Mastbetrieb im Kreis Rottweil wird geschlossen Schweine fressen sich gegenseitig an

Einem Schwein werden die Ohren angefressen. Foto: Screenshot vom Video der Soko Tierschutz

Im Landkreis Rottweil ist ein neuer Fall von mangelndem Tierschutz entdeckt worden – die rund 200 Tiere müssen stark gelitten haben.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Rottweil - Noch ist die Affäre um den mangelnden Tierschutz im Schlachthof Gärtringen nicht aufgearbeitet, da erschüttert bereits ein neuer Fall die Öffentlichkeit: In einem Schweinemastbetrieb im Kreis Rottweil sollen Tiere unter unerträglichen Bedingungen gehalten worden sein. In einem Video, das wie in Gärtringen der Verein Soko Tierschutz heimlich aufgenommen hat, ist zu sehen, wie ein auf dem Boden liegendes Schwein von anderen angegangen wird – ihm werden die Ohren angefressen, es quiekt jämmerlich. Ein totes Tier wird von den Artgenossen richtiggehend aufgefressen. Und man sieht den Landwirt, der ein Tier an einem Bein hinter sich herzieht.

 

Das Politmagazin „Report Mainz“ hat diesen Fall jetzt aufgedeckt – und die politische Dimension angeprangert. Denn ein Spaziergänger habe schon vor zwei Monaten das Schreien der Tiere im Stall gehört und das Veterinäramt im Landratsamt Rottweil alarmiert. Wie die Behörde mitteilte, habe es auch trotz der „unspezifizierten Mängel“ Ende Juli eine Kontrolle des Hofes gegeben, und man habe erhebliche Verstöße festgestellt. Dem Landwirt seien „umfassende Maßnahmen“ auferlegt worden, aber es habe keine ausreichenden Verbesserungen gegeben. Die Anfrage von „Report Mainz“ scheint den Druck erhöht zu haben – bei einer zweiten Prüfung am Freitag habe die „angetroffene Lage ein sofortiges Einschreiten“ erforderlich gemacht. Nun hat das Amt den Schweinemastbetrieb geschlossen; alle 200 Tiere werden woanders untergebracht.

Der betroffene Landwirt soll auch als Bauernfunktionär aktiv und als Ortsvorsteher tätig sein. Der Mann, der den Vorfall zuerst gemeldet hatte, behauptet deshalb in einem Gespräch mit Soko Tierschutz, dass das Veterinäramt ihn habe abwimmeln wollen, als ob man sich mit diesem Landwirt lieber nicht anlegen wolle. Dort weist man den Vorwurf zurück – der Betrieb sei zuvor unauffällig gewesen.

Agrarminister Peter Hauk weist Verwicklung zurück

Auch beim mittlerweile geschlossenen Schlachthof Gärtringen gibt es die Vorwürfe einer politischen Verwicklung. Böblingens Landrat Roland Bernhard (parteilos) hatte in einer Kreistagssitzung betont, dass man schon Ende März ein Zwangsgeld verhängt habe – diese Anordnung habe das Agrarministerium aber ausgesetzt. Minister Peter Hauk (CDU) steht seither in der Kritik, zumal der Geschäftsführer des Schlachthofs ein Parteifreund ist. Hauk hält die Kritik für abwegig: Im April sei man mitten in der Corona-Krise gewesen, und Schlachthöfe habe man damals als systemrelevant angesehen.

Friedrich Mülln von Soko Tierschutz betont, dass der Verein kaum noch hinterherkomme, die gemeldeten Fälle zu bearbeiten. Er fordert indirekt eine Ablösung von Peter Hauk: „Das Landwirtschaftsministerium unter Minister Hauk hat eine verheerende Arbeit zuungunsten von Tier und Mensch vollbracht.“

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