Der Bootsverleih am Max-Eyth-See lockt viele Besucher aus der ganzen Region an. Das liegt auch daran, dass es nur hier E-Boote zum Mieten gibt. Das ist nun wieder möglich, weil die Natur die Natur regelt oder: Algen kontra Laichkraut.

Stuttgart - Vorsichtig setzt eine Kundin den Fuß ins Tretboot. „Nicht, dass es am Ende umkippt“, erklärt sie ihre Skepsis. „Ein bisschen wackeln muss es schon, wenn es fahren soll“, macht ihr Horst Bauer Mut, der am Samstagmittag an seinen alten Arbeitsplatz zurückgekehrt ist – den Bootsverleih am Max-Eyth-See, den inzwischen sein Sohn führt. „Umgekippt ist hier noch keiner“, versichert der 77-Jährige gut gelaunt.

 

Probleme mit dem Laichkraut

Gekippt war in jüngerer Vergangenheit allerdings der See. Im Jahr 2018 hatte es Blaualgenalarm gegeben. Diesen Sommer machte ein anderes ökologisches Phänomen der Bootsvermietung zu schaffen: das Krause Laichkraut, das sich in den Motoren der Elektroboote verfängt. „Zum Glück hat die Natur nun selbst eingegriffen“, freut sich der Chef der Wasserfahrzeuge, der wie sein Vater Horst Bauer heißt. „Die Algen, die das Wasser so grün färben, haben dem Laichkraut das Licht genommen. Jetzt wuchert es nicht mehr so stark, ja, es ist sogar zurückgegangen“, nennt Bauer einen Vorteil des ansonsten ökologisch unerwünschten Algenwachstums. Seit diesem Wochenende können die Elektroboote jedenfalls wieder fahren, ohne dass die Stadt mit einem schwimmenden Rasenmäher anrücken musste.

„Ich wusste gar nicht, dass sie zwischendurch nicht einsatzbereit waren“, sagt der 39 Jahre alte Tobias, der mit seiner Partnerin aus Ludwigsburg an den Max-Eyth-See gekommen ist. „Rudern und Tretbootfahren können wir bei Schloss Monrepos. Die E-Boote sind etwas Besonderes. Ich wäre schon ein bisschen enttäuscht gewesen, wenn wir nicht hätten fahren können“, sagt er. Man habe oft Kundschaft aus dem Umland, weiß Horst Bauer junior. „Am Bodensee kann man auch Elektroboot fahren. Ansonsten sucht man dieses Angebot in der ganzen Region vergeblich.“

Manche nehmen auch das Ruderboot

Der 58-Jährige ist froh, dass die Wochen, in denen die Motoren nicht laufen konnten, vorüber sind. Immerhin: Der finanzielle Ausfall sei noch zu kompensieren. Viele Kunden hätten sich flexibel gezeigt und sich zum Treten oder Rudern entschlossen, sagt Horst Bauer junior. Roman ist am Samstag schon mit dem Vorsatz hergekommen, die Ruder in die Hand zu nehmen. „Das entspannt, und irgendwie ist es ja auch ein bisschen wie Sport“, sagt er augenzwinkernd. Andere Seebesucher schwärmen vom leisen Dahingleiten mit dem Elektroantrieb.

Es gebe Liebhaber für alle Bootsvarianten, sagt Horst Bauer junior und widmet sich einem Mann, der mit vier Erwachsenen und einem Kind aufs Wasser will. Die Lösung: ein Elektroboot. „Ein Tretboot würde bei so einer Besatzung zu tief im Wasser liegen“, erläutert Bauer, der den Bootsverleih seit zwanzig Jahren führt. Er liebt den See. „Ich bin jeden Tag gerne hier“, schwärmt er.

Vom Neckar getrennt

Was über die Jahre hinweg mit dem Gewässer angestellt wurde, löst bei den Bauers hingegen Kopfschütteln aus. „Einige Entscheidungen sind nicht nachzuvollziehen“, bemerkt der Senior und deutet auf jene Stelle gegenüber dem Bootsverleih, an der der See vom Neckar abgetrennt wurde. „Wenn es noch Wasseraustausch gäbe, dann hätten wir die Probleme mit Kraut und Algen vielleicht gar nicht“, glaubt er. „Solange das Wetter so bleibt wie jetzt, ist alles gut“, meint sein Sohn. „Fatal wäre es, wenn es wieder richtig heiß würde. Das mögen die Blaualgen.“

Langsam dezimiert sich der Wasserfuhrpark am Steg. Mehr als die Hälfte der 30 Boote kreuzt auf dem See. Auch alle E-Boote sind mittlerweile verliehen. Beliebt sind die Fahrten auf dem Max-Eyth-See also nach wie vor. „Ich schätze, um 16 Uhr ist der Steg leer“, sagt Bauer. Dann ist seine gesamte Flotte unterwegs – auch die E-Boote.

Infos zum Bootsverleih

Der Bootsverleih ist werktags von 12 bis 19.30 Uhr, am Wochenende von 11 bis 19.30 Uhr geöffnet. Wenn die Tage kürzer werden, ist früher Schluss. Ruder- und Tretboote kosten 7 und 12 Euro, E-Boote 12 und 19 Euro (30 und 60 Minuten). Vom 1. November bis 1. März ist der See aus Naturschutzgründen für Wassersportler gesperrt. Außerdem gibt es Restaurant, Biergarten, künstlich angelegten Sandstrand und große Rasenflächen.