Exklusiv Der Liedermacher Wolf Biermann hat in einer Mauerfall-Gedenkstunde des Bundestags kräftig gegen die Linkspartei ausgeteilt. CDU-Vize Thomas Strobl nennt die Partei „SED light“.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Armin Käfer Berlin - Nach der Bundestagssitzung zum Mauerfall hat der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl die Linkspartei scharf attackiert. „Der Auftritt von Wolf Biermann und die Reaktion der Linkspartei haben eindrucksvoll bewiesen, dass die Linkspartei eben keine völlig normale Partei ist. Die Linkspartei ist die SED light“, sagte Strobl der Stuttgarter Zeitung. Die SED habe sich mehrfach umbenannt und heiße heute „Die Linke“, erklärte Strobl, „sonst würden viele Mitglieder, die zur DDR-Zeit in die SED eingetreten sind, gar nicht mehr zur Linkspartei gehören“. Gleiches gelte für das Vermögen der Linkspartei, das zum guten Teil auch aus SED-Zeiten herrühre. „Es ist daher empörend, dass sich SPD und Bündnis 90/ Die Grünen in Thüringen auf den Weg machen, den ersten Ministerpräsidenten der Linken zu wählen. Die Grünen sollten so ehrlich sein und ‚Bündnis 90‘ aus ihrem Namen streichen.“

 

In der Gedenksitzung des Bundestags hatte der Liedermacher Biermann die Linke frontal angegriffen. Die Linke sei „der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden ist“, sagte Biermann, der eigentlich zum Singen zu der Sitzung eingeladen worden war. Mit Verweis auf seine Bezeichnung als „Drachentöter“ sagte der Liedermacher, er könne „nicht die Reste der Drachenbrut“ niederschlagen, „die sind geschlagen“. Es sei „Strafe genug“ für die Linken, „dass sie hier sitzen müssen und sich das anhören müssen“.

Gysi reagiert nicht auf die Biermann-Schelte

Auf einen Einwurf aus der Linksfraktion, sie seien gewählt, erwiderte Biermann, eine Wahl sei doch „kein Gottesurteil“. Die Linke sei in Wahrheit „reaktionär“. Im Anschluss an den Schlagabtausch trug der Liedermacher sein Stück „Ermutigung“ vor, das nach den Worten Biermanns vor allem Oppositionellen in der damaligen DDR „ein Stück Seelenbrot“ war.

Linken-Fraktionschef Gregor Gysi ging in seiner Rede nicht auf die Kritik Biermanns ein. Stattdessen würdigte er „die historische Leistung aller in der DDR“, dass die Umwälzungen vor 25 Jahren gewaltlos blieben.

Die Linksfraktion im Bundestag hatte sich bereits im Vorfeld kritisch zum Auftritt Biermanns geäußert. Der heute 77-jährige Biermann war 1976 wegen systemkritischer Gedichte und Lieder aus der DDR ausgebürgert worden. In der Gedenkstunde des Bundestages schilderten Redner aller Fraktionen teils sehr persönlich ihre Erinnerungen an DDR und Mauerfall.