Die Quantentechnologie soll künftig einen Schwerpunkt auf dem Campus bilden. Das Naturwissenschaftliche Zentrum muss derweil über anderthalb Jahrezehnte hinweg saniert werden. Details aus dem Masterplan.

Vaihingen - Das Naturwissenschaftliche Zentrum am Pfaffenwaldring ist der mit Abstand größte Gebäudekomplex auf dem Vaihinger Campus – und er ist zugleich auch einer der ältesten. Die beiden zehnstöckigen Gebäude ragen 50 Meter in die Höhe und sind mit einer jeweiligen Seitenlänge von 120 Metern schon aus großer Entfernung zu sehen. Gebaut wurden sie zwischen 1969 und 1974 und beherbergen die Fakultäten Mathematik, Physik, Chemie und Biologie. Die Hochhäuser bieten Platz für 10 000 Mitarbeiter und Studenten. Die Sanierung des NWZ stellt die Uni vor eine große Herausforderung; schließlich können so viele Menschen nicht auf einmal woanders untergebracht werden. Deshalb haben sich die Planer eine groß angelegte Rochade ausgedacht, die sich über einen Zeitraum von anderthalb Jahrzehnten ziehen wird. Die Kosten dürften bei 200 Millionen Euro liegen.

 

Masterplan soll die Entwicklung bis 2030 aufzeigen

Wie diese Rochade aussehen könnte, zeigt der Masterplan zur baulichen Entwicklung des Vaihinger Campus. Über Jahre hinweg haben die rund um den Pfaffenwaldring ansäßigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen diesen zusammen mit dem Universitätsbauamt ausgearbeitet. Denn es wird zunehmend eng am Standort auf der Filderebene. Es gilt, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Am Dienstag, 28. Juni, soll das Papier der Öffentlichkeit präsentiert werden.

In einem ersten Schritt sollen zwischen 2018 und 2021 in einger Entfernung Neubauten am Allmandring entstehen. In diese sollen dann die Physiker und Biologen ziehen. Für die Physiker ist eine Geschossfläche von rund 15 000 Quadratmeter vorgesehen; die Biologen brauchen lediglich 5000 Quadratmeter. Für letzteres reicht ein Anbau am Pegasus genannten Gebäude, der derzeit errichtet wird.

Nachdem auf diese Weise einer der beiden NWZ-Riegel frei wurde, kann dieser laut heutigem Stand der Planung bis 2025 von Grund auf saniert werden. Anschließend nimmt er die benachbarten Chemiker auf, worauf dann auch die zweite Hälfte saniert wird. Schließlich werden die Flachbauten, die beide Riegel verbinden, erneuert und teilweise neu gebaut. Das Ende dieses Mammutprojekts istt für 2032 vorgesehen.

Neben Sanierung werden Neubauten gestemmt

So lange können die dringensten Maßnahmen aber nicht warten, weshalb schon heute die Arbeiter in den Gebäuden im Einsatz sind. So werden in diesem Jahr die Stahlträger im Hauptwerk der Physiker verstärkt, was wohl allein schon acht Millionen Euro kosten dürfte. Noch einmal neun Millionen kostet es, dieses und nächstes Jahr unter anderem die Lüftungsanlagen bei den Chemikern zu ertüchtigen.

Wenn sich Wissenschaftler auf das große Feld der Quantenphysik begeben, dann beschäftigen sie sich gleichsam mit dem Kleinsten, was die Naturwissenschaft derzeit zu bieten hat. So winzig sind die Teilchen, dass sie die normalen Gesetze der Physik aushebeln und gleichzeitig sowohl Materie als auch Energie sind. Die Uni Stuttgart will bei der Erforschung dieser Teilchen nicht zurückstehen und plant deshalb ein Zentrum für angewandte Quantentechnologie.

Entstehen soll dieses Zentrum am Allmandring zwischen den geplanten Ausweichgebäuden der Physiker und Biologen. Und wie viel Technik in ihm steckt, wird allein durch das Preisschild deutlich. 34 Millionen Euro wird das Zentrum wohl kosten. Der Baubeginn ist für Mitte 2017 vorgesehen, die Fertigstellung könnte Ende 2019 gefeiert werden.

Gebaut wird an vielen Stellen

Bis dahin wird ein anderes Vorzeigeprojekt längst den Betrieb aufgenommen haben. Am Pfaffenwaldring entsteht derzeit die sogenannte Arena 2036. Das ist eine Forschungsfabrik, in der an der Fahrzeugfertigung der Zukunft gearbeitet wird, unter anderem mit Robotern, die Hand in Hand mit Menschen arbeiten und so eine flexible Produktion ermöglichen. Beteiligt ist deshalb auch eine Vielzahl namhafter Unternehmen aus der Region, unter anderem Daimler und Bosch. Der 30 Millionen Euro teure Bau soll Ende dieses Jahres fertig sein.

Ebenfalls Ende des Jahres soll das Pegasus genannte Gebäude für die Bio-Verfahrenstechniker fertig sein. An dem 6,5 Millionen Euro teuren Bau wird seit dem vergangenen Jahr gearbeitet. Und ebenfalls seit 2015 sind die Handwerker auch am Höchstleistungsrechenzentrum an der Nobelstraße unterwegs. Südlich des Komplexes, in dem Europas schnellster Supercomputer mit Namen Hazel Hen und einer Rechenleistung von 5,6 Petaflops untergebracht ist, entsteht ein Schulungszentrum. 6,3 Millionen Euro soll dieses kosten und im Herbst 2017 fertig sein.