Als Clueso-Support hat der Berliner Songwriter Max Prosa 2011 nicht ganz überzeugt. Nun hat er im Stuttgarter Club Goldmarks gespielt und alles richtig gemacht. Ein bisschen wie Annenmaykantereit - nur besser.

Stuttgart - "Max Prosa ... sagt mir was", haben einige gemeint, als der Name des Berliner Sängers die letzten Wochen im Gespräch fiel. Als man seinen Wuschelkopf auf Plakaten sah oder in sozialen Netzwerken von ihm las. Was der macht? Irgendetwas mit Prosa. Oder Pop. Begriffstutzigen kann man es wie folgt erklären: "Klingt ein wenig wie Annenmaykantereit". Die junge Kölner Boygroup ist mit ihrem Straßenmusiksound ja in aller Munde.

 

Diese Beschreibung ist aber auch ein wenig gemein. Max Prosa singt seine Songs ja schon ein Weilchen. Mit seinem erschienenen Debüt "Die Phantasie wird siegen" hat er 2012 versucht, seine Vorliebe für lyrische Texte in sphärisch angehauchte Musik zu verpacken. Hat im Song "Ikonen" Streicher eingebaut und zupft in "Als der Sturm vorbei war" auf der E-Gitarre zu Zeilen wie:

"Und als der Sturm vorbei war
Hab' ich die Sonne wieder gesehn'
Es hätte klappen können
Mit uns, mit uns."

2013 folgte das Album "Rangoon". Eine neue Platte sei derzeit noch in Arbeit, heißt es von dem 25-Jährigen. Bekannt geworden ist Prosa vor allem als Toursupport für Clueso. Was laut Erinnerung nicht ganz so gut war: Prosa damals unsicher und schwankend auf der Bühne. Keyboarder und Schlagzeuger begleiteten ihn. Was da noch war, weiß man nicht mehr. Man erinnert sich nur an Prosas Gesang, der damals mehr ein Erzählen war als fließendes Singen.

Vorbei. Prosa ist jetzt anders. Und damit ist nicht seine abgeschnittenen Haarpracht gemeint.

Auf der Bühne im Stuttgarter Club Goldmark's lässt der Berliner Sänger am Mittwochabend die Musik fließen. Seine vierköpfige Band bildet ein hervorragendes musikalisches Bett. Sie bedient sich an allen Instrumenten, die man noch aus dem Schulunterricht kennt und zaubert etwas Magisches in die Clubluft.

Martha Rose, die zuvor für das Warm-up sorgte, spielt gefühlvoll an der Violine und summt im Sopran. Der Cellist Philipp Thimm unterstützt die Band mit elektronischem Hackbrett, Ukulele und zweiter Stimme. Die Band strahlt, fühlt und spielt. Und irgendwo dazwischen liest Prosa ein wenig Lyrik aus einem Buch oder gibt sich als poetischer Liedermacher mit Gitarre und Mundharmonika. Bohemien im Singes-Songwriter Genre.

Max Prosa macht Musik für so etwas wie die Intellektuellen unter den Annenmaykantereit-Fans: 

"Philosophen und Poeten
Die niemand sonst versteht
Und all die, die nie wissen
Wie es morgen weitergeht
Sie rauchen, reden, trinken
Hier an der langen Bar
Sind Heilige Halunken
Hier im alten Café Noir."

Gut hundert recht junge Zuschauer begleiten die fast zweistündige Show, hängen Prosa an den Lippen oder tanzen wilde Tänze. Für die Lyrikfans bietet der Sänger ein SMS- oder Mailabo an - und zwar "wenn man damit nicht rechnet". Mit Abogebühr, versteht sich.

Künstler müssen ja von irgendetwas leben. Für Zweifler gibt es Annenmaykantereit.
 

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