RTL bringt ehemalige Teilnehmer der Sendung „Bachelor“ und „Bachelorette“ in der Sendung „Bachelor in Paradise“ in Thailand zusammen. Auf der einen Seite locken umstrittene Dating-Shows das Fernsehpublikum. Auf der anderen Seite sensibilisiert die Metoo-Debatte. Wie passt das zusammen?

Stuttgart - Es soll ja Menschen geben, die glauben, dass das Fernsehen das schafft, was die Dating-App Tinder nicht schafft: nämlich für jeden Topf einen Deckel zu finden – und sei er noch so verbeult. Die Kuppelshow ist immer noch eines der beliebtesten Genres der TV-Unterhaltung. Wen hat das Fernsehen unter dem Deckmantel der Eheanbahnung nicht schon vor die Kamera gelockt? Mutlose Milchbauern („Bauer sucht Frau“), arme Adelige („Gräfin gesucht“) oder kontaktarme Kneipiers („Wirt sucht Liebe“). Gefunkt hat es zwischen den Kandidaten nur sehr selten, aber das muss das Fernsehen nicht irritieren. Dem Zuschauer reicht es, wenn am Ende eine Rose symbolträchtig den Besitzer wechselt. Mehr Erotik würde man den Kandidaten sowieso nicht abkaufen.

 

Womit wir bei der neuen Show von RTL sind – dem „Bachelor in Paradise“. Das ist eine Art Resterampe für Männer und Frauen, die ihr Glück schon einmal in den RTL-Shows „Der Bachelor“ und „Die Bachelorette“ versucht haben. Es sind Formate, die die Suche nach dem sprichwörtlichen Deckel auf dem Topf wenn nicht als Comedy, dann doch als Realsatire inszenieren. In der einen Show macht sich eine Horde Männer zum Affen, um eine Rose von einer Frau zu bekommen – als Zeichen dafür, dass sie es eine Runde weiter geschafft haben. In der anderen erleben wir, was dabei herauskommt, wenn zwei Dutzend Frauen so tun, als würden sie sich um den einzigen Hahn kloppen. Ein aufgeschreckter Hühnerhaufen ist zivilisiert dagegen.

Eine Klatsche für den Machismo

Der Unterhaltungswert dieser Balzkämpfe nutzt sich natürlich mit jeder Staffel ein bisschen ab. Die Kandidaten sind aber immer noch Single. Das hat RTL auf eine Idee gebracht. Warum nicht die immer noch unbemannten und unbefrauten Kandidaten beider Formate auf eine Insel schicken und sie dort noch einmal aufeinander loszulassen? Rosen dürfen dann abwechselnd verteilt werden, mal von den Frauen, mal von den Männern.

Es ist ein klares Statement in Zeiten des Kampfes um Emanzipation und der Debatte über Metoo: Vor den Kameras von RTL sind alle gleich. Gut, die Frauen vielleicht ein bisschen gleicher. Hatte Kandidatin Yeliz, 25, in der jüngsten „Bachelor“-Staffel nicht das Rad der Emanzipation gleich um ein Jahrzehnt vorgedreht, als sie dem Bachelor Daniel eine schallende Ohrfeige verpasste? Es war nur eine kleine Klatsche für Daniel, aber eine große für den Machismo. Das kommt eben davon, wenn man eine Frau in einem Einzeldate küsst, obwohl man schon weiß, dass die doofe Kuh keine Rose bekommen wird.

Und wenn Sie jetzt sagen, hey, aber warum hat RTL dieses Massen-Dating dann auf der thailändischen Insel Koh Samui gedreht, dort also, wohin viele Männer fliegen, um sich Frauen zu kaufen, dann ist diese Frage schon die Antwort. Denn natürlich geht es auch in diesem Paradies nicht um die Suche nach Mr. oder Mrs. Right. Wenn sich die Teilnehmer in Hawaii-Shorts oder im Bikini unter der Sonne Thailands rekeln, dann mögen sie sich davon einiges versprechen, ein Update ihrer Sonnenbräune, neue Follower bei Instagram oder ein bisschen PR-Getöse in den Klatschmagazinen, aber bestimmt nicht das große Glück. Davon profitiert auch der Sender. Der nutzt den Ausflug auf die Insel, um Frischfleisch für die immer noch wichtigste Resterampe im deutschen Fernsehen zu casten. Es fängt mit D an und hört mit p auf. Willkommen im Dschungelcamp.

Sendetermin: Mittwoch, 9. Mai, RTL, 20. 15 Uhr.