Er soll wie 2006 das Herz der Fußball-EM in Stuttgart sein. Doch es gibt Zoff um den Schlossplatz. Die Jazz Open müssten weichen und später stattfinden.

Manche Sachen kann man kaum glauben, wenn man sie hört. Etwa die Geschichte von Major Allison Digby Tatham-Warter. Der war ein britischer Offizier im Zweiten Weltkrieg und trug bei Kämpfen immer eine Melone und hatte einen Regenschirm dabei, damit ihn seine Kameraden als Engländer erkannten. Das ist wahr, ebenso wie die Tatsache, dass bei der Fußball-EM nächstes Jahr der Schlossplatz nicht für das Fanfest samt gemeinsamen Schauen der Spiele genutzt werden kann.

 

Fünf Spiele sind in Stuttgart

Eigentlich dachte man, das sei längst eingetütet, die Macher tüftelten an Konzept, Künstlern und Sicherheitsvorkehrungen. Doch erst einmal geht es um Grundsätzliches. Die EM beginnt am 14. Juni und endet am 14. Juli. Zehn Städte sind Spielorte. Darunter Stuttgart. Dort finden fünf Partien statt. Am Sonntag, 16. Juni, ist ein Spiel der Gruppe C, am Mittwoch, 19. Juni, spielt ganz sicher Deutschland sein Gruppenspiel in der Mercedes-Benz-Arena, am Sonntag, 23. Juni, sind die beiden anderen Mannschaften der Gruppe A in Stuttgart zu Gast. Am Mittwoch, 26. Juni, ist ein Spiel der Gruppe E, am Freitag, 5. Juli, ein Viertelfinale, möglicherweise mit der deutschen Elf.

Wie war es 2006?

Nun hat man die Erfahrungen der WM 2006, sozusagen eine Blaupause. Der zentrale Ort war das Fanfest auf dem Schlossplatz, man erinnere sich nur an die 70 000 Holländer die die Innenstadt in Orange tauchten und ihre Trikots mit den Monturen der Männer und Frauen von der Stadtreinigung tauschten. So soll es wieder werden.

Oder doch nicht? Mitte Juli sind traditionellerweise die Jazz Open auf dem Schlossplatz. Der wird dafür abgesperrt, eine Bühne, Zäune und Gastro aufgebaut, wofür man einige Tage Zeit braucht. Nun gehört der Schlossplatz dem Land, wird verwaltet vom Finanzministerium. Dort bereitet die Terminkollision Kopfzerbrechen. Die Stadt und Opus, der Veranstalter der Jazz Open, streiten um den Platz. Bisher konnte das Land sich nicht dazu durchringen, ein Machtwort zu sprechen. Was bei der Stadt Verwunderung auslöst, milde gesagt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe die Unterstützung des Landes zugesagt, heißt es, diese nach der erfolgreichen Bewerbung bekräftigt. Dabei sei allen klar gewesen, dass der Schlossplatz ein wichtiger Teil der Bewerbung war.

Was sagt die Stadt?

Andreas Kroll ist Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Er hat das Programm der WM 2006 verantwortet und plant mit seinen Leuten die EM 2024. Er will nicht ins Detail gehen, bestätigt aber, „dass wir Klärungsbedarf haben“. Man war mit Opus im Gespräch, habe angeboten, die Bühne so zu bauen, dass sie unmittelbar nach Ende der EM für die Konzerte nutzbar sei.

Was sagt das Land?

Sebastian Engelmann, der Sprecher des Finanzministeriums, sagt: „Wir wollen sowohl die Jazz Open in ihrem Jubiläumsjahr 2024 ermöglichen wie auch das Public Viewing für die Europameisterschaft. Das haben wir dem Veranstalter der Jazz Open wie auch der in.Stuttgart beziehungsweise der Stadt so kommuniziert.“ Man habe Gespräche mit beiden Veranstaltern geführt mit dem Ziel, zu einer Einigung zu kommen, da sich die Veranstaltungen zeitlich überschneiden würden. Das Ergebnis war, dass der Ehrenhof des Neuen Schlosses nicht für das Public Viewing genutzt werden könne. „Das liegt auch daran, dass sich die beiden Veranstalter nicht auf eine gemeinsame Nutzung der Tribüne einigen konnten.“ Auf dieser Basis habe Opus eine genehmigungsfähige Planung vorgelegt. Leider fehle eine entsprechende Planung vonseiten der Stadt bislang. „Wir wollen weiterhin beide Veranstaltungen ermöglichen und die Flächen dafür bereitstellen. An uns soll und wird es nicht scheitern. Das setzt aber voraus, dass beide Veranstalter ihre Planungen so anpassen, dass sowohl die Jazz Open, als auch das Public Viewing möglich sind. “

Doch wie könnte ein Kompromiss aussehen? Fakt ist, die  Jazz Open feiern 2024 ihr 30-Jahr-Jubiläum. Zankapfel ist der Ehrenhof beziehungsweise die Tribüne, die dort stehen soll für die Besucher der Jazz Open. Der Bau ist aufwendig, am 16. Juli soll das erste Konzert sein, ein Beginn erst nach dem Finale am 14. Juli sei zu spät. „Wir müssen zehn Tage vorher beginnen“, sagt Jürgen Schlensog, Geschäftsführer von Opus. Also noch während des Fanfestes. Das sei logistisch aufwendig, aber diesen Vorschlag des Landes trage man mit und sei trotz aller Umstände bereit dazu. Dies würde bedeuten, für das Fanfest ist nur der halbe Schlossplatz nutzbar. Und die Kulisse wäre zugebaut. Der Termin der Jazz Open 2024 vom 16. bis 21. Juli sei dem Land seit vielen Jahren bekannt, sagt Schlensog, „die Künstler sind gebucht, wir können nicht ausweichen“. Wie gesagt, man habe den Kompromissvorschlag des Landes befürwortet, „nun ist die Stadt am Ball“. Man sehe sich nicht in der Pflicht, irgendwelche Schritte zu unternehmen. „Wir planen weiter.“ Mit Konzerten auf dem Schlossplatz. Eine EM in Stuttgart, und der Schlossplatz steht für ein Fanfest nicht zur Verfügung? Es gibt Dinge, die kann man kaum glauben.