„Richlings Valentin, beflügelt von Gerhard Woyda“ heißt das Soloprogramm, mit dem Mathias Richling seinem Münchner Vorbild huldigt. Diese Huldigung mit Sketchen, Liedern und Kommentaren fällt überzeugend aus.

Stuttgart - Karl Valentin, eine mögliche Existenz? Heute noch? Das Tragikkomische dieses Mannes, wo könnte es Platz haben? Wie solche Fragen sich in den Alltag bohren, zeichnet Mathias Richling jetzt nach, der schon 1976 zusammen mit Gerhard Woyda am Klavier ein Valentin-Solo herausgebracht hat. Damals war Richling ein Frischling, Woyda hingegen schon der große Chef des Renitenztheaters.

 

Jetzt hat eine überarbeitete Wiederaufnahme dieses Programms im Renitenz Premiere gehabt. Woyda geht auf die neunzig zu, Richling ist auch als sechzigjähriger Kabarettist und Parodist noch immer derselbe. Hampelt und haspelt herum, zieht Grimassen, verstrickt sich, bricht ab und hat längst seinen Stil gefunden – und eben seit dem Valentin von damals nur noch eigene Texte gespielt. „Eines hat sich aber nicht geändert, das ist der Mensch“, sagt Richling, „da gibt es ein Weltbild, das er darstellt. Und da gibt es das Weltbild Valentin“.

Mathias Richling kombiniert Sketche und Lieder des Komikers, Zitate aus seiner Magisterarbeit über Karl Valentin und, last not least, eigene Szenen. Er zeigt direkt und indirekt, wie sehr die Figur Valentin in seine eigene eingegangen ist, trotz aller Unterschiede. Valentin war ein Naiver, einer, der alles aus sich selbst heraus geschaffen hat, ein literarisch Ungebildeter, was niemand je über Richling behaupten könnte. Aber da sind Stilmittel, Eigentümlichkeiten, eine Sprechweise, die dann doch wieder eingewandert sind in die Bühnenfigur des tollen Richling. Der zeigt's auch ganz frei. In seinem ganzen Getue, in der Sprache und im Dialekt, im Mix aus Schwäbisch und Bayerisch. Gerhard Woyda macht dazu seine Sache brillant, er beflügelt Richling am Piano und textet ein paar Sätze auf die Bühne.

Richling zitiert, memoriert und flicht ein: „I bin durch's Fernsäh erscht a mol Mensch gworda . . .“ Wie's Fernsehen bled machen kann, hat Richling ja schon Anfang der achtziger Jahre ebendort, im Fernsehen, vorgeführt. Glänzend, wie er heute aus dem Vollen schöpft, wie er Rhythmus schafft, wie er sich dosiert und konzentriert, wie er mit dem Grotesken und Absurden spielt, wie er sich den Valentin-Duktus hinbiegt und ihn sich in Sketchen wie dem „Vogelhändler“ anverwandelt, er, der ja ein ganz, ganz anderer Kerl ist als der Bayer. Richling zitiert aus seiner Magisterarbeit, kreist Valentins Humor ein und fängt ihn, er tiriliert und parodiert und zeigt aufs Amüsanteste das Aktuelle an Valentin. Das Komische am Menschen.