Die Ursachen für die Mathelücken sind in der Schule zu suchen: nämlich in den Lücken der Bildungspläne und in der fehlenden Zeit zum Üben und Vertiefen, meint unsere Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Nein, es kann niemanden wundern, dass so viele Studierende über ihre Mathelücken stolpern. Wenn grundlegende mathematische Aufgaben aus den Bildungsplänen der Schulen gestrichen werden, werden sie auch nicht mehr vermittelt. Ganz einfach. Und wenn die Stundentafel in Mathe von 44 auf 32 Stunden gekürzt wird, bleibt eben weniger Zeit zum Erklären, Üben und Vertiefen. Wenn dazu noch etliche Viertklässler aufs Gymnasium wechseln, obwohl sie dafür nicht die Voraussetzungen mitbringen, geht noch mehr Zeit fürs Erklären drauf, ohne dass damit gesichert ist, dass alle Schüler dem Stoff folgen können.

 

Der Brandbrief von 130 Mathelehrern mag in Fachkreisen umstritten sein. Er zeigt aber, dass im Matheunterricht der Schulen etwas im Argen liegt, und benennt, was fehlt. Darüber scheinen sich auch andere Praktiker einig zu sein. Der Ansatz, dass Hochschulen und Schulen in puncto Mathe enger kooperieren und das Landesinstitut für Schulentwicklung mit an Bord ist, ist zu begrüßen. Umso mehr, wenn dies, wie in Stuttgart, auf lokaler Ebene geschieht. Wenn Hochschulprofessoren mit Mathelehrern gemeinsam Zusatzkurse entwickeln, dann nützt das den künftigen Studierenden. Das ist gut, reicht aber nicht. Auch über Inhalt und Umfang der Bildungspläne muss neu nachgedacht werden. Kultusministerin Eisenmann hat bereits angekündigt, dass sie sich mit dem Thema des Brandbriefs befasst. Gut so.