Am Montag ist ein 60-jähriger Mann, der seit einem Jahr im Maßregelvollzug im Psychiatrischen Zentrum in Weinsberg untergebracht war, umgebracht worden. Sein 33-jähriger Mitbewohner hat vor der Polizei jetzt die Tat gestanden.

Stuttgart - Der 33-jährige Mann, der im Verdacht steht, im Klinikum am Weissenhof in Weinsberg (Kreis Heilbronn) einen 60-Jährigen getötet zu haben, hat gestanden. Das teilt die Polizei in Heilbronn mit. Die beiden waren zusammen im Maßregelvollzug in dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) untergebracht.

 

Der 33-Jährige habe seinen Mitbewohner gegen 16.30 Uhr unter einem Vorwand ins gemeinsame Badezimmer gelockt, teilt die Polizei mit. Dort habe er ihn von hinten angegriffen und gewürgt. Weiter habe er massiv gegen Oberkörper und Kopf getreten. Am Dienstag habe eine Obduktion bestätigt, „dass diese Verletzungen todesursächlich waren“, wie es heißt. Ein Pfleger habe nach 19 Uhr den leblosen Mann gefunden. Man habe sofort eine Reanimation versucht – erfolglos. Gegen 21.15 Uhr wurde die Polizei über den Vorfall verständigt.

Ein Motiv ist nicht erkennbar

Ein Motiv für die Tat vermag die Polizei „derzeit nicht zu erkennen“. Der Tatverdächtige wurde inzwischen in das Psychiatrische Zentrum nach Wiesloch verlegt. In Weinsberg werden hundert Patienten in der Klinik für Forensische Psychiatrie behandelt. „Ein solcher Vorfall ist bislang noch nie vorgekommen,“ erklärte die Klinikleitung. Die Wieslocher Einrichtung ist größer, dort werden rund 200 Patienten in der Forensik stationär versorgt.

Der Getötete war seit einem Jahr im Maßregelvollzug. Dieser wird verhängt, wenn ein Straftäter wegen einer psychischen oder einer Suchterkrankung für seine Tat nicht voll verantwortlich gemacht werden kann, aber zu erwarten ist, dass er in Folge der Erkrankung weitere schwere Straftaten begehen wird. Körperverletzungen sind die häufigsten Delikte, wegen derer Straftäter in den Maßregelvollzug kommen, gefolgt von versuchten oder vollendeten Tötungen; Raub und Erpressung sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, wie der Forensik-Fibel des ZfP-Südwürttemberg zu entnehmen ist.

Sozialministerium fordert Bericht an

Weswegen die beiden Männer im Maßregelvollzug waren, wollen die Ermittler nicht sagen. Nur so viel: der Tatverdächtige sei „wegen mehrerer verschiedener Delikte bekannt“ und „einstweilig durch ein Gericht in der Klinik untergebracht“ worden. Die beiden hätten seit acht Wochen in einem Zimmer gewohnt. „Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten zwischen den beiden sind nicht bekannt.“

Patienten im Maßregelvollzug seien in der Regel in Doppelzimmern untergebracht, in alten Häusern „teilweise auch in Dreibettzimmern“, erklärte das Sozialministerium auf Nachfrage. „Erkennbar gefährliche Patienten“ sind einzeln untergebracht. Das Sozialministerium ist die Aufsichtsbehörde der ZfP und hat deshalb einen Bericht aus Weinsberg angefordert. Man gehe der Frage nach, „ob es Versäumnisse in der Klinik gab und ob diese Tat vermeidbar war – oder ob der Klinik keine Versäumnisse vorzuwerfen sind.“