Die mazedonische Hauptstadt Skopje ist voll mit riesigen Skulpturen. Nun schürt ein neues Vorhaben die ethnischen Spannungen. Ein Kreuz mit einer Höhe von 55 Metern missfällt der albanischen Minderheit. Es ist nicht das Erste seiner Art.
Skopje - Wenn Wahlen nahen, dann mehren sich in der Vielvölkerregion des Balkans keineswegs zufällig die ethnischen Spannungen. Ob zum Ablenken vom eigenen Augiasstall oder zur Selbstdarstellung als streitbarer Patriot: die Trickkiste findiger Stimmenjäger beim gezielten Schüren von Vorurteilen oder Animositäten gegenüber anderen Volksgruppen oder Nachbarnationen scheint grenzüberschreitend unerschöpflich.
Auch bei Mazedoniens Streit über ein weiteres Monumental-Kreuz in der an überlebensgroßen Monumenten keineswegs armen Hauptstadt Skopje stehen die für Anfang Juni geplanten Parlamentswahlen Pate. Mit Lokalpolitikern der albanischen Partei DUI und dem der nationalpopulistischen VMRO nahestehenden Mazedonischen Weltkongress stehen sich nun ausgerechnet Parteigänger der beiden Regierungsparteien gegenüber.
Das dritte Kreuz soll 55 Meter hoch werden
Ethnische Spannungen zwischen der mazedonischen Mehr- und der albanischen Minderheit hatten den Balkanstaat 2001 gar am Rande eines Bürgerkriegs taumeln lassen. Und auch nun erregt der geplante Bau eines dritten, 55 Meter hohen Monumentalkreuzes in Skopje die Gemüter: Bereits 2001 und 2013 wurden zwei 66 und 50 Meter hohe Kreuze zum Ärger der Albaner auf dem nahen Vodno-Berg und dem Flughafen von Skopje errichtet. In der nun mit dem von der VMRO beschlossenen Kreuz-Errichtung im Skopje-Stadtteil Butel sehen deren Initiatoren die Antwort auf die vor Kurzem im nahen Viertel Cair erfolgte Einweihung eines Denkmals für den albanischen Doppeladler.
Monumente hat der von einer Dauerkrise geplagte Balkanstaat genug. Seit 2009 haben die nationalpopulistischen Machthaber Skopje mit eher schaurigen als schönen Denkmälern zugepflastert: Auf viele der auf den Sockel gehievten vermeintlichen Nationalhelden erheben auch die Nachbarn Bulgarien und Griechenland Anspruch – so wie auf Alexander den Großen.
Die Opposition geißelt die Geldverschwendung
Wird der Denkmalswald von Skopje vor allem von den Oppositionsparteien als sinnlose Mittelvergeudung kritisiert, gestaltet sich der nun entfachte Streit übers Kreuz als reine Regierungsangelegenheit. Es war der VMRO dominierte Stadtrat von Butel, der den Bau des Kreuzes absegnete. Und es waren letzte Woche DUI-Politiker, die die Demonstration gegen das als Provokation kritisierte Kreuz anführten: Außer dem zerstörten Fundament kamen bei dem aus dem Ruder gelaufenen Protesten auch Polizisten zu Schaden. An den Spannungen dürfte indes den Streithähnen beider Seiten gelegen sein. Sowohl die DUI als auch die VMRO können sich als kompromisslose Streiter für die Interessen der eigenen Volksgruppen profilieren.