Jedes Jahr wollen 25 000 Menschen den höchsten Berg Europas besteigen. Nun ziehen die Verantwortlichen die Bremse.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Der Massenansturm auf den Mont Blanc (4810 Meter) soll gebremst werden. Seit dem 1. Juni benötigen Bergsteiger, die den höchsten Berg Europas auf dem einfachsten Normalweg erklimmen wollen, mindestens eine Reservierung für eine der Übernachtungshütten. Der Aufstieg über diese Route dauert in der Regel zwei Tage.

 

Angesichts der 25 000 Alpinisten, die jedes Jahr den Mont Blanc besteigen wollen, habe man sich bereits im vergangenen September zu dieser Maßnahme entschieden, erklärt Jean-Marc Peillex, Bürgermeister von Saint-Gervais, auf dessen Gemeindegebiet sich ein wesentlicher Teil des Mont-Blanc-Massivs befindet. „Alle Alpinisten, die sich nicht an die Vorgaben halten, werden bestraft“, sagt Peillex.

Am Mont Blanc drohen hohe Strafen

So drohen für das wilde Campen in Naturschutzgebieten bereits bis zu zwei Jahre Haft und 30 000 Euro Geldstrafe. Dasselbe gilt für Personen, die sich der neuen Regel widersetzen. Kontrolliert werden sollen die Vorgaben von einer eigens eingerichteten Einheit.

Vor allen in den drei Hütten Nid d’Aigle, Tête Rousse und Goûter, die insgesamt 214 Schlafplätze haben, war es wegen des Ansturms auf den Berg zum Teil zu wilden Szenen gekommen. Bergsteiger mussten im Schuhraum auf dem Boden übernachten. Manchmal sei es sogar zu Angriffen auf Hüttenwirte gekommen, wenn diese einen Streit zwischen aufgebrachte Alpinisten schlichten wollten. Immer wieder habe man versucht, an die Vernunft der Menschen zu appellieren, sagt der zuständige Präfekt Pierre Lambert, doch alle Versuche, das Problem im Guten zu lösen, seien gescheitert.

Sieben Wege führen auf den Mont Blanc

Insgesamt führen sieben Wege auf den Mont Blanc. Der von den meisten Bergsteigern eingeschlagene Normalweg ist der einfachste. Hier setzt auch die Kritik von Yannick Vallençant an. Er ist Präsident der Bergsteigervereinigung Syndicat Interprofessionnel de la Montagne. „Das Problem wird einfach verlagert“, sagt er. „Alle, die keine Reservierung haben, werde auf andere Routen ausweichen, die technisch schwieriger und deshalb wesentlich gefährlicher sind.“ Die neue Regelung widerspreche dem Ziel, für mehr Sicherheit am Berg zu sorgen.

Große Gefahr für Alpinisten

Der zunehmende Andrang - auch von weniger erfahrenen Alpinisten -, extreme Berge zu besteigen, wird in der Bergsteigerszene mit Sorge beobachtet. In den vergangenen Tagen waren schockierende Bilder vom Mount Everest (8848 Meter) um die Welt gegangen: Während des Gipfelanstiegs auf den höchsten Berg der Welt stiegen die Bergsteiger in langen Schlangen auf - bis in die sogenannte Todeszone über 7000 Meter, in der sich der menschliche Körper nicht mehr regenerieren kann. In der diesjährigen Klettersaison starben bereits doppelt so viele Bergsteiger wie im vergangenen Jahr.