Max Markgraf von Baden ist mit 89 Jahren gestorben. Er war seit 1963 Chef des Hauses Baden und Unternehmer, konfliktfähig und dem Gemeinwohl verpflichtet.

Manchmal blitzte die alte Adelsherrlichkeit noch etwas auf, etwa wenn Max Markgraf von Baden mit dem Vierspänner durch Villingen fuhr oder bei seinem 85. Geburtstag, als eine historische Bürgerwehr mit Trachtengruppe und 200 Leuten an seinem Wohnort Schloss Salem aufmarschierte und einen Großen Zapfenstreich ausführte. Da war vielleicht auch etwas von der Faszination der „Untertanen“ spürbar für Grafen, Fürsten und Könige aller Art, die es wohl immer geben wird. Tatsache ist, wenn das Großherzogtum Baden nach dem Ersten Weltkrieg eine Monarchie geblieben wäre, der am Donnerstag im Alter von 89 Jahren verstorbene Max Markgraf von Baden wäre ihr Regent gewesen. So kam es aber nicht, Baden wurde 1918 zur Republik und ging 1952 im Land Baden-Württemberg auf. Verantwortung für umfangreiche Besitztümer hatte der studierte Land- und Forstwirt Max Markgraf von Baden, der 1963 die Geschäfte des Hauses nach dem Tod seines Vaters Berthold von Baden übernommen hatte, aber zu tragen. Er stand einem der ältesten Fürstenhäuser Deutschlands vor, einem Haus, das auf das Geschlecht der Zähringer zurückgeht. Seit sich 1112 Hermann aus dem Haus der Herzöge von Zähringen erstmals Markgraf von Baden nannte – Namensgeber war die Burg oberhalb von Baden-Baden (heute das alte Schloss) –, bestand am Oberrhein die Markgrafschaft Baden. Max Markgraf von Baden war praktisch mit dem gesamten europäischen Hochadel verwandt, seine Mutter Theodora war Prinzessin von Griechenland und Dänemark und Schwester des britischen Prinzgemahls Philip. Sein Großvater war der letzte Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs, Max von Baden.

 

Wälder und Weingüter im Besitz

Wälder und Weingüter auf 6000 Hektar, Schlösser und Fabriken gehörten zum Besitz des Markgrafen, mit Industriebeteiligungen versuchte er die Geschäfte auszubauen. Mitte der 90er Jahre kam es zur Krise und zu einer schmerzlichen Neuordnung der Geschäfte, die Beschäftigtenzahl des Hauses Baden sank von 1500 auf 400. Die Fürstenfamilie trennte sich vom Schloss Kirchberg, später ging auch das Neue Schloss in Baden-Baden an eine kuwaitische Firmengruppe.

Schlagzeilen wegen Kunstverkaufs

In die Schlagzeilen geriet das Haus Baden stets, wenn es um das Eigentumsrecht und Verkaufsabsichten von adeligem Besitz ging. Aufsehen erregte 1995 die Versteigerung von 25 000 Kunst- und Gebrauchsgegenständen aus dem Neuen Schloss. „Badens Trödel“ komme unter den Hammer, schrieb die Presse. Die Landesregierung beugte einem Totalausverkauf vor, erwarb Kunstobjekte und stellte andere unter den gesetzlichen Schutz deutschen Kulturguts. Eine Neuauflage des Ringens um Kulturgüter gab es 2006, gestritten wurde um Eigentumswerte von 250 bis 350 Millionen Euro. Der Sachwalter des Hauses Baden machte geltend, dass man Geld für den Erhalt von Salem brauche. Am Ende stand ein Vergleich, das Land zahlte etwas für Salem und überließ einen Teil des Schlosses dem Markgrafen als Wohneigentum.

Auf Schloss Salem geboren und gestorben

Auf Schloss Salem ist der Markgraf geboren und gestorben, aber mit dem dortigen Internat geriet er einst in einen Clinch. Erbprinz Bernhard, eines seiner vier Kinder und jetzt sein Nachfolger, vermittelte und sorgte dafür, dass das Internat eine Zukunft auf Salem hat. Bei aller Streitbarkeit hatte Max Markgraf von Baden eine hilfsbereite Seite, fühlte sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Er war in 60 Vereinen und Verbänden aktiv – vom Roten Kreuz über die Denkmalpflege bis hin zur Flüchtlingshilfe: „Er führte einen bescheidenen und zurückgezogenen Lebensstil“, sagt seine Familie über ihn. „Er war frei von Dünkel“ und habe für Menschen in Not, die ihn um Hilfe baten, immer ein offenes Ohr gehabt.