Im Sommer soll an einer Gesamtschule in Bremen ein besonderer Unterricht starten. In einer fünften Klasse wird immer der Freitag komplett einem einzigen Thema gewidmet, etwa: „Wir bauen eine Pyramide“. Das macht der Mathelehrer, ein Geschichtslehrer kommt hinzu, dann der Physiklehrer. Ein Sozialpädagoge ist immer präsent, „schließlich treffen im Unterricht zehn Ethnien zusammen“, sagt Roth. Nach drei Wochen und nach drei Monaten werden die Inhalte wiederholt. „Dann sitzt der Stoff, davon bin ich überzeugt“, sagt Roth. Weitere Themenideen sind der rechte Winkel und der Satz des Pythagoras.

 

Für Roth, der bei Erfolg diesen Blockunterricht ausweiten will, ist entscheidend, dass sich in diesem Schulversuch die Lehrer stärker abstimmen. Traditionell „lässt sich ein Lehrer nicht in die Karten schauen“, sagt Roth. Dabei sollten sie sich viel stärker in Gruppen über Inhalte und Unterrichtsmodelle austauschen.

Tatsächlich wandelt sich die Schule bereits, wenn auch langsam. So hat die Kultusministerkonferenz längst Bildungsstandards verabschiedet, die sich vom Detail- und Fachwissen abwenden und den sogenannten Problemlösekompetenzen zuwenden. Es dauert, bis der Wandel im Unterricht ankommt, sagt der Didaktiker Christoph Selter. So sei es längst möglich, den Schülern „gute, interessante und reichhaltige Aufgaben zu stellen, die auf unterschiedlichen Wegen bearbeitet werden können“ – anstelle des stumpfsinnigen, automatisierten Durchrechnens von Aufgabenblöcken. Außerdem verbiete sich ein Unterricht nach Schema F. „Das ist ein Motivationskiller: Die guten Schüler sind unterfordert, die Schwächeren verlieren den Anschluss“, sagt Selter.

Der Lehrer bekommt eine neue Rolle zugewiesen

Das verlangt viel vom Lehrer. „Der Lehrer muss ein Gespür dafür haben, wie sich das Denken der Schüler entwickelt. Ein fast forschendes Interesse“, sagt Rainer Danckwerts, Mathematik-Didaktiker an der Universität Siegen. In einem siebenjährigen Pilotprojekt, zusammengefasst im Buch „Mathematik neu denken“ (Verlag Vieweg & Teubner), haben Rainer Danckwerts und Albrecht Beutelspacher hier neue Impulse gegeben. Schon im Studium lernen die zukünftigen Lehrer nicht mehr frontal Vorgekautes vom Professor, sondern erarbeiten sich die Mathematik in der Gruppe. Im Schulunterricht setzen sie diesen Ansatz dann fort – sie geben nicht Herrschaftswissen weiter, sondern entwickeln Mathematik aus der Erfahrungswelt der Kinder. „Das setzt ein neues Rollenverständnis des Lehrers voraus“, sagt Danckwerts. Auf der einen Seite soll der Lehrer mit dem Bildungswert der Mathematik die Schüler motivieren. Auf der anderen Seite ist er ein Coach, der die Schüler auf dem Weg zum Zentralabitur begleitet.

Das hat Gründe. „Mathe ist ein Schwarz-Weiß-Fach“, sagt Detlef Hoche, Lehrer und Vizechef am Staatlichen Seminar für Lehrerbildung in Stuttgart. Damit meint er, dass in Mathe Aufgaben richtig oder falsch sind. Es gibt nichts dazwischen. „Schwierigkeiten in anderen Fächern wie Geschichte wirken sich nicht so fatal aus.“ Außerdem macht der Unterricht Sprünge: wenn die Variablen oder der mathematische Beweis eingeführt werden. „In einem solchen Umbruch verliert man eventuell die Schüler, wenn das Neuland nicht hinreichend sanft betreten wird“, sagt Franz Kranzinger, Lehrbeauftragter am Staatlichen Seminar für Lehrerbildung.

Und es gibt noch einen dritten Grund für Schwierigkeiten: die Pubertät. „Da werden ganz andere Dinge wichtig“, sagt der Hirnforscher Gerhard Roth von der Universität Bremen. „Die Lehrer halten nicht so gut dagegen.“ Roth hat sich als Wissenschaftler in den Matheunterricht gesetzt und Lehrer wie Schüler beobachtet. Er meint, dass die Persönlichkeit des Lehrers und seine Beziehung zu den Jugendlichen entscheidend für den Bildungserfolg sei. Egal wie das pädagogische Modell aussehe, „der Lehrer ist die Hauptperson, ob er vorn an der Tafel steht oder bei Gruppenarbeit eher im Hintergrund“.

Neue Formen für den Mathe-Unterricht

Im Sommer soll an einer Gesamtschule in Bremen ein besonderer Unterricht starten. In einer fünften Klasse wird immer der Freitag komplett einem einzigen Thema gewidmet, etwa: „Wir bauen eine Pyramide“. Das macht der Mathelehrer, ein Geschichtslehrer kommt hinzu, dann der Physiklehrer. Ein Sozialpädagoge ist immer präsent, „schließlich treffen im Unterricht zehn Ethnien zusammen“, sagt Roth. Nach drei Wochen und nach drei Monaten werden die Inhalte wiederholt. „Dann sitzt der Stoff, davon bin ich überzeugt“, sagt Roth. Weitere Themenideen sind der rechte Winkel und der Satz des Pythagoras.

Für Roth, der bei Erfolg diesen Blockunterricht ausweiten will, ist entscheidend, dass sich in diesem Schulversuch die Lehrer stärker abstimmen. Traditionell „lässt sich ein Lehrer nicht in die Karten schauen“, sagt Roth. Dabei sollten sie sich viel stärker in Gruppen über Inhalte und Unterrichtsmodelle austauschen.

Tatsächlich wandelt sich die Schule bereits, wenn auch langsam. So hat die Kultusministerkonferenz längst Bildungsstandards verabschiedet, die sich vom Detail- und Fachwissen abwenden und den sogenannten Problemlösekompetenzen zuwenden. Es dauert, bis der Wandel im Unterricht ankommt, sagt der Didaktiker Christoph Selter. So sei es längst möglich, den Schülern „gute, interessante und reichhaltige Aufgaben zu stellen, die auf unterschiedlichen Wegen bearbeitet werden können“ – anstelle des stumpfsinnigen, automatisierten Durchrechnens von Aufgabenblöcken. Außerdem verbiete sich ein Unterricht nach Schema F. „Das ist ein Motivationskiller: Die guten Schüler sind unterfordert, die Schwächeren verlieren den Anschluss“, sagt Selter.

Der Lehrer bekommt eine neue Rolle zugewiesen

Das verlangt viel vom Lehrer. „Der Lehrer muss ein Gespür dafür haben, wie sich das Denken der Schüler entwickelt. Ein fast forschendes Interesse“, sagt Rainer Danckwerts, Mathematik-Didaktiker an der Universität Siegen. In einem siebenjährigen Pilotprojekt, zusammengefasst im Buch „Mathematik neu denken“ (Verlag Vieweg & Teubner), haben Rainer Danckwerts und Albrecht Beutelspacher hier neue Impulse gegeben. Schon im Studium lernen die zukünftigen Lehrer nicht mehr frontal Vorgekautes vom Professor, sondern erarbeiten sich die Mathematik in der Gruppe. Im Schulunterricht setzen sie diesen Ansatz dann fort – sie geben nicht Herrschaftswissen weiter, sondern entwickeln Mathematik aus der Erfahrungswelt der Kinder. „Das setzt ein neues Rollenverständnis des Lehrers voraus“, sagt Danckwerts. Auf der einen Seite soll der Lehrer mit dem Bildungswert der Mathematik die Schüler motivieren. Auf der anderen Seite ist er ein Coach, der die Schüler auf dem Weg zum Zentralabitur begleitet.

Zentral im Matheunterricht ist auch der Umgang mit Fehlern. Dem Schüler verhageln falsche Lösungswege und Ergebnisse die Note. Dem modernen Didaktiker und Hirnforscher sind indes Fehler der Königsweg zum Erfolg. Gerhard Roth behauptet sogar, dass Schüler, die erst nach einigen Fehlern zum Ergebnis kommen, mehr gelernt haben als Schüler, die direkt ans Ziel gelangen. Und auch im Mathematikum werden Fehler gemacht – aber nie als solche benannt. An den Kindern ist zu sehen: wer kreativ ist, geht Irrwege, fängt noch einmal von vorn an, probiert etwas anderes. In diesem Punkt unterscheiden sich jugendliche Forscher nicht von erwachsenen Wissenschaftlern. Und kommen sie ans Ziel an, sind sie glücklich.

Konferenz der Pädagogen in Freiburg

Der Deutsche Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU) tagt diese Woche in Freiburg. Rund 1000 Lehrer sind für den 103. Bundeskongress angereist. Der Verein fordert verbindliche Mindeststandards im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht. Die Schüler hätten ein Recht darauf zu wissen, was von ihnen erwartet werde, außerdem steigerten definierte Lernanforderungen die Motivation, hieß es. Die von der Kultusministerkonferenz aufgestellten Regelstandards entsprächen mit ihrem hohen Niveau nicht der Realität.dapd

// Die Homepage des Mitmachmuseums unterwww.mathematikum.de