Die Welt als Sammlung: Der italienische Fotograf Massimo Listri hat die kuriosesten Kabinette aufgesucht. Ein Bildband zeigt besonders schöne Exemplare in Europa

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Als noch nicht alle Menschen überall hinreisen konnten, wurde in Wunderkammern gesammelt, was die Welt an Schätzen bot. Das konnte alles sein – Kunst und Krempel, Geräte aus der Medizin und Astrologie, naturgeschichtliche Exemplare und bizarre Dinge: Marmorbüsten, Jagdtrophäen, religiöse Kunst, Muscheln, Masken, Waffen und vieles mehr.

 

Erste Kunst- und Wunderkammern

So entstanden von der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert kuriose Kabinette. „Die Einrichtung der ersten Kunst- und Wunderkammern und damit die Geburt der modernen Museumsidee ging aus dem brennenden Wunsch hervor, über die Systematisierung empirischer Dinge zur Erkenntnis der Ordnungsprinzipien der Welt und der Geschichte vorzudringen“, schreibt Antonio Paolucci in seinem Vorwort zu „Cabinet of Curiosities“. Dieser außergewöhnliche, prächtige Bildband lässt uns auf visuelle Entdeckungsreise gehen: Der italienische Fotograf Massimo Listri hat in den vergangenen Dekaden große Sammlungen in Europa besucht und festgehalten, was vor Jahrhunderten gesammelt wurde. Gerahmt wird der Prachtband von einer Einführung und detaillierten Beschreibungen der 19 Wunderkammern. Listri, der für ein anderes Projekt bereits die schönsten Bibliotheken der Welt bereiste, ist ein Könner der Interieurfotografie.

Viele Überraschungen, viel Schönes

Der Betrachter sieht das große Ganze, aber eben auch die kleinen Details, auf die es hier ankommt. Mit Listri reist man ins Grüne Gewölbe nach Dresden, in die Kunst- und Naturalienkammer nach Halle, in die Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien, in ein französisches Schloss oder nach London ins Malplaquet House – und sieht neben viel Überraschendem schlichtweg sehr Schönes.

Info:Massimo Listri: Wunderkammern. Taschen Verlag, 356 Seiten, 100 Euro, taschen.com