ihre Lehrzeit noch nicht beendet haben. Denise soll an diesem Abend in den Kreis der Strudelbachhexen aufgenommen werden. Die Coronabeschränkungen haben dies hinausgezögert.

 

Der Verein mit seinen etwa 130 Mitgliedern konnte, wie viele andere auch, in den Jahren 2021 und 2022 nur sehr eingeschränkt tätig werden. Präsenzveranstaltungen waren nicht möglich, erzählt Pressesprecher Ludwig Essig. Das habe die Coronazeit finanziell „äußerst schwierig“ für den Verein gemacht, müsse man doch für die Unterbringung des Equipments Lagergebühren an die Gemeinde zahlen. „Wir wollten trotz allem ‚Fasnet im Herzen‘ feiern und haben 2021 in einem Livestream einen bunten Abend organisiert.“ 2022 hat der Verein verschiedene Tanzvideos hochgeladen und nahm an Fotowettbewerben teil.

In diesem Jahr lud die Hexenzunft endlich wieder zum Fasnetsauftakt in die Flachter Festhalle ein. Dafür üblich ist eigentlich der Dreikönigstag, an dem auch die Weihnachtszeit endet. „Wir feiern mit unserem Fasnets-Countdown in den 6. Januar hinein“, sagt Ludwig Essig. Denn oft sei eben am darauffolgenden Tag ein Werktag, was das Feiern schwieriger mache.

Ein wachsames Augen auf die Masken

Zum traditionellen Start in die schwäbisch-alemannische Fastnacht gehört das Abstauben der Masken. Diese liegen bereits am Bühnenrand und sehen gar nicht eingestaubt aus. Deren Besitzer haben ein wachsames Auge darauf, denn die handgeschnitzten Kunstwerke aus Lindenholz, dekorativ umrahmt von einer mächtigen Mähne aus Rosshaar, haben durchaus ihren Preis. Sie kosten neu zwischen 400 und 500 Euro. Doch man könne sie auch gebraucht erwerben, wenn Mitglieder ausscheiden oder nicht mehr aktiv mitmachen.

Das Hexenkleid, das sogenannte Häs, muss nach genauen Zunftvorgaben genäht werden. Dazu gehören neben dem Rock mit bunten Flicken Strohschuhe und ein Dreieckstuch über der Schulter. Für die anwesenden Flachter Hexen, unter ihnen auch der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll, heißt es nun, die Masken aufzusetzen und damit in die Fastnacht zu starten.

Über dem Kopf schweben Luftballons

„Eine richtige Hexe ist man erst, wenn das Häs überreicht wird“, sagt Nachwuchshexe Denise Bär. Sie wird jetzt – noch ganz ohne Kleid, dafür in langer weißer Unterkleidung und schwarzem Vereinsshirt – auf die Bühne zur Hexentaufe geleitet. Über ihrem Kopf schweben Luftballons, sie trägt Schwimmflossen und eine Schnorchelmaske. So muss sie sich dem Publikum präsentieren und landet zunächst in einem hölzernen Käfig, während die Hochdorfer Fleggafetzer mit ihrer Guggenmusik einen lautstart-schmissigen Auftritt hinlegen.

Die nächste Aufgabe für Junghexe Denise ist das Beantworten einiger Fragen. Seit wann gibt es die Strudelbachhexen? Seit 2008. Auf welcher Seite des Häs prangt das Vereinslogo? Links. Aus einem mit Wasser, Stroh und süßem Schleim gefüllten Bottich gilt es nun, mit dem Mund Kugeln herauszufischen – da leistet die Taucherbrille gute Dienste. Sogar an den Pranger wird sie gestellt. Am Ende besteht sie alle Prüfungen und ist nun eine Strudelbachhexe mit der Laufnummer 18, die sie stolz als Abzeichen auf ihrem Häs trägt. Warum sie diese Prozedur über sich ergehen ließ? „Wir sind ein supercooler Verein“, sagt die Schülerin, „und wir sind während der Faschingszeit jedes Wochenende auf Tour.“ Der Leonberger Marcel Eisenhardt, seit 2018 Zunftmeister und Vereinsvorsitzender, ist froh, dass in diesem Jahr wieder eine „normale Kampagne“ möglich ist. Mit der Auftaktveranstaltung beginnt für die Mitglieder eine Vielzahl von Ausfahrten zu Veranstaltungen und Umzügen, an denen 20 bis 30 Vereinshexen teilnehmen, erzählt er. 75 Maskenträger hat der Verein, dazu kommen etwa 35 Kinder.

Ein selbst kreierter Birnenbrand

Mit dem Schalmeienzug der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg ertönt in der Festhalle nun ein weiteres musikalisches Highlight für die Flachter Hexen und die zahlreichen Gäste anderer Zünfte, etwa die Heimsheimer Schleglerhexen, die Narrenzunft Renningen, die Pforzheimer Höllenhexen, die Neuhausener Bietschellen sowie den Wimsheimer Carnevalsverein Hurrasssel. Erstmals bietet der Flachter Verein mit dem „Strudelbach-Elixier“ einen selbst kreierten Birnenbrand an. Produziert wurde er in der Perouser Brennerei Nr. 17.

Am 21. Januar gibt es für die Kleinen in der Strudelbachhalle einen Kinderfasching. Abends feiern dort dann die Erwachsenen mit der „längsten Theke der Fasnet“ eine Hexanacht. „Dazu haben wir schon vor drei Jahren den inzwischen bekannten DJ Robin aus Ditzingen eingeladen“, so Marcel Eisenhardt. Größere Projekte plane der Verein zunächst nicht.