Zweimal ist das Stuttgarter Konzert von Me and my Drummer verschoben worden. Entsprechend groß war am Mittwoch die Spannung, als das Berliner Duo in den Wagenhallen aufgetreten ist - und umso größer die Enttäuschung unserer Autorin.

Stuttgart - Es gibt viele Wege, ein Konzert auszuverkaufen. Man ist als Band etwa richtig gut oder verschiebt das Konzert so oft, bis genug Karten verkauft sind. Das wiederum kann man dem Dream-Pop-Duo Me and my Drummer, das am Mittwoch in den Stuttgarter Wagenhallen gespielt hat, nicht unterstellen. Sängerin Charlotte Brandi hatte krankheitsbedingt Probleme mit der Stimme. So musste das Konzert in den Wagenhallen gleich zweimal verschoben werden. Me and My Drummer, so schien es, hatten bislang kein Glück mit Stuttgart.

 

Am Mittwoch meint es Charlotte Brandis Stimme nicht gut mit der Sängerin. Sie ist das Herzstück der spährisch-poppigen Lieder, die von Matze Pröllochs am Schlagzeug begleitet werden. Es kratzt, schleift und drückt. Und das tut weh. Vielleicht auch ihr, sowie dem ein oder anderen Zuschauer, der zwischen den lauten Synthie- und Schlagzeugentönen mal genau hinhört.

Brandi ist bekannt für ihren schönen Gesang, doch will er in den Wagenhallen nicht ganz so schön fließen wie auf Platte, also auch auf dem neuen Album "Love is a Fridge". Live hingegen hört es sich an diesem Abend an, als würde Brandi hin und wieder um Töne und Luft ringen. Geht's ihr gut? Das Publikum fragt die Sängerin zumindest nicht, sondern applaudiert höflich bis gemäßigt enthusiastisch. Die Sängerin gibt dafür zu Beginn Preis, dass der Bandkollege richtig Bock zu spielen habe und sie das halt auch mal so sage.

"Ja ja, jetzt reden und später die Band zerreißen"

Gegen Ende muss jemand aus der ersten Reihe dran glauben: "Seid ihr von der Presse?", fragt sie, "Ja, ja, jetzt reden und später die Band zerreißen." Dabei stehen ihre "Kritiker" an diesem Abend nicht exakt am Bühnenrand, sondern lassen den Fans den Vortritt in die erste Reihe. Und wie steht es nun eigentlich um die?

650 Zuschauer sind da. Eine schöne Menge. Doch die steht während der Songs still. Nach dem dritten Song wird eine Leinwand runtergefahren, auf der ein rennender Wolf und später eine Galaxie zu sehen sind. Alles schön verspielt, hip und vielleicht auch ein wenig psychedelisch. Die Stücke werden indes zur Hintergrundmusik. Was wieder schade ist.

"You're a Runner" spielen Brandi und Pröllochs elektronisch und melodischer als in der ausgekoppelten Single vom 2012 erschienen Debüt "The Hawk, The Beak, The Prey". "Blue Splinter View" vom neuen Album ist ein Garant zum Mitträumen und Mitfühlen. Doch das träumerische Flair des Dream-Pop will in die Wagenhallen irgendwie nicht einziehen - weder bei der Band noch beim Publikum. Stuttgart hat einfach kein Glück mit ihnen.

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